| # taz.de -- Gastkommentar zu Datenskandal: Den Vorfall lieber nüchtern betrach… | |
| > Die Daten der Angriffsziele waren offenbar leicht zu bekommen. Deswegen | |
| > sollte jetzt über Schutz statt Gegen-Hacking diskutiert werden. | |
| Bild: Macht die Daten nicht sicherer: Unterbrechung der Internetverbindung | |
| Persönliche Betroffenheit führt in der Politik gerne zu Superlativen. So | |
| erklärte der linke Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch [1][das große | |
| Datenleck] zum „Anschlag auf die Demokratie“. Justizministerin Katarina | |
| Barley (SPD) sprach davon, dass die Urheber „das Vertrauen in unsere | |
| Demokratie beschädigen“ wollten. Die Bild-Zeitung rief einen „Cyber-Angriff | |
| auf Deutschland“ aus, sprach vom „größen Datenklau der deutschen | |
| Geschichte“ und spekulierte, dass die zuständigen Stellen den | |
| US-Geheimdienst NSA um Hilfe gerufen hätten. | |
| Man sollte den Vorfall lieber nüchtern betrachten, wenn man etwas aus der | |
| Sache lernen will: [2][Offenbar gelang es, mit recht trivialen Mitteln, | |
| persönlichste Daten von Politikern und Prominenten zu ergattern] – und dann | |
| weitflächig im Internet zu veröffentlichen. Es braucht für den Daten-Gau | |
| also keine elaborierten staatlichen Hackergruppen, wenn die Angriffsziele | |
| sowieso mit heruntergelassenen Hosen im Netz stehen. | |
| Es muss deswegen zum Basiswissen in der digitalen Demokratie gehören, dass | |
| Passwörter komplex sein sollten und dass wir für jeden Account ein anderes | |
| Passwort brauchen. Zur Verwaltung der Passwörter braucht es | |
| Passwortmanager, Festplatten und alle Kommunikation sollten standardmäßig | |
| verschlüsselt werden. Politik muss endlich diese digitalen Kompetenzen | |
| gezielt fördern und gleichzeitig die Industrie zu regelmäßigen | |
| Sicherheitsupdates ihrer Software verpflichten. | |
| Zur digitalen Demokratie gehört aber auch, dass unsere Daten nicht ständig | |
| als das „Öl der Zukunft“ angepriesen oder Datenschutz als Hemmnis | |
| dargestellt wird. Noch im Dezember hatte die Staatsministerin für | |
| Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU), eine Aufweichung des Datenschutzes im | |
| Gesundheitswesen gefordert. Nach dem Datenleck klingt dies nun endlich so | |
| absurd, wie es ist. | |
| Statt unsinnigen Forderungen nach einem [3][offensiven Gegen-Hacking], sind | |
| nun Lösungen gefragt, die in Richtung Schutz und Defensive zeigen. Wir | |
| müssen uns dabei auch die Frage stellen, wie wir den | |
| Überwachungskapitalismus mit seinen Datenkonzernen in den Griff bekommen. | |
| Letztlich ist es also gut, dass wir eine Debatte zum Thema Datensicherheit | |
| haben – auch wenn sie in diesem Fall zu Lasten der Betroffenen geht. Damit | |
| sich solche Vorfälle in Zukunft nicht wiederholen, muss die Politik handeln | |
| und Datenschutz endlich als Chance begreifen. | |
| 6 Jan 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Markus Reuter | |
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