| # taz.de -- Rüstungsexporte vor Gericht: Klagen gegen Waffenlieferungen nach I… | |
| > Sechs Palästinenser haben gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel | |
| > geklagt. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig | |
| > an. | |
| Bild: Das Verwaltungsgericht in Berlin-Moabit hat die Klagen der Palästinenser… | |
| Berlin dpa | Palästinenser im Gazastreifen sind mit ihrem Versuch | |
| gescheitert, deutsche Waffenexporte nach Israel gerichtlich verbieten zu | |
| lassen. Das Verwaltungsgericht Berlin [1][wies ihre Klagen gegen die | |
| Genehmigungspraxis der Bundesregierung aus prozessualen Gründen zurück]. | |
| (Az. VG 4 K 45/24 und VG 4 130/24). | |
| Die Richter hatten über zwei unterschiedlich gelagerte Klagen zu | |
| entscheiden. In einem Fall argumentierte der Kläger, die Genehmigungspraxis | |
| [2][verstoße gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen Deutschlands]. Der | |
| Vorsitzende Richter Stephan Groscurth erklärte, dieser vorbeugende | |
| Rechtsschutz könne nur gewährt werden, wenn absehbar sei, dass die | |
| Bundesrepublik genau so wieder handele. „Das zu erwartende Handeln muss | |
| sich abzeichnen.“ | |
| Davon sei jedoch derzeitig nicht auszugehen. Die Bundesregierung habe ihre | |
| [3][Genehmigungspraxis zu Kriegswaffenlieferungen] nach Israel ausdrücklich | |
| geändert, so das Gericht. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) habe im August | |
| dieses Jahres erklärt, die Bundesregierung werde bis auf Weiteres keine | |
| Genehmigungen mehr für die Ausfuhr von Kriegswaffen erteilen. „Aus diesem | |
| Grund benötigten die Kläger derzeit keine gerichtliche Entscheidung.“ | |
| ## Ein Kläger bei Luftangriff gestorben | |
| Im zweiten Verfahren griffen vier im Gazastreifen lebende Palästinenser – | |
| ein weiterer Kläger ist zwischenzeitlich bei einem Luftangriff gestorben – | |
| eine Genehmigung für die Ausfuhr von 3.000 tragbaren Panzerabwehrwaffen an. | |
| Sie wollten, dass diese nachträglich als rechtswidrig eingestuft wird. | |
| Dies sei nur möglich, wenn die Gefahr bestehe, dass die Bundesregierung | |
| [4][unter denselben Bedingungen wie im Herbst 2023] erneut so handeln | |
| würde, argumentierte das Gericht in diesem Fall. Das lasse sich aber schon | |
| deswegen nicht vorhersagen, weil Entscheidungen über | |
| Kriegswaffenlieferungen „in den Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung“ | |
| fielen. | |
| ## Veränderte Situation im Gazakrieg | |
| Zudem hat sich die Situation im Gazakrieg im Vergleich zu der Lage | |
| unmittelbar nach dem beispiellosen Terrorangriff der islamistischen Hamas | |
| auf Israel am 7. Oktober 2023 maßgeblich geändert, wie die Richter | |
| betonten. Die Genehmigung, um die es ging, war zu Beginn des militärischen | |
| Einsatzes erteilt worden. | |
| Über die deutschen Waffenlieferungen an Israel [5][gibt es seit Monaten | |
| Diskussionen]. Nach dem Terrorangriff der Hamas hatte die Bundesregierung | |
| ihre Rüstungsexporte nach Israel erheblich gesteigert und priorisiert | |
| bearbeitet. Im August jedoch ordnete Bundeskanzler Merz als Reaktion auf | |
| das seinerzeit zunehmend aggressive Vorgehen der israelischen Streitkräfte | |
| an, vorerst keine Ausfuhren von Rüstungsgütern nach Israel mehr zu | |
| genehmigen, die im Gazakrieg verwendet werden können. | |
| Danach genehmigte die Bundesregierung im September Rüstungslieferungen im | |
| Wert von mindestens 2,46 Millionen Euro, wie aus einer Antwort des | |
| Bundeswirtschaftsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der | |
| Linksfraktion im Bundestag hervorging. Zum Vergleich: Vom 1. Januar bis zum | |
| 8. August 2025 wurden Exportgenehmigungen im Wert von gut 250 Millionen | |
| Euro für Israel erteilt. | |
| ## Kläger: Waffenruhe fragil | |
| Im Gazakrieg gilt seit 10. Oktober eine Waffenruhe. Allerdings kam es | |
| seither mehrmals erneut zu Kampfhandlungen, bei denen 3 israelische | |
| Soldaten und mehr als 240 Bewohner des Gazastreifens getötet wurden. | |
| Die Kläger bezeichneten die derzeitige Waffenruhe als fragil und die | |
| humanitäre Situation als eine Katastrophe. Die Anordnung des Bundeskanzlers | |
| zu Waffenlieferungen reichen ihnen nicht aus, wie sie erklärten. Ihre | |
| Anwälte zeigten sich enttäuscht über das Urteil. | |
| ## Arzt: Zerstörungskraft der Waffen | |
| Der seit 22 Jahren in Berlin lebende Sohn des Klägers im ersten Verfahren | |
| war zunächst mit seinem Vater gemeinsam vor Gericht gezogen. Die Männer | |
| hatten bereits in mehreren Eilverfahren ohne Erfolg versucht, | |
| Kriegswaffenexporte zu stoppen. Am Rande der Verhandlung erklärte der 41 | |
| Jahre alte Oberarzt, er habe nicht mit einem Erfolg gerechnet. Er wolle | |
| aber alles versuchen. „Ich will meinen Eltern in die Augen schauen können“, | |
| sagte er. | |
| Sichtlich angefasst berichtet er von den Geschehnissen im Gazastreifen, wo | |
| er nach eigenen Angaben mehrfach als Arzt war. Er sei Zeuge von | |
| Verletzungen geworden und habe die Zerstörungskraft von „Waffen made in | |
| Germany“ gesehen, sagte der Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit. | |
| 13 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilungen… | |
| [2] /Wegen-Waffenexporten-nach-Israel/!6114584 | |
| [3] /Neue-Genehmigungen/!6117228 | |
| [4] /Ruestungsgueter-fuer-Krieg-in-Gaza/!6110305 | |
| [5] /Deutschland-kauft-Ruestungsgueter-aus-Israel/!6107998 | |
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