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# taz.de -- EU-Automarkt: Tesla rutscht weiter ab
> Der US-Elektroautopionier von Elon Musk verzeichnet in Europa weiterhin
> schwache Absatzzahlen. Erstmals überholt der chinesische Rivale BYD.
Bild: Der chinesische Elektrobauer BYD landet im April hauchdünn vor Tesla auf…
Brüssel dpa | Der US-Elektroautobauer Tesla kann den Aufschwung am
europäischen Elektroautomarkt weiter nicht für sich nutzen. Im April setzte
es einen weiteren herben Dämpfer für die Firma des [1][umstrittenen
Firmenchefs Elon Musk]. Erneut stürzten die Neuzulassungen in der
Europäischen Union ab, diesmal um mehr als die Hälfte, wie aus Daten des
europäischen Herstellerverbands Acea hervorgeht. Nach den ersten vier
Monaten des Jahres muss Tesla ein Minus von gut 46 Prozent auf nur noch
41.677 Autos verkraften.
Der EU-Automarkt insgesamt tritt zwar in diesem Jahr bislang auf der
Stelle, doch gerade bei den Elektroautos zieht er nach der Schwäche im
Vorjahr wieder kräftig an. In den ersten vier Monaten entfielen 15,3
Prozent der Neuzulassungen in der EU auf reine Batterieautos, ein Jahr
zuvor waren es nur 12 Prozent gewesen. In Stückzahlen betrug das Wachstum
über ein Viertel.
## VW verdoppelt E-Auto-Auslieferungen
Tesla kommt zusehends unter Druck in einem Markt, für den der umstrittene
Unternehmer Musk mit der sogenannten [2][Gigafabrik in Grünheide vor den
Toren Berlins] seine Zelte aufschlug und dafür Milliarden investierte.
Nicht nur kommt Volkswagen mit seinen Elektroautos mittlerweile auf Touren
und fährt Tesla meilenweit voraus – der Wolfsburger Konzern konnte die
Auslieferungen reiner Elektrofahrzeuge in Europa im ersten Quartal mehr als
verdoppeln.
Auch der chinesische Elektro-Weltmarktführer BYD („Build Your Dreams“)
sitzt Musk im Nacken – mehr noch: Er hat ihn in Europa bei reinen
Elektroantrieben (BEV – battery electric vehicles) nun überholt. Nach Daten
der Marktforscher von Jato Dynamics war es im April erstmals so weit.
## BYD aus China zieht an Tesla vorbei
In den Zahlen von Jato – die 28 Länder umfassen statt nur die EU – landete
BYD im April mit 7.231 Autos hauchdünn vor Tesla mit 7.165 Autos.
Jato-Analyst Felipe Munoz sprach trotz des geringen Vorsprungs von einem
„Wendepunkt“ für den europäischen Automarkt, vor allem, da Tesla den Markt
seit Jahren anführe und BYD erst spät richtig losgelegt habe.
BYD greift derzeit stark auf Eigenzulassungen der Händler und Verkäufe an
Autovermieter zurück, wie Daten des Kraftfahrtbundesamts für Deutschland
zeigen, den größten Automarkt in der EU. In den ersten vier Monaten gingen
hierzulande von 2.791 neu zugelassenen BYD-Modellen nur knapp zwölf Prozent
an private Halterinnen und Halter.
Zwar macht der Absatz an Firmen in Deutschland generell den Löwenanteil der
Zulassungen auch bei anderen Autobauern aus. Allerdings ist der Anteil von
Privatkäufern bei BYD sehr niedrig: Mercedes etwa kommt auf fast 37
Prozent, die Marke VW Pkw auf rund 26 Prozent.
## BYD, Nio und Xpeng in Deutschland wenig gefragt
Generell liegt BYD in Deutschland mit seinen Verkäufen bislang auf einem
niedrigen Niveau. Das geht auch anderen Anbietern wie Nio und Xpeng nicht
anders. Wie Branchenanalyst Matthias Schmidt von Schmidt Automotive
Research erklärt, haben es die chinesischen Hersteller insgesamt aber
zunächst vor allem auf Großbritannien, Spanien und Italien abgesehen – und
fahren mit dieser Strategie auch gut.
In Großbritannien gilt es wegen der nicht so großen heimischen Konkurrenz
als einfacher für Newcomer, einen Platz im Markt zu finden. Das zeigt sich
auch in historischen Daten des Marktes, sagt Experte Schmidt. Und in
Spanien und Italien fänden günstige Autos ohnehin mehr Anklang bei den dort
preisbewussten Käufern, erläutert der Fachmann. In Westeuropa sei im ersten
Quartal fast jedes 20. neue Auto ein chinesisches gewesen, analysiert er.
Das ist ein fast doppelt so hoher Marktanteil wie vor zwei Jahren.
## EU-Zölle bremsen Anbieter aus China
Die Zölle aus Brüssel gegen importierte Elektroautos aus der Volksrepublik
sind den Anbietern aus Fernost dabei allerdings in die Parade gefahren. Die
EU-Kommission wähnte unlauteren Billigwettbewerb durch Subventionen aus
Peking [3][und erhob vergangenes Jahr Strafzölle], die je nach Hersteller
variieren. Die Reaktion darauf: Zwei von drei Autos chinesischer Hersteller
haben laut Schmidt mittlerweile mindestens einen Plug-in-Antrieb, enthalten
also einen Verbrennungsmotor. Somit fallen sie nicht unter die erhöhten
Zölle.
Aber auch bei den Vollstromern wollen die Asiaten vorankommen. BYD stellte
vergangene Woche seinen Elektrokleinwagen Dolphin Surf vor – ein Auto zum
Einführungspreis von 19.990 Euro. Lange schon fordern etwa Politiker und
nicht zuletzt die Käufer günstigere Elektroautos, damit sich die
Elektromobilität auch bei den Normalverbrauchern ausbreitet. Das von VW
angekündigte günstige Kleinwagenpendant „ID.Every1“ in dieser Preisklasse
dürfte aber erst 2027 auf den Markt kommen.
## Deutsche Hersteller mit starkem Image
Deutsche Hersteller profitieren aber auf ihrem Heimatmarkt und im Ausland
von ihrem guten Ruf in Sachen Qualität. In einer aktuellen Befragung im
Auftrag der Unternehmensberatung Bearingpoint in den USA, China, Frankreich
und Deutschland liegen die deutschen Marken in jedem der vier Märkte beim
Vertrauen in die Qualität vorne.
„Dazu trägt sicher auch bei, dass Kunden sich nicht sicher sind, ob es den
Hersteller in ein paar Jahren noch geben wird und ob sie noch einen
Ansprechpartner für Service und Reparaturen haben“, sagt Manuel Schuler,
globaler Leiter Automotive bei Bearingpoint. Ihr gutes Image verschaffe den
deutschen Herstellern einen gewissen Aufschub im Konkurrenzkampf mit den
Herausforderern gerade aus China, sagt Schuler.
## BYD will Service stärken
BYD komme mit großer Geschwindigkeit auch auf den deutschen Markt, sagte
BYD-Topmanagerin Stella Li jüngst im ZDF-Interview. Sie kündigte weitere
Verkaufssteigerungen in den kommenden Monaten an – und legt den Fokus auch
auf die Sorge vieler deutscher Autofahrer: den Service nach dem Kauf. Der
Preis sei zwar ein maßgebliches Kriterium. „Aber auch der Service danach
ist sehr wichtig. Wir arbeiten daran, mehr Service-Werkstätten anzubieten,
wir arbeiten dafür auch mit Dritten zusammen“, sagte sie.
In Ungarn und der Türkei investiert der Elektroautoriese in eigene
Produktionsstätten. „Wir sind wie andere Firmen offen dafür, auch anderswo
zu investieren, auch in Westeuropa.“ Im Fall von Deutschland ließ sie sich
aber nicht in die Karten schauen: „Wir wissen es nicht.“
27 May 2025
## LINKS
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