# taz.de -- Essensversorgung für Flüchtlinge: Äpfel und Sandwichs reichen ni… | |
> Die Freiwilligen vom Berliner Hauptbahnhof kritisieren die Versorgung | |
> durch den Senat als mangelhaft. Es sollte rund um die Uhr warmes Essen | |
> geben. | |
Bild: Äpfel an der Essensausgabe für Flüchtlinge in einem Zelt vor dem Berli… | |
BERLIN taz | Aus Sicht der freiwilligen Helfer*innen vom Berliner | |
Hauptbahnhof werden die Flüchtlinge aus der Ukraine bei ihrer Ankunft nur | |
mangelhaft mit Essen versorgt. Mit einem offenen Brief fordern sie den | |
Senat und die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) auf, die | |
Essensausgabe neu zu organisieren. „Die Menschen haben teilweise zwei Tage | |
lang nichts gegessen und sie frieren“, erklärt Lucie Schröder, die sich | |
seit Anfang März am Hauptbahnhof engagiert und dort Teil des Teams um die | |
ehrenamtlich betriebene Essensstation war. „Der Senat muss rund um die Uhr | |
für warmes Essen sorgen und endlich auch Kaffee bereitstellen“, so Schröder | |
am Freitag zur taz. | |
Tatsächlich stehen für Flüchtlinge, die nachts ankommen – [1][und für die | |
Berlin oft nur eine Zwischenstation ist] – derzeit im Untergeschoss des | |
Hauptbahnhofs vor allem kistenweise Äpfel, Wasser, Tee und verpackte | |
Sandwichs bereit. Tagsüber gibt es teilweise auch Suppe. Die Essensstation | |
wurde vor einigen Tagen von einer Tochterfirma der Messe Berlin übernommen | |
– die Ehrenamtlichen geben dort seitdem kein Essen mehr aus. | |
Doch die Caterer hätten häufig zu wenig Lebensmittel, kritisiert Schröder. | |
„Die Leute kriegen oft nur ein belegtes Brot pro Person. Das ist nicht | |
ausreichend.“ Außerdem sollte der Caterer darauf achten, dass das Essen | |
leicht verdaulich ist, fordert sie. „Letztens gab es Sauerkrautsuppe – das | |
war völlig unpassend.“ Dabei seien die Flüchtlinge auf die Essensausgabe | |
angewiesen, weil sie [2][oft kein Geld in Euro hätten und ihr Geld auch am | |
Bahnhof nirgends eintauschen könnten]. | |
„Natürlich finden wir es sinnvoll, dass es ein professionelles Catering | |
gibt“, sagt Schröder. „Aber der Senat muss jetzt nachbessern.“ | |
## Viele bleiben länger am Bahnhof | |
Viele Maßnahmen am Bahnhof seien außerdem daran orientiert, [3][Menschen | |
möglichst schnell weiterzuleiten], kritisieren die Helfer*innen in dem | |
offenen Brief. Doch das gehe oft an den tatsächlichen Bedürfnissen der | |
Menschen vorbei. | |
Um ihre Erfahrung besser einbringen zu können, wünschen sich die | |
Ehrenamtlichen daher direktere Kommunikationswege. Der Senat sollte endlich | |
besser auf ihre Expertise hören, sagt Schröder. Es sitzen zwar auch | |
Koordinator*innen der Ehrenamtlichen im Krisenstab, wo die | |
Kommunikation von Bahn, Polizei, Senat und Helfer*innen zusammenläuft. | |
„Aber es wäre sinnvoll, wenn die Staatssekretär*innen und andere | |
Verantwortliche mit den Freiwilligen von der Essensversorgung oder der | |
Kinderecke sprechen, und die jeweiligen Forderungen aufgreifen würden“, | |
fordert sie. „Wer täglich mehrere Stunden dort verbringt, weiß genau, was | |
die Menschen brauchen.“ Sollte sich die Versorgung nicht verbessern, wollen | |
sie selbst wieder einspringen. | |
Am vergangenen Wochenende hatte bereits die [4][Initiative Moabit hilft | |
mehr Sicherheit für die Menschen am Bahnhof eingefordert]. Am Freitag | |
bekräftigte Diana Henniges von der Initiative diese Forderungen noch mal. | |
Die medizinische und die Essensversorgung sei weiterhin unzureichend. Auch | |
bei der privaten Unterbringung sieht Henniges noch Handlungsbedarf beim | |
Land Berlin. „Das private Housing ist immer noch nicht richtig geregelt.“ | |
Die Verifizierung der Gastgeber per Video und Ausweis sowie eine insgesamt | |
professionelle Vermittlung hält sie für sehr wichtig. Das Land sollte | |
wichtige Informationen für Flüchtlinge außerdem auch über Telegram-Kanäle | |
bereitstellen. | |
18 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Uta Schleiermacher | |
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