# taz.de -- Coronamaßnahmen in Berlin: Der lange Weg zur Normalität | |
> Berlins Amtsärztinnen wollten die Quarantäneregeln für Schulen lockern. | |
> Dem Senat ging das jedoch zu weit. Fällt das Auf- schwerer als das | |
> Zumachen? | |
Bild: Amtsärzt*innen und Gesundheitssenatorin sind uneins über Schulmaßnahmen | |
Vermutlich gehört es zu einer Pandemie, dass man viele Schritte zum ersten | |
Mal macht. Wie Lockdown geht, wissen wir inzwischen, dafür gibt es jetzt | |
ein, zwei Blaupausen, auf die man bei Bedarf (hoffentlich nicht so schnell) | |
wieder zurückgreifen kann. Was deutlicher schwerer fällt als das Zu- ist | |
das Aufmachen. Da befinden wir uns immer noch auf dem langen Weg zurück zur | |
Normalität. | |
Dass diese Normalität vermutlich noch lange eine mit Corona sein wird, | |
hatten [1][die zwölf AmtsärztInnen der Bezirke] im Blick, als sie | |
vergangenes Wochenende einen gemeinsamen Beschluss fassten: Sie wollten die | |
Quarantäne für Schul- und Kita-Kinder abschaffen, die Kontakt zu | |
Infizierten hatten. Im Klartext: Der Sitznachbar einer positiv getesteten | |
Schülerin solle nicht mehr zu Hause bleiben müssen. | |
Die Gründe der AmtsärztInnen: Erstens könne man so Klassen und Kita-Gruppen | |
offen halten und müsse die Schüler*innen nicht ins (für viele Kinder und | |
Familien belastende) Homeschooling schicken. Zweitens sei inzwischen klar, | |
dass erstens Kinder in der Regel weniger schwere Krankheitsverläufe hätten | |
und zweitens vulnerable Gruppen längst doppelt und bald dreifach geimpft | |
seien. | |
Man müsse also nicht davon ausgehen, dass diese auf absehbare Zeit noch | |
ungeimpfte junge Altersgruppe, mit deren „sicherer Ansteckung“ angesichts | |
der Deltavariante ohnehin zu rechnen sei, das Gesundheitssystem überlaste. | |
Der Aufschrei war erwartbar groß: Die AmtsärztInnen wollten lieber die | |
Durchseuchung der Kinder in Kauf nehmen, statt ordentlich | |
Kontaktnachverfolgung zu betreiben, hieß es von Elternverbänden. Wieder | |
würden die Folgen der Pandemie zulasten der Schwächsten gehen. Die | |
wahlkämpfende Franziska Giffey (SPD) sprang ihnen bei, einen solchen | |
Schritt könne man sich jetzt nicht leisten. | |
Am Ende habe man, [2][sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD)] mit | |
dezenter Häme in Richtung der AmtsärztInnen, die Dinge im Senat | |
„zurechtgerückt“. Die Quarantäne in Schulen und Kitas wurde nicht | |
aufgehoben, aber von 14 auf 5 Tage verkürzt. | |
Die Argumentation der AmtsärztInnen war in sich durchaus logisch: Es | |
stimmt, dass Kinder in aller Regel nicht im Krankenhaus landen. Und die | |
Krankenhausauslastung ist, mit dem Inzidenzwert und der | |
Intensivbettenbelegung, immerhin der zentrale Indikator, an dem Berlin | |
künftig, wie ebenfalls am Dienstag im Senat beschlossen, sein | |
Coronamanagement ausrichten will. Und es stimmt auch: Die vulnerablen | |
Gruppen, die Omas zu Hause, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit längst | |
geimpft. | |
Und doch ist da natürlich, neben der Ratio, noch die emotionale Seite: Der | |
Sitznachbar eines positiv getesteten Mitschülers soll einfach weiter neben | |
meinem Kind in der Mensa sitzen – das dann zum kleinen, ebenfalls nicht | |
geimpften Geschwisterkind nach Hause kommt? Die Überlegung der ÄrztInnen | |
war logisch, aber der Schritt wäre vielleicht tatsächlich ein (zu) großer | |
gewesen. | |
4 Sep 2021 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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