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# taz.de -- Kommentar Bierhoffs Özil-Kritik: Der Sündenbock des DFB
> Erstmals nach dem Aus der DFB-Elf bei der Fußball-WM spricht Manager
> Oliver Bierhoff über die Gründe – und schießt scharf gegen Mesut Özil.
Bild: Ist auch verzichtbar: Team-Manager Oliver Bierhoff
„Man hätte überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet.“ Es ist
ein Satz wie ein Vorschlaghammer, den [1][Oliver Bierhoff in einem
Interview mit der Welt] äußerte. Er hat damit ex cathedra die DFB-Karriere
von Mesut Özil beendet. Denn den und keinen hat der Manager der deutschen
Fußballnationalmannschaft gemeint. Oliver Bierhoff hat den Sündenbock für
den [2][blamablen Auftritt der DFB-Welf bei der Weltmeisterschaft in
Russland] benannt. Was für ein Satz!
Schon das erste Wort wirft Fragen auf. Wer ist denn eigentlich „man“? Der
Bundestrainer? Bierhoff selbst? Der Deutsche Fußball-Bund? Oder gibt es
dieses „man“ am Ende gar nicht und genau das ist das Problem? Braucht der
DFB neben einer Kommission für Steuern und Abgaben, einem Ehrungsrat oder
der Anti-Doping-Kommission auch eine Art Politbüro?
Dort könnte dann darüber entschieden werden, ob ein Spieler würdig ist, das
Nationaltrikot zu tragen. Da könnte die Textsicherheit bei der
Nationalhymne abgefragt werden, das Verhältnis zur Kanzlerin, zum
Bundespräsidenten geklärt werden. Natürlich müsste ein Populismusberater in
diesem Politbüro sitzen, der einschätzt, wann ein Spieler nicht mehr
tragbar ist. Man will ja nicht riskieren, dass ein Spieler ausgepfiffen
wird.
Ob die Pfiffe im Fall Özil etwas anderes waren als die [3][vielleicht
berechtigte Abscheu vor PR-Auftritten mit dem türkischen Staatschef Recep
Tayyip Erdoğan], das würde dann in der Bewertung keine Rolle mehr spielen.
Wer nicht gemocht wird, darf entsorgt werden.
Das Publikumsvotum geht in den Test des Deutschtums ein. Nach dem Wörtchen
„man“ geht es weiter mit dem Konjunktiv „hätte überlegen müssen“. Wa…
heißt? Es ist ein Versäumnis, nicht daran gedacht zu haben, Mesut Özil aus
der Nationalelf rauszuschmeißen. [4][Wenn der DFB tut, was er versprochen
hat, Lehren zu ziehen aus dem WM-Aus nämlich], dann kann das nur heißen: in
Zukunft wird gehandelt, damit endlich wirklich stimmt, was AfD-Frau Alice
Weidel getwittert hat, als sich Mesut Özil nicht in der Startaufstellung
des WM-Spiels gegen Schweden gefunden hat: „AfD wirkt“.
Und dann kommt dieser merkwürdige Ausdruck „ob man sportlich auf ihn
verzichtet“. Was das soll? Hmm? Man könnte es, besser man muss es, verlogen
nennen. Wenn die sportliche Leistung nicht stimmt, wird man nicht zur
Nationalelf eingeladen, okay. Und was wäre daran neu? Nichts. Und was meint
Bierhoff dann?
„Man“ trifft eine politische, besser, populistische Entscheidung und
begründet sie dann sportlich. Das alles ist angesichts des offenen
Rassismus, der Özil aus dem Kreis der Fans des DFB-Teams in den vergangenen
Wochen entgegengeschlagen ist, so erbärmlich, dass es dazu eigentlich nur
einen Satz zu sagen gibt: Man sollte überlegen, ob man auf Bierhoff
verzichtet.
6 Jul 2018
## LINKS
[1] https://www.welt.de/sport/fussball/wm-2018/plus178838920/Oliver-Bierhoff-Ma…
[2] /Kommentar-Deutsche-Elf-in-Russland/!5516750
[3] /Oezil-und-Guendoan-posieren-mit-Erdoan/!5502866
[4] /DFB-beim-Fall-Guendoan-Oezil-Erdoan/!5511556
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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