# taz.de -- Facebook will Datenschutz verbessern: Vertraue mir! | |
> Facebook möchte Nutzerdaten künftig besser schützen. Wenn das Unternehmen | |
> etwas verspricht, passiert am Ende allerdings meist das Gegenteil. | |
Bild: Sheryl Sandberg unterstützt die 3.000-Wörter-Vision ihres Kollegen Zuck… | |
Würde Facebook – größtes Online-Netzwerk der Welt, über zwei Milliarden | |
aktive Nutzer:innen, Mutterkonzern von WhatsApp und Instagram –, würde | |
dieses Facebook also im nächsten Leben als rhetorische Figur wiedergeboren, | |
es wäre ein Oxymoron. Schwarzer Schimmel, stummer Schrei, offenes Geheimnis | |
– das ist die Liga. | |
Und wie es sich für Facebook als Unternehmen der Superlative gehört, spielt | |
es natürlich auch in der Oxymoron-Liga ganz vorne. Der neueste Move: die | |
Ankündigung, Daten von Nutzer:innen künftig schützen zu wollen. Quasi das – | |
Achtung Oxymoron – privatsphärefreundliche Facebook. | |
„Wir haben hart daran gearbeitet, Datenschutz in all unsere Produkte | |
einzubauen“, heißt es in dem [1][Post des Facebook-Gründers], den | |
Geschäftsführerin Sheryl Sandberg teilte und der, wie es Facebooks Art ist, | |
gleich den ganz großen Wurf markieren soll: „Unsere Vision und Prinzipien, | |
um eine privatsphärezentrierte Plattform für Messaging und Netzwerk | |
aufzubauen.“ | |
Die Vision besteht dann aus mehr als 3.000 Wörtern, die gewohnt viel „Wir | |
haben verstanden“ und erstaunlich wenig „Das werden wir jetzt tun“ | |
vermitteln. Aber keine Angst – zum privatsphärefreundlichen Facebook wird | |
es wohl kaum kommen. Das Unternehmen ist einfach nur ein Meister darin, auf | |
den ersten Blick genau zu versprechen, was Nutzer:innen, Politik oder | |
Aufsichtsbehörden wollen – und dann am Ende doch zu machen, was dem Konzern | |
selbst nützt. | |
## Metadaten längst viel interessanter | |
Zum Beispiel WhatsApp. Als Facebook vor fünf Jahren [2][den | |
Messaging-Dienst übernahm], versprach es: Daten von WhatsApp-Nutzer:innen | |
landen nicht bei Facebook. Zwei Jahre später war das [3][Versprechen | |
gebrochen]. Oder die 2-Faktor-Authentifizierung. Soll vordergründig den | |
Zugang zum Account weniger angreifbar machen, da Nutzer:innen Codes per SMS | |
bekommen, wenn sie sich von einem unbekannten Gerät einloggen oder jemand | |
anders das versucht. Praktisch für Facebook: Das Unternehmen bekommt die | |
Telefonnummern. Und nutzt die auch für Werbezwecke. | |
Fällt also bei dem, was Facebook nützt, etwas ab, was den Nutzer:innen mehr | |
Nähe, Sicherheit oder Privatsphäre gibt oder suggeriert, ist das in | |
Ordnung, aber nicht das primäre Ziel. Unter dieser Prämisse muss man auch | |
die Ankündigung aus dem Blog-Post, die Kommunikation von Nutzer:innen Ende | |
zu Ende verschlüsseln zu wollen, betrachten – übrigens eine der wenigen | |
einigermaßen konkreten Maßnahmen, die darin auftauchen. | |
Bei einer [4][Ende-zu-Ende-Verschlüsselung] hätte Facebook zwar keinen | |
Zugriff auf die Inhalte. Macht aber nichts: Denn für das Unternehmen sind | |
Metadaten – also wer mit wem von wo wie oft und wie lange kommuniziert – | |
längst viel interessanter. Die lassen sich einfacher automatisiert | |
auswerten und so werberelevante Informationen gewinnen. | |
## Nicht mehr als schön klingende Gedanken | |
So ist es nur konsequent, dass es in dem Post heißt, Nutzer:innen dürften | |
„niemals Zweifel haben, mit wem sie gerade kommunizieren“. Nun, die meisten | |
Nutzer:innen werden, was ihren Freundeskreis angeht, ganz gut wissen, mit | |
wem sie es zu tun haben, selbst wenn die Gegenüber unter Pseudonym | |
auftritt. Und bei Fremden hilft meist auch der reine Name nicht weiter. | |
Wer allerdings davon profitiert, wenn alle unter ihrem Klarnamen auf | |
Facebook unterwegs sind: das Unternehmen selbst. Denn persönliche Daten | |
sind natürlich in Kombination mit dem Namen viel mehr wert. Und mit | |
Pseudonymen wird es auch auf WhatsApp und Instagram ganz schnell vorbei | |
sein, wenn das Unternehmen die angekündigte komplette Verzahnung der | |
Dienste erst einmal umgesetzt hat. | |
Es sieht also gerade nicht nach mehr, sondern nach weniger Datenschutz aus. | |
„Als Gesellschaft haben wir die Möglichkeit, zu entscheiden (…), wie stark | |
wir private Kommunikation wertschätzen“, heißt es gegen Ende des Posts. Es | |
ist einer dieser schön klingenden Gedanken, denen sich nicht widersprechen | |
lässt. Die aber leider komplett folgenlos bleiben werden. | |
7 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/notes/mark-zuckerberg/a-privacy-focused-vision-for… | |
[2] /Facebook-kauft-WhatsApp/!5048053 | |
[3] /Datenschutz-in-Deutschland/!5342125 | |
[4] /Sicherheit-in-Chat-Software/!5293371 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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