# taz.de -- Genitalverstümmelung in Deutschland: 65.000 Frauen sind betroffen | |
> Die Genitalverstümmelung wird auch in Deutschland zunehmend zum Problem. | |
> Was fehlt: Aufklärungsarbeit und Seminare für Ärzt*innen. | |
Bild: Diese Aktivistin demonstrierte vor dem Gesundheitsministerium gegen die G… | |
BERLIN taz | Anlässlich des Internationalen Tages gegen weibliche | |
Genitalverstümmelung am Mittwoch warnen Ärzt*innen und Frauenvereine vor | |
steigenden Zahlen betroffener Frauen – auch in Deutschland. Der Aktionstag | |
existiert seit 2003, um auf die in über 30 Ländern durchgeführte Praxis | |
aufmerksam zu machen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation | |
(WHO) leben weltweit mehr als 200 Millionen beschnittene Frauen. Vor allem | |
in Teilen Afrikas, aber auch Asiens ist die weibliche Genitalverstümmelung | |
(zu Englisch Female Genital Mutilation, kurz FGM) als kultureller Brauch | |
verbreitet. | |
In Deutschland sind [1][rund 65.000 Mädchen und Frauen von der Praxis | |
betroffen], weitere 15.000 sind laut Angaben von Terre des Femmes | |
potenziell bedroht. Grund dafür ist unter anderem die zunehmende Migration | |
aus Ländern wie Eritrea oder auch dem Irak. Auch aus Somalia, wo sich der | |
Anteil beschnittener Frauen auf 98 Prozent beläuft, kommen zunehmend mehr | |
Migrant*innen nach Deutschland. | |
Angesichts steigender Zahlen von weiblicher Genitalverstümmelung fordert | |
Terre des Femmes von der Bundespolitik eine „umfassende Bereitstellung von | |
Geldern für die Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit“. Es müssten | |
flächendeckende Maßnahmen eingeführt werden, um betroffene Frauen auch | |
wirklich erreichen zu können. | |
Auch Katharina Kunze vom Deutschen Frauenring sieht großen Nachholbedarf | |
der Bundesregierung im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung. Neben | |
Beratungsangeboten in Deutschland fordert der Verein auch stärkere | |
Bemühungen der deutschen Vertretung in den besonders betroffenen Staaten. | |
## Geld für Hilfe fehlt | |
Die Arbeit von Aktivist*innen vor Ort habe gezeigt, dass sich dadurch die | |
Praxis eindämmen lasse. Das spiegele sich jedoch nicht in der finanziellen | |
Unterstützung von Hilfsprogrammen wider. „Wir haben schon mehrfach Anträge | |
an die Bundesregierung auf finanzielle Unterstürzung gestellt“, berichtet | |
Souleymane Diallo vom Verein Mama Afrika. In Guinea eröffnete das | |
deutsch-afrikanische Projekt Kindergärten und veranstaltet | |
Informationsabende für Frauen und Männer. | |
Diallo zeigt sich angesichts der zunehmenden Zuwanderungszahlen aus Afrika | |
enttäuscht, dass das Problem der weiblichen Genitalverstümmelung kein | |
größeres Echo in der Politik findet. Die Frauen „leiden und werden | |
ausgegrenzt“; im Anbetracht dessen dürfe beim Umgang mit weiblicher | |
Genitalverstümmelung auf keinen Fall „auch nur ein Auge zugedrückt werden�… | |
Da FGM ein Asylgrund ist, der durch Ärzt*innen festgestellt wird, müssen | |
jedoch nicht nur die betroffenen Frauen über die Folgen von FGM aufgeklärt | |
werden, sondern auch medizinisches Fachpersonal muss stärker geschult | |
werden. | |
## Keine Fortbildung für Ärzt*innen | |
Die Chirurgin Cornelia Strunz kritisiert fehlende Informations- und | |
Fortbildungsangebote für Ärzt*innen in Deutschland. Im Berliner Krankenhaus | |
Waldfriede betreut sie Migrantinnen mit Genitalverstümmelung. Viele | |
Ärztinnen und Gynäkologen hätten „kaum Erfahrungen mit der Diagnose | |
weibliche Genitalverstümmelung“ und seien dementsprechend damit | |
überfordert. | |
Problematisch sei das vor allem, da FGM erst seit Kurzem Teil des Lehrplans | |
von Medizinstudierenden in Deutschland ist. Umfassende | |
Weiterbildungsmaßnahmen auf nationaler Ebene wären deshalb dringend | |
notwendig, sagt Strunz. | |
Bis jetzt, so kritisieren die Ärzt*innen- und Frauenverbände, würden die | |
Fortbildungen aber hauptsächlich privat organisiert und nicht staatlich | |
geregelt werden. | |
6 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Leonie Schöler | |
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