# taz.de -- DFB-Präsident Grindel: Kein Gesinnungsverein | |
> Nach DFB-Teammanager Oliver Bierhoff verschärfte auch Reinhard Grindel | |
> den Ton gegenüber Mesut Özil. Der DFB hat einen Kurs der Spaltung | |
> eingeschlagen. | |
Bild: Forderte von Mesut Özil eine eindeutige öffentliche Äußerung: Reinhar… | |
Von einer Kommuniktionspanne war anfangs die Rede. Wahlweise auch von einem | |
Kommunikationsdesaster. Ach, wäre es nur das! Mittlerweile muss man beim | |
Umgang des Deutschen Fußball-Bundes mit Mesut Özil vom Schlimmsten | |
ausgehen. Mit ihrem Präsidenten [1][Reinhard Grindel hat der DFB einen Kurs | |
der Spaltung, der Desintegration eingeschlagen]. | |
Entweder Özil erklärt sich den deutschen Fans oder er muss mit Konsequenzen | |
rechnen. Das war die recht unverschlüsselte Botschaft des einstigen | |
Rechtsaußen in der CDU-Bundestagsfraktion, die er über ein Interview mit | |
dem Kicker nach außen trug. Özil, so waren seine Worte, solle sich | |
„eindeutig“ und in „seinem eigenen Interesse“ äußern. Dass Grindel | |
ebenfalls in diesen Tagen eine größere Mündigkeit deutscher | |
Fußballnationalspieler gefordert hat, hört sich nach diesem Appell wie | |
reinster Hohn an. | |
Welche Wahl bleibt denn Özil nun noch, ohne sein Gesicht zu verlieren? Kann | |
man etwa zwei Monate nach dem [2][Fotoshooting mit dem türkischen | |
Autokraten Recep Tayyip Erdoğan] jetzt wirklich noch erwarten, dass er vor | |
dem plötzlich so aufgeregten Fußballchef und dessen christlichen Vaterland | |
zu Kreuze kriecht und sich als deutscher Staatsbürger bekennt? Eher nicht. | |
Es ist der von Grindel einkalkulierte Abschied eines unliebsamen | |
Nationalspielers, der nicht deutsch genug ist. | |
Der DFB-Chef erledigt das Geschäft von AfD-Bundestagsfraktionschef | |
Alexander Gauland, der die deutsche Akzeptanz von Jérôme Boateng schon in | |
Frage gestellt hat. Dem ist der DFB noch vorbildlich zur Seite gestanden. | |
Zu einer Zeit, wo er auf der Sonnenseite des Erfolgs stand. Nach dem | |
historisch vorzeitigen WM-Aus weht aber ein Wind beim DFB, der einen | |
schaudern lässt. | |
## Bierhoff sollte sich von Grindel distanzieren | |
Egal wie sich Özil nun entscheidet, der massive Versuch von Grindel den | |
Weltmeister von 2014 herauszuekeln, wird großen Einfluss auf das | |
Zugehörigkeitsgefühl bei den deutsch-türkischen Jugendlichen sowie ihre | |
Entscheidung haben, für welchen Verband sie künftig antreten. Der Schaden | |
für die deutsche Gesellschaft dürfte mindestens so groß sein wie für den | |
deutschen Fußball. | |
Der DFB-Teammanager [3][Oliver Bierhoff war der erste, der die | |
Aufmerksamkeit vom eigenen Versagen ablenkte], indem er sagte, man hätte | |
überlegen müssen, ob man auf Özil hätte verzichten müssen. Als sich sich | |
danach einem Shitstorm ausgesetzt sah, ruderte er zurück und sprach von | |
einem Missverständnis. Es wäre ihm nur um das Sportliche gegangen. Sollte | |
das ehrlich gemeint sein, müsste sich Bierhoff jetzt schnellstens von | |
Grindel distanzieren, dem es offenbar ausdrücklich um das | |
gesellschaftspolitische Signal geht. | |
Natürlich lässt Özil mit seinem bisherigen Schweigen einen Spekulationsraum | |
offen, der je nachdem wie man es interpretiert, befremden kann. Ist er | |
möglicherweise ein glühender Erdoğan-Anhänger und will das nicht sagen? | |
Aber was spielt sich denn möglicherweise in den Köpfen anderer | |
Nationalspieler ab? Vielleicht geht es manchem wie Lothar Matthäus? | |
Vielleicht ist manch einer auch ein insgeheimer Bewunderer von Wladimir | |
Putins Kunst, eine so tolle WM in seinem Land auf die Beine stellen zu | |
lassen. | |
Oder vielleicht gibt es einen heimlichen NPD und NSU-Sympathisant im | |
DFB-Dress? Man wird es aus den Spielern weder herausprügeln können noch | |
hilft es, sie zu irgendwelchen Bekenntnissen zu zwingen. | |
Allein die Entscheidung Özils für die deutsche Nationalmannschaft spielen | |
zu wollen, muss Bekenntnis genug sein. Die DFB-Elf ist kein | |
Gesinnungsverein. Selbst Grindels CDU-Parteikollege, Nordrhein-Westfalens | |
Ministerpräsident Armin Laschet ist fassungslos. Er twitterte: | |
Laschet hat Recht. Die AfD wäre sofort drauf gekommen und die zum Glück | |
bislang große Mehrheit in Deutschland überhaupt nicht. | |
10 Jul 2018 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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