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# taz.de -- Der Fall Edward Snowden: Braucht es heldenhafte Menschen?
> Weil Whistleblower Snowden seine Angst überwand, wissen wir mehr über das
> System weltumspannender Überwachung. Ist er deswegen ein Held?
Bild: Obwohl er im Exil lebt, kennt sein Gesicht jede.r: Edward Snowden. Doch i…
Darf denn niemand mehr einfach eine Held.in sein? Keine Greta Thunberg, die
den Klimastreik zur weltweiten Bewegung gebracht hat, auch keine [1][Carola
Rackete, die ein großes Schiff steuerte], um Flüchtlinge aus dem Mittelmeer
zu retten und dann auf europäischen Boden zu bringen. Brauchen wir keine
Held.innen mehr?
Edward Snowden zum Beispiel. Nur weil der Ex-Geheimdienstangestellte, der
jetzt im Asyl in Moskau wie eingemauert festsitzt, unter den quadratischen
bunten Klebern des Rubik’s Cube Mikro-Informationen herausgeschmuggelt hat,
weiß man vom weltumspannenden Überwachungs- und Datensammelwerk der NSA.
Und nur seinetwegen wurde die Sache mit der unkontrollierten Überwachung
wenigstens zwischenzeitlich ein wenig schwieriger.
Gerade legt Snowden mit „Permanent Record“ seine Memoiren vor. Die CIA
erwartet sich von dem Buch so gute Gewinne, dass sie selbst beteiligt
werden will. Schließlich gehörten die Geheimnisse, die Snowden da
ausplaudert, irgendwie ihnen. Das hat das US-Justizministerium diese Woche
verkündet.
Kriterien, wer ein Held oder eine Heldin ist, sind weder subjektiv noch
beliebig, hat der Professor für Ethik und Sozialphilosophie [2][Arnd
Pollmann neulich bei Deutschlandfunk Kultur] ausgeführt. Held.innen
unterscheiden sich demnach von normalen Menschen, indem sie
außeralltägliche Dinge tun. Sie machen, im Gegensatz zu den normalen, mehr,
als sie für ihre moralische Pflicht erachten. Und sie gehen dabei ein
großes persönliches Risiko ein. „Sie zeigen uns“, sagt Pollmann, „uns
‚Normalos‘, wenn man so will, was Menschen möglich ist, wo wir selbst dazu
in aller Regel zu feige sind“.
Wir bewundern Held.innen also, weil sie ihre Angst überwinden.
Edward Snowden sieht das anders. Zwischen ihm und seinem Freund, dem
Whistleblower Daniel Ellsberg, gebe es einen Konflikt, erzählte er diese
Woche bei einer Buch-Präsentation. Ellsberg sage, man solle Menschen Helden
nennen.
Er selbst, Snowden, hält dagegen. Man fälle schließlich selbst jeden Tag
Entscheidungen, bei denen man eine heldenhafte Wahl treffen könne. „Es gibt
keine heldenhaften Menschen“, meint er, „es gibt heldenhafte
Entscheidungen.“
21 Sep 2019
## LINKS
[1] /Carola-Rackete-beim-Kapitaenstag/!5624028
[2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/philosophischer-kommentar-neue-heldinn…
## AUTOREN
Barbara Junge
## TAGS
Edward Snowden
Whistleblower
Helden
Edward Snowden
Schwerpunkt Überwachung
Kolumne Der rote Faden
Philippinen
Lesestück Interview
Whistleblower
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