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# taz.de -- Gangs vertreiben Henry-Regierung: Haiti braucht eine Zäsur
> Nach der Machtübernahme krimineller Banden ist Haitis Ministerpräsident
> zurückgetreten. Das Land braucht einen Neuanfang, finanziert vom globalen
> Norden.
Bild: Barrikade in einer Straße von Port-au-Prince auf Haiti
Die Banden in Haiti haben gesiegt. Der Ministerpräsident Ariel Henry ist,
mit der kleinen Einschränkung, er werde sein Amt erst an einen neuen
Ministerpräsidenten übergeben, [1][zurückgetreten].
Der Sieg schwer bewaffneter Gangs über einen vor fast drei Jahren durch die
USA und die internationale Gemeinschaft per Twitter ernannten und seither
gestützten Ministerpräsidenten ist keine politische Kleinigkeit. Man kann
das Ereignis durchaus mit dem Sieg der Taliban in Afghanistan vergleichen.
Die Großmacht USA musste gegenüber wild gewordenen Gangstern klein
beigeben.
Denn nun wird mit einer Eile gehandelt, die eher ohnmächtig wirkt und vor
allen Dingen von einem Interesse getrieben ist: Haiti so zu beruhigen, dass
von dort keine [2][Fluchtbewegungen kommen]. Deshalb will man das
entstandene Machtvakuum so schnell wie möglich füllen.
In einer Nacht-und-Nebel-Sitzung haben die Karibikstaaten in Anwesenheit
von US-Außenminister Blinken einen Notfallplan erarbeitet, der die
Einsetzung eines Präsidialrates vorsieht, der eine neue Regierung bilden
soll. In 24 Stunden sollen die benannten haitianischen Gruppierungen ihren
Vertreter benennen, sonst sind sie raus.
Das alles dient dazu, einen politischen Rahmen für die [3][kenianische
Polizeimission] zu bauen, die die Gangs mit finanzieller Unterstützung der
USA bekämpfen soll.
Die wesentliche Lektion der haitianischen Katastrophe besteht jedoch darin,
dass es keine militärische Lösung für das Gangproblem gibt. Denn schon eine
wesentlich besser ausgestattete Militärmission der UNO, die nach 13 Jahren
2017 zu Ende ging, ist an dieser Aufgabe gescheitert. Sie hatte nur zwei
Banden zu bekämpfen, jetzt reden wir von 200.
Es braucht glaubwürdige haitianische Vertreter, die nicht in die Ganggewalt
verstrickt sind und die ein Projekt zur Stärkung der Autonomie durchführen
können, das von außen finanziert werden muss. Es wäre eine Reparation für
[4][all den Schaden], den die internationalen Interventionen und die
[5][Kolonialgeschichte] angerichtet haben.
12 Mar 2024
## LINKS
[1] /Krise-in-Haiti/!5997205
[2] /Flucht-in-die-USA/!5978722
[3] /Vorerst-doch-keine-Haiti-Mission-der-UN/!5965850
[4] /Frankreichs-koloniales-Erbe/!5722613
[5] /Neuauflage-Die-schwarzen-Jakobiner/!5821638
## AUTOREN
Katja Maurer
## TAGS
Haiti
Bandenkriminalität
Kolonialismus
UN-Mission
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