| # taz.de -- EU-Lieferkettengesetz: Pflichten werden aufgeweicht | |
| > Das Lieferkettengesetz der EU soll Menschenrechte weltweit schützen – und | |
| > wird wohl entschärft, bevor es überhaupt in Kraft getreten ist. | |
| Bild: Ein Gabelstapler im Hochregallager des DHL-Konzernbereichs „Supply Chai… | |
| dpa | Die EU will das europäische Lieferkettengesetz zum Schutz von | |
| Menschenrechten abschwächen, noch bevor es angewendet wird. Unterhändler | |
| der EU-Staaten und des Europaparlaments einigten sich in Brüssel darauf, | |
| dass [1][die Vorgaben nur noch für wenige große Unternehmen gelten sollen], | |
| wie beide Seiten mitteilten. Das Parlament und die EU-Mitgliedsländer | |
| müssen die Änderung noch genehmigen, normalerweise ist das aber reine | |
| Formsache. | |
| Die Vorgaben sollen künftig nur noch für Großunternehmen mit mehr als 5.000 | |
| Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von mindestens 1,5 Milliarden Euro | |
| gelten. Ursprünglich waren als Grenze 1.000 Mitarbeitende und eine | |
| Umsatzschwelle von 450 Millionen Euro vorgesehen. | |
| Zudem sollen Firmen, die gegen die Regeln verstoßen, auf EU-Ebene keiner | |
| zivilrechtlichen Haftung mehr unterliegen – wodurch für Opfer von | |
| Menschenrechtsverstößen eine Klagemöglichkeit entfällt. Wenn sich | |
| Unternehmen nicht an die Vorgaben halten, soll eine Strafe von maximal drei | |
| Prozent ihres weltweiten Nettoumsatzes verhängt werden können. Zudem soll | |
| es nach Angaben aus dem Parlament und der EU-Staaten künftig keine Pflicht | |
| mehr geben, Handlungspläne für Klimaziele auszuarbeiten. | |
| Die rechte Mehrheit zugunsten der Abschwächung des Lieferkettengesetzes im | |
| Parlament wurde von Liberalen, Sozialdemokraten und Grünen heftig | |
| kritisiert. Eigentlich arbeiten EVP, Sozialdemokraten (S&D) und Liberale in | |
| einer Art informeller Koalition zusammen. Sie haben eine knappe Mehrheit im | |
| Parlament. Das Lieferkettengesetz dürfte nun aber das erste große | |
| Gesetzesprojekt werden, das [2][auch final mit einer klar rechten Mehrheit | |
| durchs Parlament geht]. | |
| Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken sprach von einem schwarzen Tag für | |
| Europa, da [3][Menschenrechte] und [4][Klimaschutz] offenkundig nur noch | |
| billige Verhandlungsmasse seien. „Ein Kompromiss mit den demokratischen | |
| Kräften des Parlaments wäre möglich gewesen, scheiterte aber an der | |
| Erpressungstaktik der Konservativen“, so Wölken. | |
| 9 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /EU-Parlament-schwaecht-Lieferkettengesetz/!6129590 | |
| [2] /Menschenrechte-in-der-Lieferkette/!6122165 | |
| [3] /Menschenrechte/!t5008645 | |
| [4] /Klima/!t5011141 | |
| ## TAGS | |
| Lieferketten | |
| Europäische Union | |
| Menschenrechte | |
| Umweltschutz | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Lieferketten | |
| EU-Kommission | |
| Lobbyismus | |
| Reden wir darüber | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| EU-Lieferketten-Richtlinie: Den Kern bewahren | |
| Die EU will eine geplante Richtlinie lockern. Diese sollte Konzerne | |
| verpflichten, sich stärker für Menschenrechte in ihren Lieferketten | |
| einzusetzen. | |
| Vertagte EU-Waldschutz-Verordnung: „Nun wird weiter abgeholzt“ | |
| Die grüne EU-Abgeordnete Anna Cavazzini warnt vor großen Rissen in der | |
| Brüsseler Brandmauer. Das sei fürs Klima und die Biodiversität ein | |
| Desaster. | |
| Die Familienunternehmer: Deutschlands gefährlichste Lobbyorganisation | |
| Schon lange vor der Hinwendung zur AfD hat der Verband der | |
| Familienunternehmer Demokratie und Sozialstaat untergraben. Gut, dass nun | |
| hingeschaut wird. | |
| Lieferkettengesetz light: Auch ökonomisch daneben | |
| Die Konservativen im EU-Parlament entkernen das Lieferkettengesetz. Das | |
| untergräbt Menschenrechte und richtet wirtschaftlichen Schaden an. |