| # taz.de -- Freigelassene Palästinenser: Weiter Weg zur Versöhnung | |
| > Die Freilassung verurteilter Mörder im Zuge des Gaza-Deals reißt in | |
| > Israel und Palästina alte Wunden auf. Zwei Besuche. | |
| Bild: Israelische Soldaten stehen am Eingang des Ofer-Gefängnisses vor der Fre… | |
| Hassan Fataftas Vater saß länger im israelischen Gefängnis, als der | |
| 15-Jährige sich erinnern kann. Hassan war vier Monate alt, als israelische | |
| Soldaten im Dezember 2010 die Tür des Familienhauses in Tarqumia im | |
| Westjordanland eintraten und Iyad Fatafta mitnahmen. | |
| Wirklich kennengelernt hat der Junge seinen Vater nie, maximal einmal im | |
| Monat konnte die Familie ihn besuchen. Dann saßen sie ihm kurz hinter einer | |
| Glasscheibe gegenüber, durch die man nur per Telefon sprechen konnte. Seit | |
| dem 7. Oktober 2023, als die Hamas und andere palästinensische Gruppen | |
| Israels Süden angriffen, 1.200 Menschen töteten und 251 entführten, waren | |
| alle Besuche verboten. | |
| Seit gut zwei Wochen ist der 47-jährige Iyad [1][wieder frei], im Gegenzug | |
| für eine brüchige Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der | |
| letzten 20 noch lebenden israelischen Geiseln. Doch für Hassan bleibt der | |
| Vater unerreichbar. Wegen der Schwere seiner Tat – Iyad wurde 2010 wegen | |
| Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt – schob Israel ihn und | |
| rund 150 andere Häftlinge am 13. Oktober nach Ägypten ab. Knapp 100 | |
| Verurteilte wurden im Westjordanland freigelassen. 1.700 Palästinenser, die | |
| während der vergangenen zwei Jahre meist ohne Anklage und Beweise gefangen | |
| genommen wurden, brachte Israel zurück in den Gazastreifen. | |
| Über den Hof der Fataftas in Tarqumia wächst ein Weinstock, darunter | |
| spielen Kinder. Drinnen serviert Iyads Cousin Wagdi Fatafta einen Tag nach | |
| der Freilassung Baklava und bitteren Kaffee. Hassan trägt eine schwarze | |
| Sportjacke und sitzt neben seinem Onkel Mohammed auf der Couch. Die | |
| Stimmung ist gedrückt: Weil Iyad in einem Hotel in Kairo statt hier im | |
| Wohnzimmer sitzt. Weil Israels Armee vorab jede Feierlichkeit verboten hat. | |
| Nur die engere Familie ist deshalb da. | |
| ## Trump ließ sich wie ein König feiern | |
| Mit Blick auf den Gazastreifen sagt Cousin Wagdi: „Wie soll man sich schon | |
| fühlen nach einem Völkermord?“ Israels Armee hat binnen zwei Jahren laut | |
| dem von der Hamas geleiteten Gesundheitsministerium im Gazastreifen | |
| mindestens 68.000 Menschen getötet, vier von fünf sollen Zivilisten gewesen | |
| sein, berichtete der Guardian unter Berufung auf interne Armeedokumente. | |
| Die Anwesenden blicken misstrauisch auf den „ewigen Frieden“, den | |
| US-Präsident Donald Trump verkündet hat. | |
| [2][Wie ein König ließ sich Trump im israelischen Parlament feiern], mit 70 | |
| Minuten Selbstlob und Beifall führender Politiker. In Gaza gruben Menschen | |
| derweil mit bloßen Händen nach Leichen ihrer Angehörigen. „Dennoch“, sagt | |
| Cousin Wagdi und streift ein blaues Sweatshirt gegen den kühlen Herbstabend | |
| über: „Das Wichtigste ist, dass der Genozid aufgehört hat.“ | |
| Vom angekündigten Frieden ist im Westjordanland wenig zu spüren: Einen Tag | |
| nach dem Besuch töten Soldaten einen elfjährigen Jungen im 14 Kilometer | |
| entfernten Dorf al-Rihiya. Die Armee begründet die Schüsse danach mit | |
| Steinwürfen auf die Soldaten, als rechtfertige das, ein Kind zu erschießen. | |
| Eine Woche später stimmt Israels Parlament in erster Lesung für die | |
| Annexion von Teilen des Westjordanlands. Radikale Siedler greifen täglich | |
| Palästinenser an, geschützt von Soldaten. | |
| Wagdis Telefon klingelt. Iyad ruft an. Auf dem Bildschirm erscheint ein | |
| magerer Mann mit weißer Schirmmütze, grauem Bart und einem Schal in den | |
| palästinensischen Nationalfarben um den Schultern. Laut einem Bericht der | |
| britischen Zeitung Daily Mail sollen die Freigelassenen die ersten Tage in | |
| einem Luxushotel in Kairo verbracht haben. Iyad hält sich kurz: Er sei sehr | |
| schwach, aber es gehe ihm gut. Mehr will er nicht sagen, bevor ihn Wagdi am | |
| Telefon mit nach draußen zum Rest der Familie nimmt. Die Armee hat im | |
| Vorfeld auch davor gewarnt, mit Medien zu sprechen. | |
| Für viele Israelis sind die 250 lebenslang Verurteilten Terroristen. Auf | |
| palästinensischer Seite hingegen sehen viele die Gefangenen als | |
| Widerstandskämpfer gegen die seit Jahrzehnten währende israelische | |
| Besetzung. Kaum eine Familie, die nicht Angehörige oder Bekannte hat, die | |
| Zeit in israelischen Gefängnissen verbracht haben. | |
| „Er wirkt wie der lebende Tod“, sagt Mohammed nach dem Telefonat. Beim | |
| ersten Gespräch in Freiheit am Abend zuvor habe Iyad von Schmerzen am | |
| ganzen Körper erzählt, von den Prügeln zum Abschied. Seit dem 7. Oktober | |
| sei die Haft die Hölle gewesen. Ihm sei alles abgenommen worden, auch die | |
| Bilder seiner Kinder. Stattdessen habe es Hunger, Schlafentzug und Schläge | |
| gegeben. Er habe 30 Kilo abgenommen. Die Angaben decken sich mit | |
| zahlreichen Berichten von Menschenrechtsorganisationen, ehemaligen | |
| Gefangenen und Recherchen internationaler Medien, auch der taz. | |
| ## Tausende Palästinenser in Haft | |
| Laut der israelischen NGO PCATI starben in zwei Jahren mindestens 75 | |
| Palästinenser in Haft. Vor dem 7. Oktober waren es ein bis zwei Fälle pro | |
| Jahr. Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben Gvir bezeichnet pauschal | |
| alle palästinensischen Gefangenen als Terroristen und fordert regelmäßig | |
| die Einführung der Todesstrafe. | |
| Anfang der 90er-Jahre sei er selbst eineinhalb Jahre im israelischen | |
| Gefängnis gewesen, erzählt Mohammed. Ihm sei vorgeworfen worden, Steine auf | |
| Soldaten geworfen zu haben. Hat er? „Ich glaube nicht an Gewalt“, sagt er. | |
| Doch seine Bedingungen in Haft seien nichts gewesen, verglichen mit dem | |
| Bericht von Iyad. | |
| Tausende Palästinenser bleiben weiter in Haft: Die NGO Hamoked zählte vor | |
| den jüngsten Freilassungen mehr als 11.000 palästinensische Gefangene, | |
| 3.500 davon ohne Anklage, zum Teil für Monate und Jahre. | |
| „Ich bin sehr glücklich, dass er frei ist“, sagt Iyads Sohn Hassan. Der | |
| 15-Jährige überragt seinen Onkel Mohammed schon jetzt um einen halben Kopf. | |
| Er wirkt älter als er ist. Ohne Vater aufzuwachsen, sei ein „großes Chaos“ | |
| für ihn gewesen, erzählt er. „Alle anderen hatten einen Vater, nur ich | |
| nicht.“ | |
| Versteht Hassan, weshalb sein Vater im Gefängnis saß? Der Junge schüttelt | |
| den Kopf. „Er ist unschuldig“, sagt er. Nachdem er als Kind angefangen | |
| hatte, seiner Familie Fragen zu stellen, habe man ihm gesagt, dass er | |
| jemanden in Israel getötet haben soll. Weder Hassan noch Mohammed oder | |
| Wagdi glauben das. | |
| ## Tiefsitzendes Misstrauen gegenüber Behörden | |
| Iyad habe jüdisch-israelische Freunde gehabt, sagt Wagdi. Er habe in Israel | |
| gearbeitet und hätte keiner Fliege etwas zuleide tun können. Seit der | |
| Verhaftung habe man ihn nur im Gefängnis gesehen. „Da konnten wir nicht | |
| sprechen, ohne dass jemand zuhörte“, sagt Mohammed. Ihr Misstrauen | |
| gegenüber israelischen Behörden ist tief. Für Palästinenser gilt das | |
| Militärrecht, das laut Menschenrechtlern kein faires Verfahren garantiert. | |
| Iyads Fall aber wurde vor dem zivilen Jerusalemer Bezirksgericht | |
| verhandelt. Die Gerichtsakten von 2011 sind öffentlich zugänglich und | |
| sprechen eine klare Sprache: Am 17. Dezember 2010 überquerten Iyad Fatafta | |
| und Kifah Ghanimat mit Messern die Grenze nach Israel. Sie übernachteten im | |
| Freien nahe Bet Schemesch westlich von Jerusalem und trafen dort gegen 16 | |
| Uhr des Folgetages auf die US-Amerikanerin Kristine Luken und die | |
| britisch-israelische Touristenführerin Tal Hartuv auf einer Wanderung. Nach | |
| einem kurzen Wortwechsel griff Ghanimat Luken und Fatafta Hartuv an. | |
| Letztere wehrte sich mit einem Taschenmesser und verletzte ihn an der Hand, | |
| bevor er sie überwältigte. | |
| Die Männer hielten ihre Opfer etwa eine halbe Stunde fest, fesselten ihnen | |
| mit deren eigenen Schnürsenkeln die Hände auf den Rücken und begannen dann, | |
| auf sie einzustechen. Sie entfernten sich, kehrten nach einigen Minuten | |
| zurück und stachen erneut auf die Frauen ein. Luken starb am Tatort. | |
| Hartuv stellte sich tot und erlitt 18 Messerstiche, mehrere gebrochene | |
| Rippen, Verletzungen der Lunge und des Zwerchfells. Nachdem die Angreifer | |
| sich ein Stück entfernt hatten, schleppte sie sich 1.200 Meter zu einem | |
| Parkplatz, wo eine Familie sie fand und den Rettungsdienst rief. | |
| In Tarqumia will diese Geschichte niemand glauben. „Vielleicht hat ein | |
| israelischer Soldat Iyad die Tatwaffe zugesteckt“, sagt Mohammed und zuckt | |
| die Schultern. Palästinenser wie Israelis leben schon lange, spätestens | |
| aber seit dem 7. Oktober in zwei verschiedenen medialen Realitäten. Viele | |
| Palästinenser stellen heute die Massaker der radikalislamischen Hamas mit | |
| rund 1.200 Toten und 251 Entführten infrage. Deren Taten sind hundertfach | |
| von Kameras dokumentiert, unter anderem von den Angreifern selbst. Im | |
| Westjordanland haben viele diese Aufnahmen nie gesehen oder halten sie für | |
| Fälschungen. | |
| ## Israelische Medien berichten teils einseitig | |
| Auf israelischer Seite ist das Bild nicht besser: Israelische Medien | |
| berichten kaum über palästinensisches Leid, ziehen regelmäßig die Zahlen | |
| der getöteten Menschen in Gaza in Zweifel, stellen Berichte über Hunger | |
| infrage oder schieben schlicht die Schuld pauschal der Hamas zu. Der | |
| Hinweis auf ein vages „militärisches Ziel“ rechtfertigt in der israelischen | |
| Öffentlichkeit beinahe jede Zahl an zivilen Opfern. | |
| Iyad Fataftas Fall aber lässt keinen Raum für Zweifel. Neben den | |
| übereinstimmenden Geständnissen von ihm und Ghanimat belegt die Aussage von | |
| Tal Hartuv seine Schuld, die den Angriff schwer verletzt überlebt hat. An | |
| Hartuvs Taschenmesser fanden sich zudem Blut und DNA-Spuren von Iyad. In | |
| der israelischen Ortschaft Zichron Yaakov blickt Hartuv auf das Bild von | |
| Iyad nach dessen Freilassung. „Ich ertrage es nicht, ihn zu sehen“, sagt | |
| die Frau mit den kurzen Haaren und der schmalen blauen Brille. Eine sieben | |
| Zentimeter lange Narbe auf ihrer Brust und 17 weitere Narben erinnern sie | |
| bis heute an den Angriff. Sie fühle Wut, dass der Mann, der ihr beinahe das | |
| Leben genommen hat, frei sei. „Ich bin froh, dass er krank aussieht“, sagt | |
| sie. | |
| Trotzdem unterstützt sie den Austausch gegen israelische Geiseln. „Ich war | |
| gleichzeitig dafür und dagegen“, sagt sie. Sie sehe die Videos der | |
| israelischen Geiseln, die nach zwei Jahren Gefangenschaft ihren Angehörigen | |
| in die Arme fallen. „Dann war es das wert.“ Zugleich erinnere sie sich an | |
| Jahia Sinwar, der 2011 zusammen mit 1.026 anderen Palästinensern im | |
| Austausch gegen den israelischen Soldaten Gilad Shalit freikam. Erst danach | |
| stieg er zum Hamas-Anführer in Gaza auf und wurde zum Drahtzieher des 7. | |
| Oktober. „Dann habe ich Angst“, sagt Hartuv. „Manche von ihnen haben nie | |
| bereut, was sie getan haben.“ Auch deshalb gab es in Israel Widerstand | |
| gegen die Freilassung der 250 verurteilten Palästinenser. | |
| ## Keine Wende in Sicht | |
| Israel setzt seit Jahrzehnten auf eine harte Linie der Kollektivbestrafung: | |
| Nach Terroranschlägen zerstört die Armee routinemäßig das Haus der Familie | |
| des Täters. Doch statt abzunehmen, wächst die Bereitschaft junger | |
| Palästinenser zum bewaffneten Widerstand seit Jahren. Je entschlossener | |
| Benjamin Netanjahu in seinen fast 20 Jahren als Regierungschef versucht | |
| hat, die palästinensische Frage von der politischen Agenda zu verdrängen, | |
| desto stärker eskalierte die Gewalt. Im Mai 2025 hielten laut dem | |
| palästinensischen Meinungsforschungsinstitut Pcpsr 41 Prozent der Befragten | |
| den bewaffneten Kampf für das wirksamste Mittel auf dem Weg zu einem | |
| eigenen Staat. Eine Wende ist nicht in Sicht: Die Freilassung von Marwan | |
| Barghuti, der die gespaltene palästinensische Nationalbewegung einen und | |
| als Verhandlungspartner auftreten könnte, hat Israel beim jüngsten | |
| Gefangenenaustausch erneut abgelehnt. | |
| Hartuv hat sich nach dem Angriff zurück ins Leben gekämpft, unter anderem | |
| mit jahrelanger Physiotherapie gegen die Schmerzen. Die psychischen Folgen | |
| fühle sie noch immer, die Anspannung bei lauten Geräuschen und | |
| Menschenmengen. Vor allem aber musste sie lernen, mit ihrem Hass zu leben | |
| für das, was ihr angetan worden war. Geholfen habe ihr letztlich ein | |
| arabisch-israelischer Freund, den sie von der Arbeit als Touristenführerin | |
| kannte. „Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, ich hasse alle Araber“, | |
| habe sie ihm eines Tages gebeichtet. Der habe geantwortet: „Du hast jedes | |
| Recht zu hassen, aber richte die Wut auf die Schuldigen.“ Heute wisse sie, | |
| dass es ein arabisch-israelischer Chirurg war, der ihr nach dem Angriff das | |
| Leben rettete. Heute könne sie sagen: „Ich wünsche Iyad den Tod, ohne dass | |
| ich dabei Hass gegen die Palästinenser empfinde.“ | |
| Nachdem sie darüber öffentlich gesprochen habe, sei ein Mann aus einem | |
| palästinensischen Flüchtlingslager im Westjordanland auf sie zugekommen und | |
| habe ihr gedankt. So begann ihre Zusammenarbeit. „Wir sammelten Geld, | |
| mieteten Räume im Camp und organisierten Nachmittagsunterricht für Kinder.“ | |
| Den Namen des Projekts möchte Hartuv aus Sicherheitsgründen nicht | |
| preisgeben. | |
| Der Unterricht soll verhindern, dass „palästinensische Kinder zur Gewalt | |
| erzogen werden.“ Hartuv sagt, wie viele Israelis: Die Palästinenser | |
| pflegten ihre Opferrolle unter der Besatzung, ohne Verantwortung für den | |
| Hass und den Antisemitismus in ihrer Gesellschaft zu übernehmen. Dass Iyads | |
| Familie die Schuld des Angreifers anzweifelt, überrascht sie daher nicht. | |
| Ob nicht auch Israelis ihre Opferrolle politisch ausschlachten? „Nicht auf | |
| diese Weise“, sagt Hartuv. | |
| Der Genozidforscher Daniel Blatman von der Hebräischen Universität in | |
| Jerusalem sieht das anders: Israel habe über drei Generationen hinweg eine | |
| „Opferidentität“ entwickelt – vom Holocaust bis zum Hamas-Angriff am 7. | |
| Oktober. Jede Kritik an israelischen Verbrechen werde dabei als | |
| existenzielle Bedrohung für das Land empfunden, [3][schreibt er in der | |
| Zeitung] Ha’aretz. Israels Regierung verstärke diese Sicht, indem sie den | |
| Hamas-Angriff als Kampf ums Überleben darstelle. Vergangene Woche taufte | |
| Netanjahu den Gazakrieg in „Krieg der Wiederauferstehung“ um. | |
| Zurück in Tarqumia: Der Name Tal Hartuv sagt der Familie nichts. Auf die | |
| Frage nach Vergebung für erlittenes Unrecht antwortet Mohammed ausweichend: | |
| „Erst wenn die Besetzung endet, kann hier Frieden herrschen.“ Der | |
| Überlebenden Hartuv habe er nichts zu sagen, außer: „15 Jahre Gefängnis und | |
| Misshandlungen für Iyad, ist das nicht genug?“ | |
| Der 26-jährige Cousin Muhannad zählt stattdessen das Unrecht auf, das der | |
| Familie widerfahren sei. Er zeigt drei Narben von Schusswunden. „Ich bin | |
| nach dem 7. Oktober beim Einkaufen in eine Razzia geraten.“ Andere | |
| Familienmitglieder hätten wie mehr als 100.000 weitere Palästinenser nach | |
| dem 7. Oktober ihre Arbeitsgenehmigungen in Israel und damit die | |
| Lebensgrundlage für ihre Familien verloren. „Nicht nur die Israelis, alle | |
| sollen sicher sein“, sagt Muhannad, „in unserem eigenen Staat mit den | |
| Grenzen von 1967.“ | |
| Dass das passieren wird, ist unwahrscheinlich, mit oder ohne Netanjahu. | |
| Auch wenn zuletzt nur noch knapp ein Drittel der Israelis den Krieg im | |
| Gazastreifen mitgetragen haben. In elementaren Zukunftsfragen liegen | |
| Regierung und Opposition nicht weit auseinander. Die große Mehrheit der | |
| Israelis unterstützt zwei Jahre nach dem 7. Oktober die Besetzung. Hartuv | |
| ist keine Ausnahme, sie will „frühestens in einer Generation wieder von | |
| einer Zweistaatenlösung hören“. | |
| Und Hassan? Der 15-Jährige hat jüngst die Schule verlassen. Vor dem 7. | |
| Oktober sei das Leben gut gewesen, seither gebe es nichts als Chaos. „Aber | |
| dass das Töten im Gazastreifen aufgehört hat, macht mir Hoffnung, dass es | |
| etwas friedlicher wird.“ Er will bald anfangen zu arbeiten, gerne etwas mit | |
| Immobilien. Und seinen Vater besuchen. Doch vorher muss er klären, ob die | |
| israelischen Behörden ihm die Ausreise überhaupt erlauben. | |
| 29 Oct 2025 | |
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| Felix Wellisch | |
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| 7. Oktober 2023 | |
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