# taz.de -- Veröffentlichung von Prominenten-Daten: Es dauerte, bis die Behör… | |
> Im aktuellen Doxing-Fall verbreitete der Täter seit dem 1. Dezember über | |
> Twitter die Daten. Die Behörden verstanden den Fall erst im neuen Jahr. | |
Bild: Endlich Auskunft der Behörden: Sabine Vogt vom BKA und Oberstaatsanwalt … | |
BERLIN taz | Eine Botschaft ist Innenminister Horst Seehofer wichtig, als | |
er sich auf einer Pressekonferenz am Dienstag zum jüngsten Datenklau-Fall | |
äußert: Die Behörden hätten das meiste richtig gemacht. Am vergangenen | |
Donnerstag um 22.40 Uhr habe das Bundeskriminalamt davon erfahren, dass ein | |
Unbekannter über Twitter private Daten von Hunderten Politikern, Künstlern | |
und Journalisten verbreite. Noch in der Nacht zu Freitag habe sich das BKA | |
über das nationale Cyber-Abwehrzentrum mit den übrigen Sicherheitsbehörden | |
vernetzt. Und schon am nächsten Mittag um 12.03 Uhr sei Twitter der Bitte | |
nachgekommen, den Account des Täters zu löschen. „Die Behörden haben sehr | |
rasch, effizient, gut und rund um die Uhr gearbeitet“, sagt Seehofer. | |
Warum die Behörden dann nicht schon früher von den geklauten Daten wussten, | |
die der Täter immerhin schon seit dem 1. Dezember über Twitter verbreitet | |
hatte? Der Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik | |
(BSI), Arne Schönbohm, begründet das am Dienstag mit der Art und Weise, in | |
der die Daten aufbereitet waren. „Die Veröffentlichungen enthielten keine | |
Schlüsselworte, die eine automatische Erkennung durch das BSI möglich | |
gemacht hätten“, sagte er. Tatsächlich befanden sich die Links zu den | |
gestohlenen Daten hinter unauffälligen Beschreibungen. „Das 23. Türchen: | |
SPD“, stand dort beispielsweise. Durchsuchen die Behörden die sozialen | |
Netzwerke nur automatisiert nach Schlagworten wie „Hack“ oder „Doxing“, | |
fallen solche Einträge also durch das Raster. | |
Zwar wussten die Behörden schon im Dezember von einzelnen Betroffenen, dass | |
deren E-Mail- oder Facebook-Konten gehackt worden waren. Dass die Fälle | |
zusammenhängen und die gestohlenen Daten gebündelt veröffentlicht werden, | |
wurde den Ermittlern da aber noch nicht klar. | |
## „Frühwarnsystem“ | |
Als Reaktion darauf wollen Seehofer und die beteiligten Behördenchefs jetzt | |
nun ihr „Frühwarnsystem“ überarbeiten. „Wir schauen, wie man das weiter | |
ausbauen kann. Wir sind aber noch in der Phase der Prüfung, daher gehe ich | |
ungern ins Detail“, sagte BSI-Präsident Schönbohm. Seehofer will zudem die | |
Aufgaben des BSI erweitern. Bisher konzentriert sich die Behörde auf den | |
Schutz der IT-Systeme des Bundes. Der jüngste Datenklau lief aber über | |
Privat-Accounts der Betroffenen. Das BSI soll sich daher in Zukunft stärker | |
als bisher auch um die „Sensibilisierung der Bürger, was Sicherheit im | |
Internet angeht“, kümmern. Privaten Nutzern müsse beispielsweise klar | |
werden, dass Passwörter wie „12345“ nicht sicher seien. | |
Weitere Maßnahmen habe die Bundesregierung schon vor dem Fall aus der | |
vergangenen Woche geplant. So wolle das Innenministerium in naher Zukunft | |
ein neues IT-Sicherheitsgesetz ins Kabinett einbringen. Die | |
Regierungsparteien hatten das Gesetz schon im Koalitionsvertrag | |
angekündigt. | |
„Wir wollen das BSI als nationale Cybersicherheitsbehörde ausbauen und in | |
seiner Rolle als unabhängige und neutrale Beratungsstelle für Fragen der | |
IT-Sicherheit stärken“, steht dort mit Blick auf das Gesetz – allerdings | |
bisher ohne weitere Details. Bereits im letzten Jahr bewilligte die | |
Bundesregierung neue Stellen im Bereich der IT-Sicherheit. So erhält das | |
BSI 350 zusätzliche Stellen, das BKA für den IT-Bereich weitere 160. | |
8 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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