| # taz.de -- Geschlechterungleichheit an Hamburger Schulen: Mädchen machen bess… | |
| > Die Hamburger Gymnasien werden überwiegend von Mädchen besucht, die | |
| > Stadtteilschulen eher von Jungs. Drohen diese zu Bildungsverlierern zu | |
| > werden? | |
| Bild: Noch haben sie gut lachen, aber am Gymnasium trennen sich Mädchen und Ju… | |
| HAMBURG taz |Die staatlichen Hamburger Gymnasien entwickeln sich immer mehr | |
| zu Mädchenschulen. Jungs hingegen machen eher an den Stadtteilschulen | |
| Bildungskarriere. Das geht aus aktuellen Vergleichszahlen der Hamburger | |
| Bildungsbehörde hervor, die der taz vorliegen. | |
| Bereits nach der Grundschule trennt sich die Spreu vom Weizen: Mädchen sind | |
| zu diesem Zeitpunkt den Jungen, das belegen zahlreiche Studien, vor allem | |
| in der Lesekompetenz ein Stück voraus und erhalten häufiger bessere | |
| Schulprognosen. „Das Gehirn reift bei Mädchen früher und verschafft ihnen | |
| Vorteile bei sprachlichen Aufgaben“, weiß der Berliner Sozialökonom Stephan | |
| Sievert. | |
| Die Folge: 2015 wurden in Hamburg mehr Mädchen als Jungen in Klassenstufe | |
| fünf auf den Gymnasien eingeschult. Bei den Stadtteilschulen sieht es genau | |
| umgekehrt aus: Hier setzten 3.258 Jungen ihre Schullaufbahn fort, aber nur | |
| 2.789 Mädchen. | |
| Diese Tendenz verschärft sich nach Klasse sechs, wenn die Gymnasien | |
| SchülerInnen ohne klare Abiturperspektive aussortieren und an die | |
| Stadtteilschulen „abschulen“. Das trifft ganz überwiegend – zu 64 Prozen… | |
| Jungen und nur zu 36 Prozent Mädchen. | |
| An beiden Schulformen machten in diesem Sommer mehr Mädchen als Jungen | |
| Abitur. Doch auch hier klafft die Schere zwischen Mädchen und Jungen an den | |
| Gymnasien in Hamburg im Mittelwert weiter auseinander als an den | |
| Stadtteilschulen. So legten etwa am Vorzeige-Gymnasium Klosterschule, das | |
| 2015 als bundesweit einziges Gymnasium mit dem Deutschen Schulpreis | |
| prämiert wurde, im vergangenen Juni 83 Mädchen, aber nur 47 Jungen die | |
| Allgemeine Hochschulreife ab. | |
| „Die Zahlen belegen eindrucksvoll, dass wir weiterhin alles daransetzen | |
| müssen, dass Jungs nicht zu Bildungsverlierern werden“, sagt die | |
| schulpolitische Sprecherin der Hamburger Grünen, Stefanie von Berg. „Das | |
| Ziel muss sein, dass das Abitur von beiden Geschlechtern gleichermaßen | |
| erreicht wird.“ | |
| Der Weg dahin ist schwierig, denn noch immer ist nicht klar belegt, worauf | |
| diese Unterschiede beruhen. Der Entwicklungsvorsprung der Mädchen in der | |
| Vorpubertät, wenn über die weitere Schullaufbahn entschieden wird, dürfte | |
| eine entscheidende Kennziffer sein. „Es könnte damit zusammenhängen, dass | |
| das Bildungssystem die SchülerInnen sehr früh trennt“, sagt auch Sievert. | |
| Von Berg hingegen plädiert dafür „die Beratungsangebote“ über die weitere | |
| Schullaufbahn „an den Grundschulen zu verbessern“ und Lehrkräfte | |
| „gendersensibel aus- und fortzubilden“, um Jungs besser und individueller | |
| zu unterstützen und die eigene Zensurengebung zu hinterfragen. Denn | |
| zahlreiche Studien würden belegen, dass Jungs bei gleicher Leistung „häufig | |
| schlechtere Noten als Mädchen bekommen“. | |
| 2 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
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