# taz.de -- Coronavirus in Berlin: Die Theater machen dicht | |
> Auf Vorgabe des Kultursenators werden alle geplanten Aufführungen in den | |
> großen Theater- und Opernhäusern abgesagt – vorerst bis Mitte April. | |
Bild: Carmen muss erst mal schweigen: Staatsoper unter den Linden in Berlin | |
BERLIN dpa/taz | Berlin reagiert mit Verboten von großen | |
Kulturveranstaltungen auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus. Alle | |
geplanten Aufführungen in den großen Sälen der staatlichen Theater, Opern- | |
und Konzerthäuser in der Haupstadt wurden abgesagt. Kultursenator | |
KlausLederer (Linke) teilte am Dienstagabend mit, dieser Beschluss gelte | |
vorerst bis zum Ende der Osterferien, also bis zum 19. April. Er empfehle | |
auch den großen Privattheatern, so zu verfahren. Inzwischen ist das Virus | |
in Berlin bei 58 Menschen nachgewiesen worden, zehn mehr als am Vortag. | |
Für Veranstaltungen in kleineren Häusern und Sälen bis zu 500 Zuhörern | |
liege die Risikobewertung zunächst bei den jeweiligen Einrichtungen, die | |
sich an den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts orientieren sollten, teilte | |
die Senatsverwaltung für Kultur mit. Wer akut erkrankt sei oder zu einer | |
Risikogruppe gehöre, sollte auf den Besuch von Veranstaltungen ohnehin ganz | |
verzichten. | |
Lederer sagte, er hoffe, dass bei den Beratungen auf Bundesebene zum Umgang | |
mit den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung auch die [1][finanziellen Folgen | |
für die Kulturinstitutionen] berücksichtigt werden. „Sie mit den | |
finanziellen Folgen der Einschränkungen alleinzulassen, wäre | |
unverantwortlich.“ | |
Vor allem die Folgen für die großen Häuser wie die Philharmonie mit 2.250 | |
Sitzen oder die Deutsche Oper für rund 1.900 Zuhörer könnte beträchtlich | |
sein. Betroffen sind unter anderem auch die Komische Oper mit knapp 1.200 | |
Plätzen, aber auch das Deutsche Theater mit 600 Sitzen und die Staatsoper | |
Unter den Linden mit 1.300 Plätzen. „Für uns ist die Entscheidung | |
bedauerlich, aber nachvollziehbar“, sagte die Sprecherin der Deutschen Oper | |
Berlin, Kirsten Hehmeyer. Man müsse nun darüber nachdenken, wie man etwa | |
Karten erstatte. | |
## Auch die Volksbühne ist betroffen | |
Auf der Webseite der Volksbühne war zu lesen, dass lediglich alle | |
Veranstaltungen bis 1. April abgesagt seien. „Detaillierte Informationen zu | |
den Erstattungsmodalitäten von bereits gekauften Karten erfahren Sie morgen | |
[Mittwoch, d. R.] auf der Website“, heißt es dort. | |
Vor Bekanntgabe der Absagen forderte der Regierende Bürgermeister Michael | |
Müller (SPD) [2][bundeseinheitliche Regelungen] für den Umgang mit | |
Großveranstaltungen. „Wir können da keinen Flickenteppich haben“, sagte d… | |
SPD-Politiker. „Bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag muss es | |
möglichst zu einer bundesweiten Verabredung kommen, wie wir damit umgehen.“ | |
Nötig seien einheitliche Kriterien, ob eine Messe, ein Kongress oder eine | |
Sportveranstaltung abgesagt werden müsse oder – gegebenenfalls unter | |
Auflagen – stattfinden könne, so Müller. Ähnlich hatte sich am Montag auch | |
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) geäußert. | |
Mehrere Bundesländer, darunter das besonders von Sars-CoV-2 betroffene | |
Nordrhein-Westfalen, hatten am Dienstag angekündigt, dass | |
Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern abgesagt werden sollen – | |
oder etwa im Fall von Fußballspielen ohne Zuschauer stattfinden. Eine | |
generelle Schließung von Schulen und Kitas war zunächst in keinem | |
Bundesland vorgesehen. | |
„Es bleibt dabei, Großveranstaltungen kritisch zu hinterfragen“, sagte | |
Müller. Aber nicht jede Veranstaltung sei im Hinblick auf | |
Ansteckungsrisiken gleich. Auch die Zahl von 1.000 Teilnehmern, ab der | |
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Absage empfohlen hat, sei | |
aus seiner Sicht eher als „Richtgröße“ zu verstehen, so Müller. | |
Es mache auch keinen Sinn, pauschal Schulschließungen anzuordnen und die | |
Kinder zur Betreuung zu ihren Großeltern zu schicken. Genau diese – ältere | |
Menschen ab etwa 60 Jahren – hätten nach Einschätzung der Experten ein | |
erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu erkranken. | |
Wie die Senatsverwaltung für Gesundheit mitteilte, werden bisher vier | |
Menschen im Krankenhaus behandelt, 54 seien zu Hause isoliert. Inwieweit | |
die Angebote der neuen Testzentren an mehreren Kliniken zum Anstieg der | |
Zahlen beitragen, wurde bisher nicht mitgeteilt. Laut Behörden gehen | |
größere Zahlen von Übertragungen wohl auf einen Abend in einem Club sowie | |
auf eine Geburtstagsfeier zurück. | |
Müller kündigte an, dass der Senat 25 Millionen Euro zusätzlich für die | |
Nachbeschaffung von Materialien wie Atemschutzmasken und Schutzkleidung für | |
die Kliniken zur Verfügung stelle. Charité und Vivantes seien bisher gut | |
aufgestellt. „Gleichwohl muss nachgesteuert werden.“ Kalayci hatte am | |
Vortag im Gesundheitsausschuss angekündigt, dass Berlin in die Beschaffung | |
dieser Materialien einsteige – aber auch betont, dass unklar sei, in | |
welcher Größenordnung etwa Schutzmasken überhaupt noch verfügbar seien. | |
Der Senat ließ sich auf seiner Sitzung von Experten über die aktuelle Lage | |
informieren. „Alle haben heute betont, dass es keinen Grund zur Panik gibt, | |
aber auf der anderen Seite auch keinen Grund zur Sorglosigkeit“, sagte | |
Müller. Jeder Einzelne müsse verantwortungsvoll mit der Situation umgehen, | |
also etwa auch entscheiden, ob er zu bestimmten Veranstaltungen gehe oder | |
eben nicht. | |
10 Mar 2020 | |
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