# taz.de -- Erdoğans Äußerung zur Hamas: Nicht mehr Teil des Westens | |
> Immer wieder kam es unter dem türkischen Präsidenten Erdogan zu | |
> Konflikten mit Israel. Er wollte sich als Vermittler inszenieren. | |
Bild: Verharmlost Hamas als „Befreier“: Türkischer Präsident Erdogan am 1… | |
Für Erdoğan ist die islamistische Palästinenserorganisation keine | |
Terrororganisation, sondern als Gruppe von „Befreiern“ zu sehen, die für | |
ihr eigenes Land kämpften. Die Äußerung des türkischen Präsidenten | |
überrascht nicht, er hat die Hamas schon immer für eine Befreiungsbewegung | |
gehalten. Dass sie aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen ist, macht sie | |
für ihn nur umso sympathischer. Schockierend ist lediglich, dass er sich | |
auch jetzt, [1][nach dem Massaker, das die Hamas unter der israelischen | |
Zivilbevölkerung angerichtet hat], so ohne Abstriche hinter die | |
Organisation stellt. | |
Erdoğan gehört damit also zum Lager, das sich nicht nur dagegen wendet, | |
dass die israelische Regierung aus Rache für den Terrorakt nun die gesamte | |
palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen unter Beschuss nimmt, er | |
rechtfertigt implizit auch den Terror der Hamas. | |
Schon nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wollte er das | |
Sanktionsregime des Westens nicht unterstützen, er hielt seine Position | |
aber so weit in der Schwebe, dass er sich als möglicher Makler zwischen der | |
Ukraine und Russland positionieren konnte. Unmittelbar [2][nach dem | |
Hamas-Überfall] sah es noch so aus, als wollte Erdoğan erneut eine neutrale | |
Position beziehen die ihm Handlungsspielraum nach beiden Seiten ermöglichen | |
würde. | |
Er bot sich an, gemeinsam [3][mit Katar] für die Befreiung der Geiseln zu | |
arbeiten, die die Hamas im Gazastreifen gefangen hält. Und er plädierte wie | |
zuvor im Krieg gegen die Ukraine für einen möglichst schnellen | |
Waffenstillstand. | |
## Aus tiefster Überzeugung | |
Damit ist es nun vorbei. Ob angesichts der steigenden Todeszahlen im | |
Gazastreifen oder aufgrund enttäuschender Gespräche hinter den Kulissen ist | |
unklar, aber Erdoğan hat sich eindeutig gegen den westlichen Konsens | |
positioniert. Er tut dies nicht aus innenpolitischen Erwägungen, sondern | |
[4][aus tiefster Überzeugung]. | |
Immer wieder ist es unter seiner Regierung zu tiefgreifenden Konflikten mit | |
Israel gekommen. Auch die jüngste Annäherung zwischen ihm und Netanjahu ist | |
damit wieder Geschichte. Stärker noch als der Krieg in der Ukraine dürfte | |
dieser Krieg die Spaltung zwischen dem Westen und dem Rest der Welt | |
vorantreiben. Erdoğan ist in dem Konflikt definitiv nicht mehr Teil des | |
Westens. | |
25 Oct 2023 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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