| # taz.de -- Debatte über höhere Benzinpreise: Auch Linke wollen Autofahrer ä… | |
| > Die Linkspartei kritisiert Annalena Baerbock, weil sie einen höheren | |
| > Benzinpreis fordert. Dabei will die Linke Verbrennerautos gleich ganz | |
| > verbieten. | |
| Bild: Globaler Klimastreik im September 2019 in Frankfurt: Linkspartei fordert … | |
| Berlin taz | In der Debatte um höhere Benzinpreise stehen sich Grüne und | |
| Linke scheinbar unversöhnlich gegenüber. Als die Grüne Kanzlerkandidatin | |
| Annalena Baerbock in einem Interview vorrechnete, dass mit einem | |
| angestrebten CO²-Preis von 60 Euro der Benzinpreis um 16 Cent steigen | |
| würde, [1][warf ihr Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali] per Twitter | |
| „unerträgliche Arroganz“ gegenüber Menschen mit kleinen Einkommen vor. Au… | |
| Ko-Fraktionsvorsitzender Dietmar Bartsch geißelte Baerbock in einem | |
| Gastbeitrag für den Focus: „Autofahrer werden mit ihr künftig stärker zur | |
| Kasse gebeten.“ | |
| Doch noch 2018 waren sich beide Parteien in diesem Punkt durchaus einig. | |
| [2][In einem gemeinsamen Antrag] im Deutschen Bundestag forderten | |
| Abgeordnete von Grünen und Linken, darunter Baerbock und Mohamed Ali, die | |
| Bundesregierung auf, „einen wirksamen CO²-Mindestpreis für alle Sektoren | |
| einzuführen“. Also auch für den Verkehr. | |
| Inzwischen haben die Linken ihre Haltung geändert und lehnen einen | |
| CO²-Preis sowohl im Verkehrs- als auch im Wohnungssektor ab. „Ein | |
| CO²-Preis, der echte klimapolitische Wirkung zeigt, müsste bei 180 bis 190 | |
| Euro liegen. Das auf die Verbraucher und die Mieter abzuwälzen, halten wir | |
| für sozial höchst ungerecht“, begründet der Linken-Klimapolitiker Lorenz | |
| Gösta Beutin den Sinneswandel. | |
| Dennoch hätte er auf Baerbocks Vorstoß wohl etwas anders reagiert, denn | |
| nach wie vor gebe es in vielen Punkten Übereinstimmung zwischen Linken und | |
| Grünen. Das zeigen auch die Entwürfe der Wahlprogramme zur Bundestagswahl. | |
| Demnach wird die [3][Linke mitnichten zur neuen Lobbypartei] für | |
| Autofahrer:innen. Im Gegenteil. Auch sie möchte, dass die Menschen weniger | |
| Auto fahren, sie spricht sich, [4][wie auch die Grünen], für eine | |
| grundlegende Verkehrswende aus. | |
| ## Mehr Bus und Bahn | |
| Die Linke möchte, dass spätestens ab 2030 keine Pkw mit Verbrenner mehr neu | |
| zugelassen oder exportiert werden. Ähnlich wie die Grünen, die fordern, | |
| dass in neun Jahren nur noch „emissionsfreie Autos“ zugelassen werden. | |
| Beide Parteien wollen Subventionen für Diesel streichen und sind für ein | |
| Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen. | |
| Doch während die Grünen ein Bonussystem für „saubere Autos“ anregen, will | |
| die Linke sogar verhindern, dass die Leute aufs E-Auto umsteigen, und | |
| spricht sich in ihrem Programmentwurf gegen eine Kaufprämie für | |
| Elektroautos aus. | |
| Stattdessen will die Linkspartei massiv in den öffentlichen Nahverkehr | |
| investieren, Streckennetze ausbauen und ein kostenloses ÖPNV-Jahresticket | |
| einführen. Die Zahl der Nutzer:innen soll sich bis 2030 verdoppeln. Das | |
| streben auch die Grünen an. | |
| Beide Parteien stimmen auch darin überein, dass Kurzstreckenflüge | |
| verzichtbar sind. Die Grünen wollen sie bis 2030 überflüssig machen, die | |
| Linken möchten Flüge zu Destinationen im Umkreis von 500 km sogar | |
| verbieten. | |
| ## Mehr Markt oder mehr Staat | |
| In den Zielen sind sich Linke und Grüne also durchaus einig. Differenzen | |
| gibt es eher bei den Mitteln. Die Grünen setzen eher auf Preis-, die Linken | |
| stärker auf Ordnungspolitik. | |
| So will die Linke die Deutsche Bahn am liebsten verstaatlichen und „zu | |
| einem zentralen Pfeiler der Klimapolitik machen“, wie Beutin betont. Die | |
| Grünen möchten den Deutsche-Bahn-Konzern dagegen lediglich „transparenter | |
| und effizienter“ machen. | |
| „Die Frage ist doch, ob wir mit mehr Markt oder mit sozialer Gerechtigkeit | |
| Klimaschutz machen“, meint Beutin. „Die Grünen halten sich derzeit beide | |
| Optionen offen.“ Er befürchte, dass die Diskussion über einen CO2-Preis die | |
| fällige Diskussion über ordnungspolitische Maßnahmen auch in den Sektoren | |
| Wohnen und Energie ersetzen könne. Und dass am Ende nicht die Verursacher, | |
| sondern allein die Verbraucher die Zeche zahlen müssen. | |
| Tatsächlich werden aber auch die klimapolitischen Vorschläge der Linken zu | |
| höheren Preisen führen. So fordern sie in ihrem Programmentwurf auch höhere | |
| Erzeugerpreise auf Agrarprodukte und lehnen Massentierhaltung ab. Daraus | |
| folgt dann aber auch, dass Fleisch, Milch und Gemüse teurer werden. Auch | |
| für die Verbraucher. | |
| 3 Jun 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Debatte-ueber-hoehere-Benzinpreise/!5771701 | |
| [2] https://dip.bundestag.de/vorgang/un-klimakonferenz-in-katowice-2018-pariser… | |
| [3] https://www.die-linke.de/wahlen/wahlprogrammdebatte-2021/wahlprogrammentwur… | |
| [4] https://www.gruene.de/artikel/wahlprogramm-zur-bundestagswahl-2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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