# taz.de -- Gelsenkirchener Stadtteil Schalke: Der Aufstiegskandidat | |
> Schalke ist arm, der Verein steigt ab. Das Viertel ist auch komprimierte | |
> Geschichte. Nicht nur Fans wollen das schlafende Dornröschen wachküssen. | |
Bild: Olivier Kruschinski und Bodo Menze wollen den Stadtteil Schalke wieder na… | |
Lieber Rudi, der Schnee ist jetzt geschmolzen.“ Auf einem Banner, das Fans | |
des [1][FC Schalke 04] am Eingangsportal der Glückauf-Kampfbahn an der | |
Kurt-Schumacher-Straße aufgehängt haben, steht dieser Spruch. Im | |
Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs ist das Portal untergegangenen, nach | |
historischem Vorbild wurde es gerade wieder aufgebaut. | |
Sieben Mal ist der Verein hier im namensgebenden Gelsenkirchener Stadtteil | |
Schalke Deutscher Meister geworden. Jetzt beweinen die Fußballverrückten in | |
Königsblau den Abstieg in die zweite Liga, der am Samstag besiegelt wird. | |
Von da an wird der sechstgrößte Sportverein der Welt mit seinen mehr als | |
160.000 Mitgliedern ganz offiziell nicht mehr erstklassig sein. | |
Das Banner ist eine Anspielung auf ein legendäres Zitat der Schalker Ikone | |
[2][Rudi Assauer]. „Wenn der Schnee schmilzt, siehst du, wo die Kacke | |
liegt“, hatte der Fußball-Manager Journalisten lakonisch entgegengehalten, | |
als die ihn nach einer „Lebensweisheit“ fragten. Assauer ist tot, gestorben | |
vor zwei Jahren. Auf dem Transparent an der Glückauf-Kampfbahn folgt dann | |
ein Spruch, der wie nichts anderes zur Wut, zum Trotz, zum Mut der Fans | |
dieses Vereins passt: „Wir kommen wieder“ steht auf dem Banner – gefolgt | |
von drei Ausrufezeichen. | |
## Im Zeichen des Strukurwandels | |
Diesen Trotz, diesen Mut: Gut brauchen könnte den auch der Stadtteil, nach | |
dem Schalke 04 vor 117 Jahren benannt wurde. Das Ende von Kohle, Stahl und | |
Chemie hat Gelsenkirchen und ganz besonders Schalke hart getroffen. Die | |
angrenzenden Zechen Graf Bismarck und Consol sind seit Jahrzehnten dicht, | |
der letzte Hochofen des Schalker Vereins ging vor 39 Jahren verloren. | |
Zehntausende Arbeitsplätze hat das Ende der Schwerindustrie in | |
Gelsenkirchen gekostet. Die einstige „Stadt der tausend Feuer“, benannt | |
nach den Türmen, auf denen überschüssiges Kokereigas abgefackelt wurde, | |
gilt seitdem als eines der Armenhäuser der Republik. Gelsenkirchen findet | |
sich verlässlich in diversen Städterankings auf den letzten Plätzen. Der | |
jüngste [3][Sozialbericht der nordrhein-westfälischen Landesregierung] | |
bestätigt: Nirgendwo zwischen Rhein und Weser ist die Lebenserwartung | |
geringer, die Arbeitslosenquote höher, das Einkommen niedriger. Exakt 1.359 | |
Euro und 33 Cent hatten die Menschen hier 2017 pro Monat im Durchschnitt | |
zur Verfügung. | |
Dass den Leuten Geld fehlt, ist auf der zentralen Schalker Straße sofort zu | |
sehen. Zwar sind Fahrbahn und Bürgersteige fast wie neu – doch | |
alteingesessene Läden wie das Werkzeuggeschäft Kemper, die Apotheke, aber | |
auch Kneipen und Schnellrestaurants haben längst aufgegeben. | |
„Erst hatten wir eine Baustelle vor der Tür, dann kam Corona“, sagt | |
Francesco Risoli, der mit seiner „Genusswerkstatt“ hier eine Trattoria | |
betreibt, die gut in Berlins Prenzlauer Berg passen würde. Risoli bietet | |
feinste italienische Küche, wie sie kaum jemand in Schalke erwartet. „Das | |
Schlimmste aber ist: Die Kaufkraft fehlt, wird immer weniger“, seufzt der | |
passionierte Koch. „Es ist schwer, wirklich schwer.“ | |
## Die Visionäre | |
Ändern wollen das [4][Bodo Menze] und [5][Olivier Kruschinski]. Zumindest | |
für Eingeweihte ist Menze eine Ikone fast wie Assauer: In seiner Zeit als | |
Jugendmanager von Schalke 04 wurden Eigengewächse aus der Region wie Manuel | |
Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler zu | |
Bundesligaspielern – Neuer und Özil sind in Gelsenkirchen, Höwedes und | |
Draxler in den Nachbarstädten Haltern und Gladbeck zur Welt gekommen. | |
Menze wirkt trotz seiner 68 Jahre noch immer sportlich und durchtrainiert. | |
„Hertha“ presst er hervor, als der Mannschaftsbus der Berliner an der | |
Glückauf-Kampfbahn vorbeifährt. Fast wirkt es so, als wolle Menze ihnen | |
hinterhersprinten. Trotz seiner dicken blauen Steppjacke wirkt der | |
Fußballlehrer schlank. | |
Olivier Kruschinski hat es mit seinen „Mythos“-Touren, bei denen er die | |
sehens- und liebenswerten Seiten Schalkes und Gelsenkirchens rund um | |
„Kohle, Kult & Fußball“ zeigt, zu mehr als nur lokaler Bekanntschaft | |
gebracht. Bei dem Treffen trägt Kruschinski zum Dreitagebart eine olivgrüne | |
Jacke. In seinen nach hinten gekämmten Haaren steckt lässig eine schwarze | |
Hornbrille. | |
Jetzt sind beide als Vorstände der „[6][Stiftung Schalker Markt]“ | |
unterwegs. Benannt nach dem Zentrum des Stadtteils, wurde die vom | |
Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden [7][Clemens Tönnies] mit einem | |
Stiftungskapital von einer Million Euro ausgestattet. Zwar ist der bei | |
nicht wenigen Schalke-Fans als „Diktator“ verhasst. Doch Kruschinskis | |
„Mythos“-Touren haben das Herz des milliardenschweren Fleischproduzenten | |
offenbar so erweicht, dass Tönnies beschloss, dem Stadtteil unter die Arme | |
zu greifen. | |
## Die Kirche mit dem Fußball | |
Um über die Stiftung und den Stadtteil Schalke zu reden, bitten Kruschinski | |
und Menze in die katholische St.-Josephs-Kirche. Das Gotteshaus liegt | |
mitten im Viertel an der vierspurigen, lärmenden Kurt-Schumacher-Straße. Es | |
soll bald profanisiert werden. Für Menze und Kruschinski aber ist St. | |
Joseph ein Symbol, das zeigt, wie untrennbar der Stadtteil mit dem Fußball | |
verbunden ist. „Schon die Kirchenfenster zeigen, wie fußballbegeistert die | |
Menschen hier schon immer waren“, erklärt Kruschinski. „Nicht umsonst wird | |
der heilige Aloisius als Spieler in Schalke-Farben, mit königsblauen | |
Schuhen und Stutzen dargestellt. Und nicht umsonst liegt ein blau-weißer | |
Fußball zu seinen Füßen.“ | |
In Schalke haben die beiden selbst jahrzehntelang gelebt. Das Elternhaus | |
des 68-jährigen Fußballtrainers liegt wie die Glückauf-Kampfbahn an der | |
Kurt-Schumacher-Straße. „48 Jahre habe ich dort gewohnt, 15 Jahre zusammen | |
mit meiner Frau und meinen beiden Kindern“, erzählt Menze. „Keine Sekunde�… | |
habe er deshalb gezweifelt, bei der Stiftung mitzuarbeiten: „Ich will etwas | |
für den Stadtteil und seine Menschen tun. Ich will, dass es den Leuten hier | |
wieder besser geht.“ | |
Den Frust, die Verzweiflung vieler, die trotz des Endes von Kohle und | |
Stahl, trotz Massenarbeitslosigkeit Schalke nicht verlassen haben, kennt | |
auch Olivier Kruschinski – aus Schalke ist der Sohn einer Französin und | |
eines Nachfahrens polnischer Arbeitsmigrant:innen erst weggezogen, | |
nachdem er das Zechenhaus seiner Großmutter gekauft hat. „Kraft, Mut und | |
Hoffnung“ wolle er den Menschen zurückgeben, sagt der 46-Jährige. | |
Kruschinski ist überzeugt: Der Ort Schalke, das sei komprimierte Geschichte | |
– nicht nur des Fußballs, sondern auch der Migration und der Arbeit, des | |
Bergbaus, der Industrie. | |
Den Stolz auf diese Geschichte und damit auf die Identität des Stadtteils | |
wiederbeleben wollen die beiden, indem sie die Kristallisationsorte, mit | |
denen Schalke gepflastert ist, wieder ins Bewusstsein rücken. „Nur wer die | |
Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft | |
gestalten“, lautet das Motto ihrer Stiftung. In den Wiederaufbau des | |
Eingangsportals der Glückauf-Kampfbahn sind deshalb knapp 200.000 Euro | |
geflossen. Die denkmalgeschützte Tribüne ist neu beflaggt und leuchtet | |
königsblau. In der St.-Josephs-Kirche könne ein Museum entstehen, das | |
die Geschichte des FC Schalke 04 bis 1973 zeigt, hoffen Kruschinski und | |
Menze – also bis zu dem Jahr, als der Verein seinen Stadtteil verlassen | |
hat. | |
Denn „auf Schalke“ gespielt wird längst nicht mehr in Schalke: Die | |
hypermoderne Arena des mit mindestens 217 Millionen Euro verschuldeten | |
Vereins liegt wie ihr Vorgänger Parkstadion ein paar Kilometer weiter | |
nördlich im Niemandsland Berger Feld. | |
Identität und damit Stolz stiften soll auch das „Blaue Band“ – die | |
nächtliche Beleuchtung der Kurt-Schumacher-Straße in der Vereinsfarbe. „Das | |
ist beim Landeanflug auf Düsseldorf selbst vom Flugzeug aus zu sehen“, | |
freut sich Kruschinski. Gekostet hat die Lichtkunst rund 250.000 Euro. Die | |
Viertelmillion kam über Spenden zusammen – ein Riesenerfolg. „Trotzdem“, | |
sagt Bodo Menze, „wenn mir vor vier Jahren jemand gesagt hätte, dass hier | |
bald richtig Geld für die Stadtteilerneuerung fließen wird, dass 40 bis 60 | |
Millionen Euro investiert werden, hätte ich dem gesagt: 'Geh zum Arzt“. | |
## Armut in 50er-Jahre-Gebäuden | |
Tatsächlich hofft Gelsenkirchens SPD-Oberbürgermeisterin Karin Welge für | |
den besonders benachteiligten Norden Schalkes auf Städtebau-Fördermittel | |
aus Düsseldorf. Wie eine Insel liegt Schalke-Nord mit der | |
Glückauf-Kampfbahn eingezwängt in einem Gürtel aus Industrieanlagen, | |
Bahngleisen, der Autobahn 42 und der Emscher. In manchen Betrieben wie | |
Thyssenkrupp Electrical Steel, wo spezieller Werkstoff für Elektromotoren | |
hergestellt wird, brummt die Produktion. Andere wie die alte Draht-Seilerei | |
der Gutehoffnungshütte sind in weiten Teilen stillgelegt, rotten vor sich | |
hin. | |
Überquert werden die Bahngleise zwischen Schalke und Schalke-Nord von der | |
riesigen, 1963 von Willy Brandt eingeweihten Berliner Brücke. Auf ihr läuft | |
die Kurt-Schumacher-Straße als Hauptverkehrsachse Gelsenkirchens. Auf ihrer | |
Südseite begräbt das gigantische Stahlkonstrukt das Zentrum Schalkes. | |
Schmal, nicht einmal zwei Meter breit sind hier die Bürgersteige. Wie das | |
ganze Ruhrgebiet ist Gelsenkirchen im Zweiten Weltkrieg massiv bombadiert | |
worden. Ein großer Teil der oft vierstöckigen Häuser stammt deshalb aus den | |
Fünfzigern, manche sind mit an sozialistischen Realismus erinnernden | |
Stahlarbeiter-Plastiken geschmückt. | |
Häuser aus der Gründerzeit stehen nur noch wenige. Ihre reich verzierten | |
Fassaden sind oft billig mit weißer Farbe zugeklascht worden, ohne die | |
Details der vielen Ornamente hervorzuheben. Ein Besitzer hat es auf dieser | |
Schalker Meile sogar geschafft, sein Haus in der Farbe des | |
Fußball-Erzrivalen Dortmund zu streichen, also gelb – und erntet aus | |
Protest viele blaue Farbbeutel-Würfe. | |
Verkauft wird auf dem Schalker Markt längst nicht mehr. Der einst vitale | |
Ort hat sich in einen tristen Parkplatz verwandelt. Auf der Nordseite der | |
Brücke sind viele Menschen längst vor Lärm und Schmutz geflohen. Trotzdem | |
leben noch immer rund 4.500 Menschen in Schalke-Nord. Manche Familien leben | |
schon seit Generationen hier, begreifen Schalkes Norden trotz allem als | |
ihre Heimat. Andere können nicht weg, sind auf günstiges Wohnen angewiesen | |
– die billigsten Kaltmieten liegen bei Neuverträgen aktuell bei 4,25 Euro | |
pro Quadratmeter. Viele sind als Migrant:innen aus Osteuropa gekommen, | |
dazu kommen Geflüchtete vor allem aus Syrien. | |
Geldmangel bestimmt ihr Leben: Die Arbeitslosenquote liegt noch über den | |
15,4 Prozent der Gesamtstadt. „Außerordentlich hoch“ sei die | |
„Armutsbetroffenheit“ gerade der vielen kinderreichen Familien, hielt die | |
Verwaltung schon 2019 fest: „Mehr als die Hälfte der Kinder und | |
Jugendlichen erhalten Sozialgeld“ – also die frühere Sozialhilfe. | |
## Schalke soll wieder was werden | |
Besonders ihnen soll ein „Integriertes Entwicklungskonzept“ helfen, mit dem | |
die Stadt Schalke-Nord stabilisieren will. Eine Kindertagesstätte wird | |
gerade ausgebaut, eine weitere ist in Planung. Die einzige Schule wird | |
modernisiert. Gegenüber soll ein Bürger-Begegnungszentrum entstehen, | |
erklären die Stadtplanerinnen Irja Hönekopp und Alicia Ludwiczak bei einem | |
Spaziergang. „Auch der Vorplatz der Glückauf-Kampfbahn wird umgebaut – und | |
eine neue Überquerung der Hauptverkehrsachse der Kurt-Schumacher-Straße | |
könnte als blauer Teppich gestaltet werden“, sagt Hönekopp. | |
Dazu könnten Dutzende weitere Projekte kommen: Fuß- und Radwege sollen | |
ebenso ausgebaut werden wie Bus- und Bahnverbindungen. Sinken soll so die | |
Verkehrsbelastung – schon heute fährt die Straßenbahnlinie 302 in | |
Stoßzeiten im Fünfminutentakt. | |
In den Nebenstraßen Schalkes ist die Überbelegung mancher Wohnhäuser schon | |
bei einem Blick durch die Tür zu sehen – die Wäsche muss im Hausflur | |
trocknen. Andere Gebäude sind seit Jahren nicht mehr bewohnt, wirken mit | |
ihren blinden Fenstern wie stillgelegte Lagerräume. | |
Die Schrottimmobilien werden nun abgerissen. Auf der „Schalker Meile“ nahe | |
dem Glückauf-Stadion und dem Traditions-Vereinslokal Bosch, wo vor und nach | |
Heimspielen des S04 alles in in Blau und Weiß getaucht ist, sind erste | |
Baulücken zu sehen. Das ist nicht billig – doch die Alternative lautet: | |
Ausbeutung. Denn als „Letztnutzung“ verlangen skrupellose Vermieter von | |
Migrant:innen aus Osteuropa oder Papierlosen oft mehrere Hundert Euro im | |
Monat. Die Gegenleistung sind ein Platz auf einer schmutzigen Matratze – | |
und nicht selten illegal abgezapfter Strom aus lebensgefährlich | |
zusammengestückelten Leitungen. | |
Auf der Suche nach einem besseren Leben dürften in den vergangenen Jahren | |
etwa 10.000 Menschen aus Rumänien und Bulgarien nach Gelsenkirchen gezogen | |
sein, schätzt Venetia Harontzas vom freien Stadtteilzentrum Lalok, benannt | |
nach dem ehemaligen Ladenlokal. Zwar ist Venezia Harontzas ein echtes | |
Schalker Mädel – doch der Frau mit ihren streng nach hinten gekämmten | |
dunklen Haaren ist anzusehen, dass ein Teil ihrer Vorfahren griechische | |
Wurzeln hatte. | |
Die 64-Jährige weiß, wie schwierig die Situation von Migrant:innen und | |
Geflüchteten ist: „Klar haben wir Mädchengruppen, Kultur in jeglicher Form, | |
Sprachcamps“, sagt Harontzas. „Das Wichtigste aber ist das kostenlose | |
Mittagessen, das wir dank der Tafel anbieten können.“ Denn ohne das | |
Angebot, sagt sie, „hätten nicht nur Kinder, sondern ganze bedürftige | |
Familien oft Hunger“. | |
Ist die Stiftung Schalker Markt mit ihrer Idee der Revitalisierung | |
historischer Sehnsuchtsorte und die damit verbundene Hoffnung auf „Kraft | |
und Mut“ also nur ein Marketing-Gag? Ist das Entwicklungskonzept der | |
Verwaltung für Schalke-Nord zum Scheitern verurteilt? „Nein“, sagt Achim | |
Weber entschieden – und der 66-Jährige, der nur wenige hundert Meter hinter | |
der Schalker Grenze im Stadtteil Bulmke-Hüllen lebt, muss das wissen: | |
Geprägt wurde Weber durch seinen Kunsterzieher am Gelsenkirchener | |
Grillo-Gymnasium, den Beuys-Meisterschüler Johannes Stüttgen. 1978 war | |
Weber Sänger der Salinos, einer der ersten deutschen Punk-Bands. „Danach | |
habe ich ein paar Mal die Grünen mitgegründet“, lacht Weber. | |
„Menze und Kruschinski sind gute Leute“, sagt Weber, der selbst seit einem | |
Vierteljahrhundert Vereinsmitglied des FC Schalke 04 ist – dieser Satz | |
kommt im mit Lob notorisch sparsamen Ruhrgebiet einer Erhebung in den | |
Adelsstand gleich. „Und natürlich finde ich es auch gut, dass die | |
Stadtverwaltung erkannt hat, dass es massive Probleme gibt.“ Als Ex-Punk | |
setzt er auf radikale Lösungen: „Die Berliner Brücke, dieses Monstrum, hat | |
den Stadtteil zerschnitten, zerteilt, kaputtgemacht“, sagt der Verfechter | |
des erweiterten Kunstbegriffs. „Diese Berliner Brücke“, sagt Weber, „die | |
muss ganz einfach weg.“ | |
Bodo Menze und Oliver Kruschinski glauben an ihre Mission. Die | |
Lichtinstallation „Blaues Band“ wollen sie bis zur Innenstadt und bis zur | |
Arena verlängern. Den von der Berliner Brücke erdrückten Schalker Markt | |
werden im Sommer Künstlerkollektive bespielen – und lang genug gelöchert | |
lässt Kruschinski Sympathien für die Idee erkennen, die monströse Bausünde | |
zu beseitigen und die Brücke abzureißen. | |
Menze setzt auf den Emscherumbau, also die Verwandlung der in eine | |
Betonrinne gezwängten Kloake des Reviers in einen sauberen Fluss. „Die | |
allermeisten Leute hier haben noch gar nicht begriffen“, glaubt er, „dass | |
sie hier bald am Wasser wohnen werden“. Mit der Glückauf-Kampfbahn, mit der | |
Schalker Meile, mit Industrie-Ikonen wie der alten Seilerei der | |
Gutehoffnungshütte habe der Stadtteil ein „riesiges Potenzial“, ist sich | |
der einstige Entdecker vieler Bundesliga-Nachwuchsspieler sicher. „Dieses | |
schlafende Dornröschen“, sagt Menze, „wollen wir wachküssen.“ | |
22 May 2021 | |
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[1] https://schalke04.de/ | |
[2] /Nachruf-auf-Rudi-Assauer/!5568764 | |
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[7] /Kein-Platz-fuer-Schalke-04/!5751008 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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