| # taz.de -- EU-Lieferketten-Richtlinie: Den Kern bewahren | |
| > Die EU will eine geplante Richtlinie lockern. Diese sollte Konzerne | |
| > verpflichten, sich stärker für Menschenrechte in ihren Lieferketten | |
| > einzusetzen. | |
| Bild: Der Suizid von Beschäftigten in chinesischen iPhone-Fabriken von Foxconn… | |
| Der historische Zyklus der Globalisierung geht zu Ende. Darauf deutet die | |
| Einigung von EU-Rat und -Parlament zur Entkernung der | |
| [1][EU-Lieferketten-Richtlinie] hin. Der Versuch, den ungeregelten | |
| Weltmarkt zu zivilisieren, wird damit weitgehend eingestellt. | |
| Es ist zwar nur ein Zwischenschritt – aber das vermutliche Ergebnis ist | |
| deutlich zu sehen. Nur noch die größten Konzerne müssen künftig auf die | |
| Menschenrechte der Beschäftigten ihrer weltweiten Zulieferer achten. Und | |
| den ausländischen Arbeiter:innen wird ein Hebel zur Durchsetzung ihrer | |
| Rechte vor europäischen Gerichten genommen, indem man die Regelung zur | |
| zivilrechtlichen Haftung hiesiger Unternehmen streicht. | |
| Die Einführung menschenrechtlicher Normen für global agierende Unternehmen | |
| war eine Reaktion auf die Auseinandersetzungen um die Auswirkungen der | |
| neuen Globalisierung, die in den 1980er Jahren begann. Europäische und | |
| nordamerikanische Firmen profitierten damals vom ungeregelten Weltmarkt – | |
| mit Folgen [2][wie Suiziden von Beschäftigten in chinesischen | |
| iPhone-Fabriken] und über tausend Toten [3][beim Zusammenbruch der | |
| Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch]. Doch nun gerät der einheitliche | |
| Weltmarkt selbst unter die Räder neuer autoritärer Machtblöcke wie China, | |
| Russland und den USA unter Donald Trump. | |
| Um in dieser Strömung nicht zu ertrinken, setzt Europa ebenfalls eigene, | |
| kurzfristige ökonomische Interessen an erste Stelle und schleift seine | |
| selbstgesetzten Normen. Aber was kommt nach der Globalisierung? Erstmal | |
| keine „regelbasierte Weltordnung“, die viele europäische | |
| Politiker:innen gerne hätten. Trotzdem muss die EU, will sie | |
| überleben, ihren Kern bewahren: Demokratie, Rechtsstaat und die | |
| universellen Menschenrechte, die mindestens theoretisch für alle Menschen | |
| gelten. Denn die sind die Basis für höhere Lebensqualität, bessere Produkte | |
| und größeren Wohlstand, als autoritäre Regime bieten können. | |
| 9 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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