| # taz.de -- Deutsche Rüstungsexporte nach Israel: Bundesregierung hebt Teil-Ex… | |
| > Die Waffenruhe in Gaza hält seit mehr als fünf Wochen. Die | |
| > Bundesregierung macht deshalb eine Entscheidung aus dem Sommer | |
| > rückgängig. | |
| Bild: Die Bundesrepublik liefert Israel unter anderem Motoren für Merkava-Panz… | |
| dpa | Nach dreieinhalb Monaten hebt die Bundesregierung die wegen des | |
| Gaza-Kriegs verhängten Beschränkungen für Rüstungsexporte nach Israel | |
| wieder auf. Diese Entscheidung gelte ab dem 24. November, sagte | |
| Regierungssprecher Stefan Kornelius der Deutschen Presse-Agentur. | |
| Er begründete die Aufhebung unter anderem mit [1][der seit dem 10. Oktober | |
| geltenden Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas], die sich „in den | |
| letzten Wochen stabilisiert“ habe. Außerdem nannte er die Bemühungen um | |
| einen dauerhaften Frieden und der verstärkten humanitären Hilfe im | |
| Gaza-Streifen. Die Bundesregierung werde bei den Rüstungsexporten nun | |
| „generell wieder zur Einzelfallprüfung zurückkehren und auf die weiteren | |
| Entwicklungen reagieren“. | |
| Kornelius betonte, dass sich Deutschland gleichzeitig weiterhin für einen | |
| dauerhaften Frieden in der Region einsetzen und sich bei der Versorgung der | |
| Menschen in Gaza und beim Wiederaufbau engagieren werde. | |
| ## Netanjahu kritisierte Beschränkungen scharf | |
| Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte am 8. August [2][angeordnet, dass | |
| vorerst keine Ausfuhren von Rüstungsgütern nach Israel mehr genehmigt | |
| werden, die im Gaza-Krieg verwendet werden können]. Er reagierte damit auf | |
| ein zunehmend aggressives Vorgehen der israelischen Streitkräfte. Bis zu | |
| diesem Zeitpunkt hatte die Bundesregierung zwar ihre Kritik an der | |
| Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schrittweise verschärft, | |
| aber auf Sanktionen verzichtet. | |
| In der Union sorgte die Entscheidung des Kanzlers damals für massive | |
| Irritationen. Merz hatte sie zwar mit Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) | |
| abgesprochen, aber nicht mit der CSU und der Führung der Unions-Fraktion im | |
| Bundestag. | |
| Auch aus Israel kam scharfe Kritik. Netanjahu warf Deutschland vor, mit dem | |
| Beschluss die islamistische Hamas für deren Terror zu belohnen. Der | |
| israelische Botschafter Ron Prosor forderte erst in der vergangenen Woche | |
| in einem dpa-Interview wieder, den Waffenstillstand zum Anlass für eine | |
| Aufhebung der Exportbeschränkungen zu nehmen. Es seien „schöne Worte“ zu | |
| sagen, dass Israel das Recht hat, sich selbst zu verteidigen, sagte er. | |
| „Aber wenn Israel nicht die Mittel hat, dann ist es problematisch.“ | |
| ## Israel braucht Motoren für Merkava-Panzer | |
| Nun kehrt die Bundesregierung wieder zu ihrer früheren Praxis zurück. „Die | |
| Ankündigung vom 8. August zur Exportpraxis für bestimmte Rüstungsgüter gilt | |
| angesichts der veränderten Umstände nicht fort“, erklärte Kornelius. Das | |
| bedeutet aber nicht, dass alle Anträge positiv beschieden werden. Die | |
| Bundesregierung prüft jeden Einzelfall. | |
| Kriegswaffenexporte sind schon seit dem vergangenen Frühjahr nicht mehr von | |
| der Bundesregierung genehmigt worden. Es ist allerdings davon auszugehen, | |
| dass Israel nun wieder Motoren für ihre Merkava-Panzer beziehen kann, die | |
| von der deutschen Firma Renk produziert werden. | |
| ## Israel ist bei Rüstungsexporten ein Sonderfall | |
| Eigentlich untersagen die Exportrichtlinien der Bundesregierung generell | |
| die Lieferung von Rüstungsgütern in Kriegs- und Krisengebiete. Es gibt aber | |
| Ausnahmen. Dazu zählt die Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen | |
| die russischen Angreifer und auch Israel ist ein Sonderfall. Wegen der | |
| Ermordung von sechs Millionen Juden in Europa unter deutscher | |
| Nazi-Herrschaft gilt die Sicherheit Israels für Deutschland als | |
| Staatsräson. Deswegen wird beispielsweise auch der Export von U-Booten nach | |
| Israel mit Steuergeldern subventioniert. | |
| Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hatte die | |
| Bundesregierung [3][die Rüstungsexporte nach Israel zunächst sogar | |
| verstärkt, um Solidarität zu zeigen]. Die Regierung von Kanzler Olaf Scholz | |
| (SPD) erteilte bis zu ihrer Ablösung am 6. Mai 2025 Exportgenehmigungen im | |
| Wert von fast einer halben Milliarde Euro. Auch die schwarz-rote Regierung | |
| von Merz erlaubte die Ausfuhr militärischer Ausrüstung nach Israel weiter, | |
| aber nur in geringem Umfang. | |
| ## Lieferungen sind Fall für die Justiz | |
| Die deutschen Rüstungsexporte sind seit geraumer Zeit auch ein Fall für die | |
| Justiz. Beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag ist eine Klage des | |
| lateinamerikanischen Landes Nicaragua anhängig, das Deutschland der | |
| Beihilfe zum Völkermord beschuldigt. Das Verwaltungsgericht Berlin hat erst | |
| in der vergangenen Woche Klagen mehrerer Palästinenser unter Berufung auf | |
| den Exportstopp zurückgewiesen. Für diese Klagen gibt es nun eine neue | |
| Bewertungsgrundlage. | |
| 17 Nov 2025 | |
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