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# taz.de -- Greenpeace-Vorschlag: Milliardärssteuer für den Klimaschutz
> Greenpeace will extrem Vermögende und umweltschädliche Investitionen
> stärker besteuern. Das soll bis zu 200 Milliarden Euro für Klimaschutz
> einbringen.
Bild: Geschenke fürs Klima: Besteuerung von Reichen, die mit ihrem Lebensstil …
Berlin taz | „Uns geht es darum, dass hoch Vermögende Verantwortung für die
Klimawirkung ihrer Handlungen übernehmen“, sagt Bastian Neuwirth,
Wirtschaftsexperte der Umweltorganisation Greenpeace. Schließlich würden
gerade sie meist hohe CO2-Emissionen verursachen. „Zum einen durch ihr
direktes Verhalten, [1][wie die Nutzung von Pools und Privatjets,] zum
anderen durch Investitionen“. [2][Neuwirth hat deshalb letzten Freitag
gemeinsam mit seinem Kollegen Mauricio Vargas ein Konzept zur Besteuerung
von Multimillionär*innen veröffentlicht.]
Das sieht einen jährlichen Steuersatz von 2 Prozent auf Vermögen von
mindestens 100 Millionen Euro vor. Dazu kommt ein Malus: Investiertes
Vermögen, zum Beispiel in Unternehmen, das nicht mit den Pariser
Klimazielen konform ist, soll mit zusätzlichen 0,5 Prozent besteuert
werden. Das soll einen Anreiz für Investitionen in klimafreundliche
Unternehmen schaffen. Die Steuer würde nach Angaben von Greenpeace rund
4.700 Haushalte in Deutschland betreffen.
## Unternehmensentscheidungen beeinflussen
Gerade bei Multimillionär*innen ist der Anteil des Betriebsvermögens
dem Umweltverband zufolge hoch. Das bedeutet, dass diese Personen den
Großteil ihres Vermögens in Unternehmen anlegen. Deshalb hätten sie eine
starke Lenkungswirkung auf Unternehmsentscheidungen, sagt Neuwirth. Die
Steuer solle diese Verantwortung adressieren. Den Greenpeace-Berechnungen
nach könnte dieses Steuermodell bis 2030 bis zu 200 Milliarden Euro
generieren. Die könnten Maßnahmen für Klimaschutz und Klimafolgeanpassung
finanzieren. Die Organisation schlägt zum Beispiel den Ausbau von Bus und
Bahn und eine Finanzierungshilfe für Wärmepumpen für finanzschwache
Hausbesitzende vor.
Das Konzept beruht auf einem Steuervorschlag des französischen Ökonomen
Gabriel Zucman. [3][Der hatte eine 2-Prozent-Steuer auf Milliardärsvermögen
dieses Jahr im Auftrag der brasilianischen G20-Präsidentschaft erarbeitet.]
Greenpeace hat dieses Konzept um das beschriebene Malus-System von 0,5
Prozent erweitert. Tobias Hentze vom Institut der Deutschen Wirtschaft
sieht das allerdings kritisch. Es sei kompliziert, festzulegen, welche
Vermögen davon konkret betroffen seien, der bürokratische Aufwand deshalb
vermutlich hoch. [4][Außerdem gebe es mit dem CO2-Zertifikatshandel bereits
ein Instrument, um Unternehmen zu klimafreundlichem Wirtschaften zu
bewegen.]
## Ergänzung zum Zertifikatehandel
Auch Neuwirth hält das Zertifikatssystem für ein wichtiges Instrument, um
die CO2-Emissionen von Unternehmen zu reduzieren. Die „Milliardärssteuer
mit ökologischer Lenkungswirkung“, wie Greenpeace den Vorschlag nennt,
könne die Zertifikate jedoch gut ergänzen. Schließlich sollten die
Einnahmen aus der Steuer auch dazu dienen, Gegenmaßnahmen für durch den
Klimawandel verursachte Schäden zu finanzieren.
Die CO2-Bepreisung, auf der der Zertifikatehandel beruht, sehe das nicht
vor. „Die Einnahmen aus einer Besteuerung von Vermögen wäre dagegen
zielgenau, da der Vermögensaufbau ja zur heutigen Klimakrise beigetragen
hat“, so Neuwirth. Der geplante Steuer-Malus sei zudem weitreichender als
das Zertifikatssystem. Denn für Produktionsstätten außerhalb der EU würde
teilweise kein CO2-Preis erhoben.
Das heißt, dass deutsche Unternehmen mit Werken im Ausland dort unter
Umständen keinen CO2-Preis zahlen. „Die von uns vorgeschlagene
Milliardärssteuer von 2 Prozent würde also Hochvermögende stärker in ihre
Verantwortung für die Klimakrise nehmen und bestehende Instrumente sinnvoll
ergänzen“, so Neuwirth.
10 Dec 2024
## LINKS
[1] /Privilegierte-Privatjets-und-die-EU/!6051228
[2] https://presseportal.greenpeace.de/245038-greenpeace-aktive-protestieren-fu…
[3] /Besteuerung-von-Superreichen/!6025631
[4] /UN-Klimakonferenz-in-Baku/!6049492
## AUTOREN
Marie Gogoll
## TAGS
Klimaschutzziele
Vermögenssteuer
CO2-Kompensation
Schwerpunkt Klimawandel
Ungleichheit
Schwerpunkt Klimawandel
COP29: Klimakonferenz in Baku
Finanzpolitik
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