| # taz.de -- Gesetzentwurf zur Grundrente: Nur noch 33 Jahre | |
| > Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) legt einen Gesetzentwurf zur | |
| > Grundrente vor. Der Zugang wurde etwas erleichtert. | |
| Bild: Die Grundrente kommt – aber für wen? | |
| Berlin taz | Nun liegt er vor, der [1][Gesetzentwurf] zur Grundrente aus | |
| dem Hause von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Die Aufstockung | |
| für Minirenten soll es jetzt schon ab 33 Jahren Beitragszeit geben. Zuvor | |
| war von 35 Jahren Beitragszeit als Voraussetzung die Rede gewesen. | |
| „Der Gesetzentwurf verstößt gegen die in der Koalition getroffenen | |
| Vereinbarungen“ rügte der CDU-Rentenexperte Christoph Ploß im Gespräch mit | |
| der Funke-Mediengruppe, „es gibt keine solide Gegenfinanzierung und keine | |
| umfassende Einkommensprüfung“. Der Gesetzentwurf wurde an die anderen | |
| Ministerien zur Ressortabstimmung verschickt. Geht er durchs Kabinett, ist | |
| der Weg zur Abstimmung im Bundestag frei. Die Grundrente soll Anfang 2021 | |
| in Kraft treten. | |
| Der Rentenaufschlag soll NiedrigverdienerInnen zugute kommen, die | |
| mindestens 33 Jahre an Beitragszeiten aufweisen können, wobei | |
| Erziehungszeiten und Pflegezeiten teilweise mitzählen. Ab 33 Jahren an | |
| Versicherungszeiten werden die Beiträge ein wenig, ab 35 Jahren dann etwas | |
| stärker aufgestockt bis zu einem Höchstbetrag. Sozialverbände wie der | |
| Paritätische Gesamtverband hatten gefordert, schon 30 Jahre als | |
| Vorbeitragszeiten zu akzeptieren. | |
| ## Minijobber bleiben außen vor | |
| Als Voraussetzung müssen die NiedrigverdienerInnen ein Bruttoeinkommen von | |
| derzeit 972 Euro im Schnitt pro Monat aufweisen, das sind 30 Prozent des | |
| Durchschnittseinkommens. MinijobberInnen oder KleinstverdienerInnen | |
| erwerben somit keinen Anspruch auf den Aufschlag im Alter. | |
| Aufgestockt wird aber nur bis zu einer Gesamthöhe von 925 Euro Rente für 35 | |
| Jahre Beitragszeit (heutige Werte), wobei der Aufstockungsbetrag noch | |
| einmal um 12,5 Prozent reduziert wird.. | |
| Insgesamt werden 1,4 Millionen Menschen von der Grundrente profitieren, | |
| davon gut 70 Prozent Frauen. Laut Entwurf werden voraussichtlich rund sechs | |
| Prozent der Versichertenrenten aufgestockt. Die Kosten der Grundrente | |
| sollen im Einführungsjahr 2021 rund 1,4 Milliarden Euro betragen. Die | |
| Grundrente soll „vollständig aus Steuermitteln“ finanziert werden, heißt … | |
| im Entwurf. | |
| ## RentnerInnen in „wilder Ehe“ im Vorteil | |
| Es findet eine Einkommensprüfung der potentiellen GrundrentenbezieherInnen | |
| statt, durch einen automatisierten Datenabgleich zwischen Steuerbehörden | |
| und Rentenkassen. Dabei gilt ein Einkommensfreibetrag in Höhe von monatlich | |
| 1.250 Euro für Alleinstehende und 1.950 Euro für Eheleute, heißt es im | |
| Gesetzentwurf. Was an den Einkommen darüber liegt, wird anteilig auf die | |
| Grundrente angerechnet. | |
| Dies bedeutet, dass zum Beispiel eine Ehefrau, deren Mann eine höhere Rente | |
| erhält oder die sonstige Alterseinkommen hat, keinen Aufschlag bekommt. Die | |
| Vermögenssituation der SeniorInnen wird nicht überprüft. | |
| Der Entwurf Heils weise „erhebliche Mängel auf“ und bedürfe „einer | |
| gründlichen Überarbeitung“, zitierte das Handelsblatt den | |
| CSU-Wirtschaftspolitiker Hans Michelbach. Kritik gebe es daran, dass Heil | |
| bei der geplanten Einkommensprüfung pauschal versteuerte Kapitalerträge | |
| nicht berücksichtigen wolle. | |
| Unionspolitiker beanstandeten, dass bei unverheirateten Paaren mit | |
| gemeinsamer Haushaltsführung das Partnereinkommen nicht ermittelt werden | |
| könne. Dies verschaffe diesen einen Vorteil gegenüber Ehepaaren, was gegen | |
| den im Grundgesetz verankerten besonderen Schutz der Ehe verstoße. | |
| „Es zeigt sich, dass der Gesetzentwurf von Herrn Heil viele Bedingungen | |
| nicht erfüllt“, sagte der CDU-Wirtschaftspolitiker Carsten Linnemann der | |
| Bild-Zeitung. Zudem sei die Finanzierung der Grundrente weiter unklar. Heil | |
| will dazu Mittel aus der geplanten Finanztransaktionsteuer heranziehen, | |
| deren Einführung aber noch offen ist. (mit epd/afp). | |
| 17 Jan 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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