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# taz.de -- Energiepreiskrise: Klagewelle gegen Energie-Discounter
> Nach Massenkündigungen von Verträgen wollen sich ehemalige Kunden und ein
> Grundversorger juristisch wehren. Sie kämpfen mit horrenden Kosten.
Bild: Billige Nummer: Kunden von einigen Energie-Discountern wurde zuletzt spon…
Freiburg taz | Dass Energieversorger pleitegehen können, weiß man
spätestens seit Teldafax, Flexstrom und Care-Energy. Dass Energieversorger
aber ohne konkrete Anzeichen einer Insolvenz kurzerhand ihren Kunden
kündigen, das ist neu. Die Firmen Stromio, Gas.de und Grünwelt [1][haben
genau das in den letzten Wochen getan] – und sehen nun eine Klagewelle auf
sich zurollen.
Versucht man das absonderliche Verhalten der Firmen zu interpretieren, gibt
es zwei Optionen. Entweder hatten die Unternehmen den Strom beziehungsweise
das Erdgas, das sie ihren Kunden zu einem vereinbarten Preis zugesagt
hatten, nicht in ausreichender Menge am Markt eingekauft – und wurden jetzt
durch den Anstieg der Preise an den Energiebörsen überrollt.
Oder aber sie hatten die Energie sehr wohl für ihre Kunden frühzeitig
beschafft, diese Mengen angesichts der gestiegenen Preise im Großhandel
aber dann lieber dort mit Gewinn wieder verkauft, als ihre
Lieferverpflichtungen gegenüber ihren Endkunden zu erfüllen. Von einem
solchen Verdacht berichtete jüngst der Spiegel, verbunden mit der Frage, ob
hier die „Kundschaft eiskalt abgezockt“ wurde.
Das synchrone Vorgehen von Stromio, Gas.de und Grünwelt ist übrigens kein
Zufall: Alle drei gehören zum Firmengeflecht des Unternehmers Ömer Varol
mit Sitz in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Kaarst. Aber anders als
bei einigen anderen Stromdiscountern ging Varols Firmen das Geld offenbar
bisher nicht aus. Die Holding habe im Gegenteil „lange Zeit bestens
verdient“ und zumindest bislang über „ein dickes Polster für magere Zeite…
verfügt, wie der Spiegel weiß. Umso dubioser kommen nun die Kündigungen
daher.
## Verbraucherzentralen raten, Schadensersatz zu fordern
Jetzt müssen die betroffenen Kunden sich einen neuen Energieversorger
suchen. Aber Neukundentarife haben sich angesichts der Marktlage drastisch
verteuert, weshalb Verbraucherzentralen nun raten, [2][beim früheren
Lieferanten Schadenersatz einzufordern]. Einige Kunden sind schon dabei:
Das Berliner Unternehmen Veneko bereitet Sammelklagen gegen die Kaarster
Unternehmen vor. Veneko ist ein sogenanntes Legal-Tech-Unternehmen, das
juristische Dienstleistungen standardisiert und automatisiert.
Neben den Kunden sind die örtlichen Grundversorger die Leidtragenden. Sie
sind verpflichtet, jederzeit als Strom- und Gaslieferanten einzuspringen.
Gerade [3][beschert ihnen das erhebliche Kosten]. Für die Neukunden müssen
sie jetzt plötzlich viel Energie nachkaufen, eben zu den aktuell extrem
hohen Preisen im Großhandel. Bei den Bestandskunden ist das anders. Da
konnten die Grundversorger die nötigen Energiemengen langfristig vorab
einkaufen.
Klagen sind damit absehbar. Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW,
der in seinem Grundversorgungsgebiet nach eigenen Angaben mehr als 40.000
Haushalte zwangsweise übernahm, kündigte diese Woche eine Klage gegen
Stromio an. Das Vorgehen des Unternehmens sei „nicht tragbar und
rechtswidrig“. Stromio wälze die Folgekosten der eigenen Risikostrategie
auf ihre eigenen Kunden und auf andere Marktteilnehmer ab. Auch Klagen
gegen weitere Anbieter schließt EnBW nicht aus.
Manche Grundversorger lösen das Problem der teuren Neukunden, indem sie für
diese höhere Tarife ansetzen als für ihre Bestandskunden. Das wiederum rief
die Verbraucherzentrale NRW auf den Plan. Diese beantragte bereits eine
einstweilige Verfügung gegen drei Grundversorger, weil eine solche
Ungleichbehandlung – selbst wenn das Unternehmen nur objektiv anfallende
Mehrkosten weiterreicht – gegen das Energierecht verstoße.
So ist bislang vor allem eines sicher: Ein Firmenimperium in
Nordrhein-Westfalen beschäftigt gerade auf breiter Front die Juristen.
1 Feb 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Bernward Janzing
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Energiepreise
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