| # taz.de -- Die Familienunternehmer: Deutschlands gefährlichste Lobbyorganisat… | |
| > Schon lange vor der Hinwendung zur AfD hat der Verband der | |
| > Familienunternehmer Demokratie und Sozialstaat untergraben. Gut, dass nun | |
| > hingeschaut wird. | |
| Bild: Die Familienunternehmer sind gut vernetzt, bis in die hohe Politik. Hier … | |
| Es ist eine gute Nachricht: [1][Der Verband der Familienunternehmer hat die | |
| Brandmauer zur AfD offiziell eingerissen]. Bei einem parlamentarischen | |
| Abend im Oktober hatte die Lobbyorganisation erstmals einen Abgeordneten | |
| der rechtsextremen Partei eingeladen. Das bis dato existierende | |
| „Kontaktverbot“ auf Bundesebene sei damit aufgehoben worden, so | |
| Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann. Mit einem Hauch an | |
| Rest-Scham erklärte sie, man wolle die Partei inhaltlich „stellen“ und | |
| wünsche sich „keine Regierung mit AfD-Beteiligung“. Ernst nehmen muss man | |
| diese Aussage freilich nicht. | |
| Man kann an dieser Stelle empört aufschreien und darauf verweisen, wie sich | |
| die deutsche Wirtschaft Anfang der 1930er Jahre Hitler unterwarf. Man kann, | |
| ja muss darauf verweisen, wie groß auch heutzutage die Gefahr ist, dass ein | |
| Bündnis von Konzernen und Faschisten die Demokratie in die Zange nimmt. | |
| Aber man kann auch die positive Seite des Tabubruchs sehen: Endlich wird | |
| über einen Verband geredet, der nicht erst mit seiner Hinwendung zur AfD, | |
| sondern seit jeher daran arbeitet, Demokratie und Sozialstaat zu | |
| untergraben. Der Verband der Familienunternehmer ist eine der schädlichsten | |
| Lobbyorganisationen des Landes. Öffentlich wahrgenommen oder gar kritisch | |
| beäugt wurde er dagegen bislang kaum. | |
| Das liegt nicht zuletzt an der Anmaßung des Namens, der suggeriert, als | |
| wären hier Friseurgeschäfte und Dönerläden versammelt. In voller | |
| Aufplusterung wird behauptet, man repräsentiere 180.000 Unternehmen, dabei | |
| sind nur 6.500 tatsächlich Teil des Verbandes – 0,2 Prozent der | |
| familiengeführten Betriebe. Eine Million Euro Jahresumsatz ist die | |
| Voraussetzung für die Mitgliedschaft. | |
| ## Versammeltes Großkapital | |
| Während der Verband der Familienunternehmer seine Strukturen zu verhüllen | |
| versuchen, haben [2][zivilgesellschaftliche Recherchen] zu Tage befördert, | |
| dass ein großer Teil der vermeintlich mittelständischen | |
| Mitgliedsunternehmen Milliardenumsätze haben. Dabei sind fast alle gängigen | |
| Marken einer deutschen Fußgängerzone, von Deichmann über Fielmann sowie | |
| Konzerne wie Henkel. Das Großkapital, getarnt als ehrliche Mittelständler. | |
| Dass nun einige austreten, wie etwa [3][Rossmann], Vorwerk oder Fritz-Kola | |
| ist immerhin ein Anfang. | |
| Die Politik hat sich diesen Etikettenschwindel seit jeher gefallen lassen. | |
| Ruft der Verband etwa zu seinen Familienunternehmer-Tagen, defilieren | |
| Vertreter:innen von CDU bis Grüne demütigst vorbei. Zum nächsten | |
| Treffen dieser Art im kommenden Jahr sind allein drei Minister:innen | |
| der Bundesregierung sowie die Spitzenkandidaten für das Amt des | |
| baden-württembergischen Ministerpräsidenten angekündigt. | |
| Noch im Juni hatte Kanzler Friedrich Merz (CDU) auf dem Verbandstreffen das | |
| Engagement des Verbandes gewürdigt. In seiner Rede beklagte er die | |
| „steuerlichen Lasten“, versprach, die „Wettbewerbsfähigkeit“ der | |
| Unternehmen zu stärken und beklagte zugleich die außer Kontrolle geratenen | |
| „Lasten durch die sozialen Sicherungssysteme“. Merz als Kanzler der | |
| Reichen, nicht der Bürger:innen – zum Skandal taugte das nicht. | |
| Zu den Dauergästen gehörte seit Jahren auch der ehemalige FDP-Chef | |
| Christian Lindner, der nie verheimlichte, für wessen Interessen er Politik | |
| betrieb. Dass beim aktuellen Bedeutungsverlust der Neoliberalen nun die AfD | |
| diesen Platz einnimmt, ist aus Logik des Verbandes folgerichtig. | |
| Wirtschaftspolitisch unterscheiden sich beide Parteien kaum, beide folgen | |
| einem aggressiven Neoliberalismus, der die Umverteilung von unten nach oben | |
| befördert. Für die Familienunternehmer ist eine immer stärker werdende AfD | |
| keine Bedrohung, sondern Verheißung. | |
| ## Verhinderer von Erbschafts- und Vermögenssteuer | |
| Was sich die Politik von der Wirtschaftslobby hat diktieren lassen, ist | |
| derweil ein Teil der Erklärung für den Aufstieg der AfD. So waren es | |
| vornehmlich die Familienunternehmer sowie die von ihnen unabhängige, aber | |
| nicht weniger problematische [4][Stiftung Familienunternehmen], die mit | |
| aggressivem Lobbying dafür sorgten, dass seit der Erbschaftsteuerreform | |
| 2008 schwerreiche Industrielle ihr Vermögen ganz leicht steuerfrei vererben | |
| können. Auch im Kampf gegen die Vermögensteuer, gegen Umweltstandards oder | |
| das Lieferkettengesetz macht der Verband seinen gesellschaftsschädigenden | |
| Einfluss, abseits demokratischer Kontrolle, fortwährend geltend. | |
| Die reichsten Deutschen, die fast alle aus Unternehmerdynastien stammen, | |
| sichern sich über diese Lobbyarbeit ihre Privilegien und sorgen somit | |
| dafür, dass der so ausgeplünderte Staat letztlich bei Bildung, Integration | |
| und sozialer Sicherung kürzen muss. Neiddebatten, die sich stets nach unten | |
| orientieren, der Verlust kollektiver Strukturen und Solidarität sind die | |
| Folge und bilden die Grundlage für den Aufstieg der AfD. | |
| Wer sich nun also über einen gefährlichen Tabubruch des Verbandes beklagt, | |
| darf dabei nicht stehen bleiben. Gefährlich ist auch der Verband selbst, | |
| und zwar schon lange, mit allem, was er tut. | |
| Anmerkung: In einer ersten Version hieß es, Dr Oetker sei Teil der | |
| Familienunternehmer. Der Konzern hat dies mittlerweile bestritten. | |
| 28 Nov 2025 | |
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| [2] https://familienclans.org/ | |
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| [4] /Aktivist-ueber-Familienunternehmer/!6133008 | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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