# taz.de -- Bund-Länder-Runde zur Coronakrise: „Blitz-Lockdown“ über Oste… | |
> Bund und Länder präsentieren neue Beschlüsse: Über Ostern soll | |
> Deutschland stillstehen. Der Lockdown wird verlängert. Eine | |
> Homeoffice-Pflicht gibt es nicht. | |
Bild: Über Ostern wird dichtgemacht – reicht das? Angela Merkel und Markus S… | |
Berlin dpa/rtr | Angesichts drastisch steigender Infektionszahlen mit dem | |
[1][Coronavirus] schicken Bund und Länder ganz Deutschland über Ostern in | |
den schärfsten Lockdown seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr. Vom 1. bis | |
einschließlich 5. April, also von Gründonnerstag bis Ostermontag, soll das | |
öffentliche, private und wirtschaftliche Leben weitgehend heruntergefahren | |
werden, um die dritte Welle der Pandemie zu brechen. Das beschlossen | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsident:innen | |
der Länder in einer mehr als elfstündigen Marathonsitzung in der Nacht zum | |
Dienstag. | |
Der seit mehr als drei Monaten geltende harte Lockdown zur Bekämpfung der | |
Coronapandemie wird insgesamt um drei Wochen bis zum 18. April verlängert. | |
Am 12. April soll darüber beraten werden, wie es danach weitergeht. „Wir | |
haben das Virus noch nicht besiegen können, es lässt nicht locker“, | |
begründete Merkel am frühen Dienstagmorgen die harten Maßnahmen. | |
Deutschland sei in einer sehr ernsten Lage mit exponentiell steigenden | |
Fallzahlen, einer steigenden Belastung der Intensivstationen in den | |
Kliniken und der Ausbreitung ansteckenderer Coronavirus-Varianten. Die | |
Beschlüsse im Überblick: | |
## „Ruhepause“ über Ostern | |
Merkel nennt den besonders scharfen Lockdown über Ostern eine „Ruhepause“. | |
Der Gründonnerstag und Karsamstag werden demnach einmalig als Ruhetage | |
definiert und mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen verbunden. „Es gilt | |
damit an fünf zusammenhängenden Tagen das Prinzip #WirBleibenZuHause“, | |
heißt es in dem Beschluss von Bund und Ländern. Nur am Karsamstag soll | |
demnach der Lebensmittelhandel geöffnet bleiben. | |
Private Zusammenkünfte sollen auf den eigenen Haushalt und einen weiteren | |
Hausstand, jedoch maximal fünf Personen beschränkt werden. Kinder bis 14 | |
Jahre werden nicht mitgezählt. Paare mit getrennten Wohnungen gelten als | |
ein Haushalt. | |
Ansammlungen im öffentlichen Raum werden dem Beschluss zufolge in dieser | |
Zeit generell untersagt. Wo bereits Außengastronomie offen ist, muss sie | |
für diese fünf Tage wieder geschlossen werden. Kirchen und | |
Religionsgemeinschaft werden gebeten, an Ostern nur Online-Angebote für die | |
Gläubigen zu machen. Nur Impf- und Testzentren sollen offen bleiben. | |
## Notbremse verschärft | |
Die Anfang März vereinbarte „Notbremse“ bei mehr als 100 Neuinfektionen je | |
100.000 Einwohner:innen innerhalb von sieben Tagen soll konsequent | |
umgesetzt werden. Öffnungsschritte sollen bei Erreichen der Marke | |
zurückgenommen werden – am Dienstagmorgen lag sie laut Robert Koch-Institut | |
bei 108,1. | |
Die Landkreise sollen darüber hinaus aber auch weitere Maßnahmen ergreifen, | |
wenn der Schwellenwert überschritten wird. Als Möglichkeit genannt werden | |
in dem Beschluss unter anderem Ausgangsbeschränkungen, verschärfte | |
Kontaktbeschränkungen und die Pflicht zu tagesaktuellen Schnelltests in | |
Bereichen, in denen das Abstandhalten oder konsequente Maskentragen | |
erschwert sind. | |
## Mehr Tests an Schulen | |
Die harten Maßnahmen sollen durch mehr Tests begleitet werden. Bund und | |
Länder wollen Coronatests für Schüler:innen, Lehrkräfte und | |
Kita-Beschäftigte ausweiten und streben „baldmöglichst zwei Testungen pro | |
Woche“ an. Die Verteilung und Organisation läuft regional unterschiedlich | |
gut, und über die praktische Umsetzung wird vielerorts noch diskutiert – | |
beispielsweise über die Frage, ob die Tests zu Hause oder in der Schule | |
stattfinden sollen. | |
Zur Organisation des weiteren Betriebs von Schulen und Kitas, etwa zu | |
möglichen Schließungen oder anderen Einschränkungen, trafen Merkel und die | |
Ministerpräsident:innen keine konkreten Vereinbarungen. Die Länder | |
regeln diese Fragen damit weiterhin in Eigenregie. | |
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen etwa hat bereits angekündigt, dass | |
die Schulen und Kitas in Nordrhein-Westfalen bis zu den Osterferien | |
geöffnet bleiben. Das sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am frühen | |
Dienstagmorgen in Düsseldorf nach rund zwölfstündigen | |
Bund-Länder-Beratungen. Die Osterferien beginnen in NRW am 29. März und | |
dauern bis 10. April. | |
Die CDU/FDP-Landesregierung hatte einzelnen Kommunen mit besonders hohen | |
Infektionsraten aber erlaubt, den Präsenzunterricht an weiterführenden | |
Schulen bis Ostern einzuschränken und mehrere Jahrgänge wieder in den | |
Distanzunterricht zu schicken. | |
## Mallorca-Urlaub „entschärft“ | |
Urlaub in Mallorca trotz steigender Infektionszahlen: Die [2][Aufhebung der | |
Reisewarnung und Quarantänepflicht für die Lieblingsinsel der Deutschen] | |
hat für viel Aufregung gesorgt. Urlaub wird dort zwar weiter möglich sein. | |
Bund und Länder appellieren aber an die Fluggesellschaften, keine | |
zusätzlichen Flüge mehr für die Osterferien anzubieten. | |
Zudem soll für alle Flüge aus dem Ausland nach Deutschland eine generelle | |
Testpflicht vor Abflug eingeführt werden. Bisher müssen nur Einreisende aus | |
„Hochinzidenzgebieten“ mit besonders vielen Infektionen sowie aus Gebieten | |
mit neuen Virusvarianten bei Einreise einen Test vorweisen. Kommt man aus | |
einem „normalen“ Risikogebiet, muss man sich erst 48 Stunden nach Ankunft | |
in Deutschland testen lassen, was sich schwer kontrollieren lässt. | |
Es gibt aber auch Gebiete in Europa, die gar nicht mehr auf der Risikoliste | |
des RKI stehen, wie zum Beispiel Mallorca. Die neue Testpflicht zielt vor | |
allem auf Urlauber:innen ab, die von dort in den nächsten Wochen nach | |
Deutschland zurückkehren. In der Osterzeit sollen es um die 40.000 sein. | |
## Hotels in Deutschland bleiben zu | |
Tourismus im Inland wird auch in den Osterferien nicht möglich sein. Hotels | |
und andere Beherbergungsbetriebe sollen für Urlauber:innen geschlossen | |
bleiben. Dieser Punkt sorgte in den Beratungen für besonders viel Ärger. | |
Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt | |
und Rheinland-Pfalz drangen darauf, ihren Bürger:innen Urlaub in | |
Ferienwohnungen, Ferienhäusern, Appartements, Wohnwagen und Wohnmobilen | |
möglich zu machen, sofern diese über eigene Sanitäreinrichtungen verfügen | |
und auch das Essen in Eigenregie organisiert werden kann. Davon ist im | |
Beschluss nichts mehr zu finden. | |
Die Bund-Länder-Runde zählte zu den schwierigsten seit Beginn der Pandemie. | |
Dem Vernehmen nach zeigte sich Kanzlerin Merkel zwischenzeitlich sehr | |
unzufrieden mit dem Verlauf. Stundenlang wurde die große Runde unterbrochen | |
und in kleinem Kreise weiterverhandelt. Berlins Regierender Bürgermeister | |
Michael Müller (SPD) sprach nach den Beratungen von einer „schweren | |
Geburt“. | |
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nannte die Verhandlungen | |
schwierig, lobte aber auch den klaren Kurs, der gefunden worden sei. „Wir | |
wissen, dass Corona bleischwer über dem Land liegt“, sagte er. Man habe es | |
jetzt aber in der Hand, die dritte Welle schneller zu beenden als die | |
vorherige. „Ungeduld darf nicht zu unserer Schwäche werden“, mahnte der | |
CSU-Vorsitzende. | |
23 Mar 2021 | |
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