| # taz.de -- G7-Außenminister*innen in Japan: Sieben zeigen Geschlossenheit | |
| > Die Außenminister*innen der G7 beraten über militärische Hilfen für | |
| > die Ukraine. Baerbock zieht dabei die Parallele zum Taiwan-Konflikt. | |
| Bild: Bitte lächeln: Gruppenfoto vom G7-Außenminister*innen-Treffen im japani… | |
| Die [1][G7-Staaten demonstrieren Einigkeit: Die Außenminister*innen] | |
| der Gruppe verständigen sich am Montag bei ihrem Treffen im japanischen | |
| Karuizawa darauf, bei der Unterstützung der Ukraine nicht nachzulassen. Die | |
| G7 werde die „Sanktionen gegen Russland intensivieren“ und ihre „starke | |
| Unterstützung der Ukraine fortsetzen“, heißt es in einer Erklärung des | |
| japanischen Außenministers Yoshimasa Hayashi. | |
| In die gleiche Kerbe schlug die deutsche [2][Außenministerin Annalena | |
| Baerbock]. „Putin muss sehen, dass er uns nicht aussitzen kann“, sagte die | |
| Grünen-Politikerin am Rande des Treffens. Seine Wette darauf, dass er die | |
| Partner der Ukraine auf Dauer spalten werde, dürfe nicht aufgehen. Konkret | |
| sprachen die Außenminister*innen über weitere militärische Hilfen, | |
| zum Beispiel durch die internationale Koordinierung beim | |
| Munitionsnachschub. Thema waren aber auch die Unterstützung bei der | |
| Minenräumung und staatliche Garantien für privatwirtschaftliche | |
| Investitionen in die Ukraine. Auf Russland macht die G7 Druck, | |
| Getreideexporte über das Schwarze Meer dauerhaft zuzulassen. | |
| Vor der erwarteten Frühjahrsoffensive der ukrainischen Armee sprachen die | |
| Außenminister*innen aber auch über die Ausgangssituation für mögliche | |
| Friedensverhandlungen. „Niemand weiß, wann der Tag kommen wird, an dem | |
| Russland endlich bereit ist, über Frieden zu sprechen“, sagte Baerbock. | |
| „Aber wir als G7 tun alles dafür, dass die Ukraine dann so stark dasteht, | |
| dass sie frei über ihre Zukunft entscheiden kann.“ | |
| Bereits am Sonntag waren die Außenminister*innen der G7 im Urlaubsort | |
| Karuizawa in den japanischen Bergen zu ihren Beratungen zusammengekommen. | |
| Zwei Tage dauert das Treffen. Es dient auch der Vorbereitung des | |
| Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschef*innen der sieben | |
| wichtigen Industriestaaten USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, | |
| Italien, Deutschland und Japan im Mai. | |
| ## Geschlossen gegen chinesische Drohungen | |
| Geschlossenheit zeigten die Teilnehmer*innen auch hinsichtlich der | |
| Situation in Ostasien und der [3][chinesischen Drohungen gegen Taiwan]. | |
| Baerbock, die unmittelbar vor dem Gipfel China und Südkorea besucht hatte, | |
| sprach von einem Zusammenhang zwischen der Krise dort und dem Krieg gegen | |
| die Ukraine. „Die Europäer konnten angesichts der russischen Aggression auf | |
| die Solidarität anderer Partner weltweit zählen. Solidarität darf nie eine | |
| Einbahnstraße sein. Unsere Partner müssen auf uns zählen können“, sagte | |
| sie. Explizit erwähnte sie Gipfelgastgeber Japan, der sich an | |
| Russland-Sanktionen beteiligt und seinerseits unter den Krisen in der | |
| eigenen Nachbarschaft leidet. | |
| Keine Rede war in Karuizawa mehr von den Interview-Äußerungen des | |
| französischen Präsidenten Emanuel Macron, der vor einer Woche erst dazu | |
| geraten hatte, dass sich die europäischen Staaten in den Taiwan-Konflikt | |
| nicht hineinziehen lassen sollten. Die Teilnehmer*innen seien sich | |
| einig gewesen, dass sie sich „jedem Versuch entgegenstellen“ würden, „den | |
| Status quo unilateral durch Gewalt zu verändern“. | |
| Baerbock äußerte sich ähnlich, wiederholte aber auch ein Dialogangebot, das | |
| sie dem chinesischen Regime bei ihrem Besuch in Peking gemacht hatte. In | |
| China habe sie deutlich gemacht: „Wir wollen kooperieren. Wir wollen | |
| Partner sein.“ Naiv sei man aber nicht. | |
| ## Unterstützung außerhalb des Westens schwierig | |
| Eine Herausforderung, vor der die G7 sowohl hinsichtlich Russlands als auch | |
| hinsichtlich Chinas steht: Auch außerhalb des Westens ausreichend | |
| Unterstützung für den eigenen Kurs zu generieren. Beim Mittagessen | |
| tauschten sich die Außenminister*innen dazu auf. Gastgeber Hayashi | |
| warb dafür, anderen Staaten nicht die eigenen Werte „aufzudrängen“, sonde… | |
| stattdessen mit der Bedeutung einer regelbasierten internationalen Ordnung | |
| zu argumentieren. | |
| Das passt zu den Auftritten Baerbocks vor einigen Tagen in Peking: Die | |
| Warnung vor einem chinesischen Angriff auf Taiwan begründete sie dort mit | |
| den gravierenden Folgen für den Welthandel. In Karuizawa knüpfte sie daran | |
| an, indem sie sagte, niemand wünsche sich eine neue Blockbildung. Man wolle | |
| andere Länder nicht vor die Wahl „für uns oder gegen uns“ stellen, sondern | |
| „ihre eigenen Interessen und Positionierung ernst nehmen“ und ihnen | |
| entsprechende Angebote machen. | |
| Neben dem Ukraine-Krieg und der Indopazifik-Region hatten die japanischen | |
| Gastgeber noch weitere Konfliktherde auf der Tagesordnung gesetzt. So war | |
| auch die Lage im Nahen Osten und speziell im Iran Thema des Treffens. Nach | |
| Angaben der Gastgeber rufen die Außenminister*innen das iranische | |
| Regime dazu auf, seine militärische Unterstützung für Russland im | |
| Ukraine-Krieg einzustellen. Unter anderem hatte der Iran der russischen | |
| Armee Kamikaze-Drohnen geliefert. | |
| ## Nukleare Abrüstung wird zum Schwerpunktthema | |
| Zudem forderten die Teilnehmer*innen von Teheran, sich wieder an | |
| internationale Vereinbarungen zum iranischen Atomprogramm zu halten. | |
| Atomwaffen dürfe das Land nicht entwickeln. Auf die Niederschlagung der | |
| Anti-Regime-Demonstrationen ging Außenminister Hayashi in einem Statement | |
| nach der Beratung nicht ein. | |
| Am Dienstag endet das Treffen der Außenminister*innen mit zwei | |
| weiteren Gesprächsrunden, eine davon zur Afrikapolitik der G7-Staaten und | |
| eine zum Thema Nukleare Abrüstung auch über den Iran hinaus. Letzteres wird | |
| wahrscheinlich auch eines der Schwerpunktthemen des G7-Gipfels der Staats- | |
| und Regierungschefs, den die japanische Regierung symbolträchtig in | |
| Hiroshima ausrichtet, das 1945 von den USA mit einer Atombombe | |
| angegriffenen wurde. | |
| 17 Apr 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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