# taz.de -- Fotoprojekt #DeinKindAuchNicht: Wenn alle sehen, wie man pinkelt | |
> Erwachsene, die sich mit Brei vollgesudelt haben oder nackt auf einem | |
> Töpfchen sitzen: Eine Netzaktion kritisiert Eltern, die ihre Kinder | |
> bloßstellen. | |
Bild: Wilson Gonzales Ochsenknecht post als Kleinkind, um auf die Postings manc… | |
BERLIN taz | Wer Wilson Gonzales Ochsenknecht als Jungen sehen möchte, | |
braucht sich nur die Bolzplatzfilme der „Wilden Kerle“ anschauen – 13 war | |
der Schauspieler, als Teil Eins im Kino lief. Nun macht sich Ochsenknecht | |
zum Kleinkind: Als Nackedei mit verschmiertem Lätzchen oder plärrender | |
Grimasse. Für das [1][Fotoprojekt #DeinKindAuchNicht] modeln er und die | |
Journalistin Toyah Diebel in regressiven Posen. Diebel hatte die Idee zu | |
der Fotostrecke, weil sie sich über das Postingverhalten mancher Eltern in | |
sozialen Medien ärgerte. | |
„Dass man dort oft Bilder findet, die keine Rücksicht auf die Privatsphäre | |
der Kinder nehmen, stößt mir sauer auf“, sagt Diebel zur taz. Die | |
Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen garantiert Kindern ein | |
solches Recht. Gefragt werden kann der Filius im Strampler allerdings | |
nicht, ehe er dem Weltpublikum in seiner ganzen Knuffigkeit offenbart wird. | |
„Sharenting“ heißt das Kofferwort dafür, eine Beschreibung für das | |
Elternverhalten, die Daten der Kinder großzügig mit anderen zu teilen. | |
Neben begeisterungsfähiger Verwandtschaft und anhimmelnden Patenonkeln | |
können auch Missetäter auf die Kinderfotos zugreifen: „Es gibt etliche | |
Seiten, die genau solche Bilder sammeln und in einen sexuellen Kontext | |
ziehen, ohne das Wissen der Eltern“, sagt Toyah Diebel. Die Gefahr | |
pädophiler Ausbeutung ist indes nicht das einzige Problem. Bilder können | |
Kinder auch in anderen Kontexten identifizierbar machen, wie Nadia Kutscher | |
von der Universität Köln schreibt. | |
[2][In ihrer Studie über Sharenting heißt es:] „Datenbroker, die Kinder als | |
Adressat_innen von Werbung betrachten oder Überwachungsakteure“ würden so | |
weit mehr über die Zöglinge als die Farbe des neuen Plüschdinos erfahren. | |
Laut Unicef haben bereits mehr als 80 Prozent aller Zweijährigen in | |
Industriestaaten einen „digitalen Fußabdruck“, also ein Profil oder Bilder | |
in sozialen Medien. | |
## Emojis auf dem Kopf | |
Was aber tun, wenn man doch mächtig stolz ist auf jeden Rülpser und jedes | |
Zehenwackeln, mit dem der eigene kleine Mensch promethisch das Feuer der | |
Liebenswürdigkeit auf die Erde gebracht hat? Das Deutsche Kinderhilfswerk | |
empfiehlt: „Fotos, die Kinder von hinten zeigen oder mit Detailaufnahmen | |
(z.B. Hände oder Füße) arbeiten, sind in der Regel unbedenklich.“ Gesichter | |
könne man mit Emojis oder Unschärfe unkenntlich machen. | |
Toyah Diebel sieht ferner die Plattformbetreiber in der Pflicht: „Wenn die | |
Privatsphäre eines Kindes nicht geschützt ist, sollte es verboten sein | |
diese Bilder zu posten“, sagt sie. Bei anderen Fragen greife man | |
schließlich durchaus entschieden ein: „Ein nacktes, weinendes Baby ist | |
okay, [3][aber der Nippel einer erwachsenen Frau nicht?“] | |
26 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://deinkindauchnicht.org/ | |
[2] https://www.dkhw.de/fileadmin/Redaktion/1_Unsere_Arbeit/1_Schwerpunkte/6_Me… | |
[3] /Zensierte-Brueste-in-Online-Netzwerken/!5334183 | |
## AUTOREN | |
Finn Holitzka | |
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