Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Generalstreik in Myanmar: Tote und Verletzte
> In Myanmar gehen die Proteste weiter, obwohl Polizei und Militär immer
> brutaler vorgehen. Nachts terrorisieren sie mit Razzien ganze Viertel.
Bild: People statt Police, Yangon am 8. März
Berlin taz | Bei den andauernden [1][Massenprotesten gegen die
Militärherrschaft in Myanmar] sind am Montag mindestens drei weitere
Personen von Kräften des Regimes erschossen worden. Die Zahl der Toten im
Zusammenhang mit dem Putsch erhöhte sich damit auf rund 60. In Myitkyina,
der Hauptstadt des nördlichen Kachin-Staates, ging die Polizei mit
Tränengas und scharfer Munition gegen Demonstrant:innen vor. Bei
Facebook und Twitter kursierende Bilder zeigten ein reglos auf der Straße
liegendes Opfer wie auch eine christliche Nonne, welche die
Sicherheitskräfte auf den Knien anflehte.
Auf anderen Bildern war zu sehen, wie Verletzte geborgen wurden. Die
Authentizität solcher Aufnahmen ist derzeit nicht unabhängig überprüfbar,
doch bestätigte ein Arzt dort der Agentur AFP den Tod zweier Demonstranten.
Ein weiterer wurde laut AFP im Ort Pyapon südwestlich von Yangon getötet.
Demonstriert wurde am Montag auch wieder in Yangon (Rangun), Mandalay,
Bagan, Monyaw und kleineren Orten. In Yangon protestierten Frauen mit
Sarongs (Wickelröcken), die sie am Internationalen Frauentag wie Fahnen an
Stangen trugen.
Im Myitta-Distrik im südlichen Dawei marschierten bewaffnete Kämpfer der
Karen National Liberation Army auf, einer Guerillagruppe der
Karen-Minderheit, und versprachen dortigen Demonstrant:innen Schutz wie
auch Deserteur:innen der Polizei. Mit der Ta’ang National Liberation
Army (TNLA) stellte sich eine weitere ethnische Guerillatruppe demonstrativ
auf die Seite des Protestes. Angaben über Polizist:innen, die seit dem
Putsch am 1. Februar ihren Dienst verweigern, rangieren jetzt zwischen 100
und 700.
Für Montag hatten 18 Gewerkschaften und Arbeitsorganisationen zum bisher
dritten Generalstreik seit dem Putsch aufgerufen. In den großen Städten
wurde dies offenbar weitgehend befolgt. Dabei hatte das Regime am Samstag
Beschäftigte unter massiven Androhungen ultimativ aufgefordert, am Montag
zur Arbeit zurückzukehren. Laut dem [2][Webportal Irrawaddy] sind 90
Prozent der 30.000 Eisenbahner im Ausstand.
## Banken sind weiterhin geschlossen
Dramatisch wirkt sich die Bewegung des zivilen Ungehorsams (CDM) im
Bankensektor aus. Viele der landesweit 2.000 Filialen sind seit Wochen
geschlossen. Bargeld ist knapp, Überweisungen, vor allem internationale,
funktionieren nicht mehr. Dabei wollte die Junta am Montag die Banken
wieder öffnen. Das gelang offenbar nicht. Beobachter erwarten zudem bei
Öffnung einen Ansturm auf die Banken, weil dann wohl viele Geld abheben
wollen. Es wurden bereits enge Höchstgrenzen eingeführt.
Um das Gesundheitspersonal und die Lehrkräfte an Universitäten
einzuschüchtern, die bei den Streiks führend sind, hat das Militär in
Yangon und Mandalay seit Sonntag einige Hochschulen und Krankenhäuser
umstellt oder gar besetzt. Doch der Horror für die Bewohner:innen der
großen Städte sind inzwischen die Nächte. Während der Sperrstunde ziehen
bewaffnete Kräfte des Regimes durch die Straßen und terrorisieren die
Bevölkerung mit Blendgranaten, Schüssen, Verhaftungen und der Zerstörung
von Fahrzeugen.
Vor allem Politiker der vor dem Putsch regierenden Partei Nationale Liga
für Demokratie (NLD) von [3][Aung San Suu Kyi] wurden nachts aus ihren
Wohnungen geholt. Oft werden sie zunächst verprügelt mit Gewehrkolben,
Knüppeln und Tritten gegen den Kopf. Nicht alle überleben das. So starb am
Samstag der Gemeindevorsteher Khin Maung Latt. Laut der
Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bis Sonntag 1.790 Personen
verhaftet.
8 Mar 2021
## LINKS
[1] /Myanmar-nach-dem-Putsch/!5756238
[2] https://www.irrawaddy.com/
[3] /Militaer-nach-Putsch-in-Myanmar/!5751221
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Myanmar
Militärputsch
Aung San Suu Kyi
Massenproteste
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Kolumne Macht
Schwerpunkt Myanmar
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wirtschaftskrise in Myanmar: Ein Land im Dauerstreik
Fast leere Geldautomaten, nur noch wenige Lkw und Züge fahren: Viele
Menschen in Myanmar verweigern die Arbeit unter dem Putschregime.
Aufstand in Myanmar: Ihr stiller Kampf gegen die Junta
Während die Bevölkerung in Myanmar gegen das Militär kämpft, verweigern
weltweit Diplomat:innen den Putschisten den Dienst. Auch in Berlin.
Widerstand gegen das Militärregime: Gegenregierung ruft zur Revolution
In Myanmar wendet sich die nach dem Putsch gebildete Untergrundregierung
erstmals mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. Wieder viele Tote.
Myanmar nach dem Putsch: Proteste und Schüsse gehen weiter
Die Militärjunta heuert eine PR-Firma an, um international ihr Image
aufzupolieren. Bisher keine Einigung bei neuer Sitzung im
UN-Sicherheitsrat.
Die Rohingya in Myanmar: Ein Völkermord geschieht
Die Lage der Rohingya müsste gerade in diesen Tagen, in denen über den
Militärputsch berichtet wird, ein wichtiges Thema sein. Ist sie aber nicht.
Militär nach Putsch in Myanmar: Auf blutigen Irrwegen
Die Generäle setzen ihre Interessen mit Gewalt gegen die eigenen Bürger
durch. Dabei weiß man erschreckend wenig über das Innere des
Machtapparates.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.