Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gewinner des Alternativen Nobelpreises: Getrübte Freude
> Der Palästinenser Issa Amro wird mit seiner Organisation „Jugend gegen
> Siedlungen“ für sein Engagement gegen die israelische Besatzung
> ausgezeichnet.
Bild: „Es bricht mir das Herz, was in Gaza passiert, im Westjordanland und je…
Härnösand taz | Der Palästinenser Issa Amro spricht schnell, ernst und
beherrscht. Aber immer wieder klingen bei dieser digitalen Pressekonferenz
in seinem Zuhause in Hebron im Westjordanland am Donnerstagmorgen auch Wut
und Ungeduld durch. Amro und seine Organisation „Jugend gegen Siedlungen“
(YAS) gehören zu den vier Preisträgern des [1][Right Livelihood Award
2024], auch bekannt als Alternativer Nobelpreis. „Sie wehren sich mit
bürgerlichem Engagement gegen die Brutalität der israelischen Besatzung und
stärken so die palästinensische Bevölkerung“, begründet die Jury der in
Stockholm ansässigen Stiftung ihre Entscheidung.
Er habe gemischte Gefühle über die Auszeichnung, sagt der 44-Jährige. Sich
freuen oder nicht, angesichts [2][der aktuellen Eskalation] in Nahost? „Es
bricht mir das Herz, was in Gaza passiert, im Westjordanland und jetzt im
Libanon.“ Es ist Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest, und für ihn,
einen Palästinenser im von Israel kontrollierten Teil Hebrons, heißt das
tagelange Ausgangssperre, noch bis Samstagabend dürfe er sein Haus nicht
verlassen. „Damit die illegalen Siedler in meine Stadt kommen können, haben
sie Checkpoints, Straßen und Schulen geschlossen, also die ganze
Community“, sagt Amro.
Die Situation in Hebron sei schon vor dem 7. Oktober schwierig gewesen,
seitdem aber noch viel schwieriger. Der Tag des Hamas-Terrorangriffs auf
Israel mit rund 1.200 Toten und 250 Verschleppten jährt sich am Montag zum
ersten Mal. Das israelische Militär und die Siedler hätten sich seither
frei gefühlt zu tun, was sie wollen, und ihre Strategie fortgesetzt,
Palästinenser aus ihren Häusern und ihren Communitys zu verdrängen. Amro
wirft israelischen Soldaten vor, sich willkürlich zu verhalten wie eine
Miliz, nicht wie Armeeangehörige.
„Es ist kein Leben“, sagt Amro. „Wir haben Probleme mit einfachen Services
wie Handwerkern, Notarztwagen kommen nicht zu uns, wir kämpfen um ein
bisschen Sozialleben.“ Er rechne jedes Mal, wenn er das Haus verlasse,
damit, dass er nicht mehr zurückkommen könne. „Ich gebe mein Bestes, trotz
allem.“
Zivilgesellschaft im Fokus
Sein grundsätzlich gewaltloser Widerstand besteht nicht nur aus
Protestaktionen. YAS erschafft auch Neues – einen Kindergarten etwa und ein
Zentrum für Frauen. Jetzt planen sie ein Kinoprojekt. Die Stärkung der
palästinensischen Zivilgesellschaft steht immer im Fokus. Andere Formen der
Unterstützung seien das Dokumentieren von Menschenrechtsverletzungen und
derzeit vor allem Besuche bei Familien, die aus ihren Häusern verdrängt
werden sollen. Was Amro fordert, ist internationaler Druck auf Israel, auch
von Deutschland. Teil seines Aktivismus sei deshalb Öffentlichkeitsarbeit,
„um die Wahrheit über die israelische Besatzung und Apartheid zu erzählen�…
Was wünscht er sich für die Zukunft? „Mein Traum ist, dass die ganze Welt
und Israel die Palästinenser als eine Nation behandeln, die Freiheit,
Gerechtigkeit, Gleichheit und Selbstbestimmtheit verdient.“ Er wolle eine
bessere Zukunft, für Palästinenser und für Israelis, in einer Einstaaten-
oder Zweistaatenlösung. Sie sollen gleichberechtigt zusammenleben.
Neben Amro und seiner Organisation YAS wurde auch die philippinische
Aktivistin Joan Carling ausgezeichnet, die sich für die Rechte Indigener
einsetzt. Weitere Preisträger waren die Umweltaktivistin Anabela Lemos, die
in Mosambik gegen ausbeuterische Megaprojekte ankämpft, sowie die Londoner
Gruppe [3][Forensic Architecture], die Menschenrechts- und
Umweltrechtsverletzungen mit digitalen forensischen Methoden aufdeckt.
3 Oct 2024
## LINKS
[1] https://rightlivelihood.org/
[2] /Konflikt-zwischen-Israel-und-Hisbollah/!6036597
[3] https://forensic-architecture.org/
## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Alternativer Nobelpreis
Palästina
Besatzung
Nobelpreis
Itamar Ben-Gvir
Alkohol
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Gaza
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Radikale Pläne in Israel: Workshops, Tanz und Siedlerfantasien
Hochrangige israelische Politiker machen auf einer Siedlerkonferenz ihre
Pläne für Gaza deutlich: „Das Land gehört uns“, sagt Minister Ben-Gvir.
Trinken in Albanien: Make Raki Great Again
Nach dem Fall des Kommunismus kam der Raki in Albanien aus der Mode. Nun
machen ihn zwei Brüder in ihrer Bar zur Cocktailzutat.
Offener Brief an Israel und Ägypten: „Gewähren Sie uns Zugang zu Gaza“
Deutsche Medien, darunter die taz, fordern von Benjamin Netanjahu und Abd
al-Fattah as-Sisi, Journalist:innen ungehinderten Zugang zum
Gazastreifen zu gewähren.
Palästinensische Gefangene: Misshandlungen mit System
Eine Menschenrechtsgruppe wirft Israel in einem Bericht Folter von
palästinensischen Gefangenen vor. Dazu hat sie 55 Ex-Insassen befragt.
Studieren im Westjordanland: Der schwere Weg zur Universität
Wer in Nablus im Westjordanland studieren will, muss auf dem Weg zur
Universität oft Checkpoints passieren. Die reagiert mit Onlineangeboten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.