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# taz.de -- Bundesratsbeschluss zu Schweinekäfigen: Öfter die Sau rauslassen
> Der Bundesrat beschließt, dass Mutterschweine nur noch wenige Tage und
> nicht mehrere Wochen in Kastenstände gesperrt dürfen. Aber erst in zehn
> Jahren.
Bild: Sauen dürfen in spätestens 17 Jahren nur noch 5 Tage statt wie bislang …
Berlin taz | Der Bundesrat hat die seit Jahrzehnten verbotenen, aber weit
verbreiteten zu engen Einzelkäfige für Sauen für weitere 10 Jahre
legalisiert. Dann aber müssen die Tiere nach dem Trennen der Ferkel von der
Mutter bis zum erneuten Besamen ohne die „[1][Kastenstände]“ genannten
Metallgerüste gehalten werden, beschloss die Länderkammer am Freitag. Nach
bis zu 17 Jahren Übergangsfrist dürfen die Sauen künftig nur noch 5 Tage
statt wie bislang 5 Wochen um den Geburtstermin eingesperrt werden.
Die 1,8 Millionen Sauen in Deutschland werden zurzeit überwiegend
monatelang in Metallgestellen gehalten, die ungefähr so groß wie das
Schwein sind. Es kann sich nicht umdrehen und sich nur langsam hinlegen.
Dies hat den Vorteil, dass die Jungtiere nicht so leicht erdrückt werden.
Zudem erleichtert der Kastenstand dem Personal den Überblick, zum Beispiel,
welche Sau schon besamt ist. Das Metallgestell spart auch Platz, denn
außerhalb des Käfigs ist mehr Bewegungsfreiheit vorgeschrieben.
Tierschützer kritisieren jedoch, dass die Kastenstände oft Geschwüre im
Schulter- und Hüftbereich verursachten. Wenn Sauen genug Platz hätten,
würden ohne Kastenstand auch nicht wesentlich mehr Ferkel erdrückt werden.
Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung erlaubt Kastenstände zwar für
einen begrenzten Zeitraum. Aber die meisten Käfige sind kleiner als von
der Verordnung seit 1992 vorgeschrieben, was 2016 das
Bundesverwaltungsgericht bestätigt hat.
## Durchwachsenes Lob von Tierschützern
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) wollte deshalb in ihrem
Verordnungsentwurf das Gesetz so ändern, dass die zu engen Kastenstände bis
zu 17 Jahre legal gewesen wären und danach ein bisschen größer sein müssen
und die Zeiten der Tiere darin verkürzt werden. Die Länder mit
Regierungbeteiligung der Grünen, die von Tier- und Verbraucherschützern
massiv lobbyiert wurden, setzten nun deutlich kürzere Übergangsfristen
durch. Außerdem dürfen die Sauen pro Reproduktionszyklus in Zukunft nur
noch wenige Tage eingesperrt werden.
„Nach dem jetzt gefundenen Kompromiss sind relativ zeitnah in jedem Betrieb
größere Baumaßnahmen notwendig. Dies wird gerade die bäuerlich
strukturierte Tierhaltung, also kleine und mittlere Betriebe verstärkt zum
Ausstieg zwingen“, kritisierte der Deutsche Bauernverband.
Der Tierschutzbund sowie die Organisationen Vier Pfoten und ProVieh
begrüßten jedoch, dass der Kastenstand im Deckbereich abgeschafft werde, da
er den Tieren Leid zufüge. Die Tierschützer bemängeln die ihrer Meinung
nach zu langen Übergangsfristen und dass im Abferkelbereich das Einsperren
weiter zulässig sein wird. Die Verbraucherorganisation Foodwatch urteilte,
der Beschluss „hat mit Tierschutz rein gar nichts zu tun“.
Schleswig-Holsteins Agrarminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) entgegnete,
ohne den Kompromiss hätte es überhaupt keinen Fortschritt für den
Tierschutz gegeben.
3 Jul 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Schweine
Julia Klöckner
Landwirtschaft
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