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# taz.de -- Polen ist Corona-Hochinzidenzgebiet: Die Intensivbetten werden knapp
> Die Neuinfektionen steigen rasant, ein Stadion dient als
> Covid-Noteinrichtung. Die Einreise nach Deutschland ist nur noch mit
> Negativtest möglich.
Bild: Auch in Warschau, Polen, marschierten Hunderte gegen Coronamaßnahmen auf
Warschau taz | Die Zahl der Corona-Neuinfizierten wächst in Polen
dramatisch an – zuletzt auf 21.849 innerhalb eines Tages. Krankenwagen
fahren oft von einem Spital zum nächsten – auf der Suche nach einem freien
Bett.
Am schlimmsten betroffen ist die Region Masowien mit ihrer Hauptstadt
Warschau. Um hier neue Betten und qualifiziertes medizinisches Personal für
die Intensivstationen zu gewinnen, wurde im Nationalstadion eine
gigantische Noteinrichtung für Coviderkrankte eingerichtet. Außerdem gab
der Verwaltungschef von Warschau Anweisung, das Institut für Tuberkulose
und Lungenkrankheiten in die Notfallversorgung miteinzubeziehen. Doch dort
ringt nun Prof. Tadeusz Orłowski die Hände: „Ich muss jetzt bei 90 unserer
Patienten die längst geplanten Operationen bei uns absagen“, klagt er. „In
ganz Masowien gibt es keine andere Klinik, in der diese Operationen
durchgeführt werden.“
Das Robert Koch-Institut in Berlin hat Polen nun vom Risiko- zum
Hochinzidenz-Gebiet hochgestuft. Dies hat Folgen für die Ausreise aus Polen
nach Deutschland: jeder muss bereits an der Grenze einen Negativ-Test
vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist. Für [1][PendlerInnen,
die im Nachbarland arbeiten], wohnen, studieren oder eine Ausbildung
machen, gelten Ausnahmeregeln.
Doch auch sie müssen alle paar Tage einen aktuellen und negativen Test
nachweisen können. Inzwischen forderte die Stettiner
Pendler-Bürgerinitiative „Freie Grenzen – Wolne Granice“ Deutschland auf,
die Kosten für die Tests zwischen 10 und 20 Euro pro Test ganz oder
teilweise zu übernehmen, da diese mit der Zeit doch zu einem erheblichen
Kostenfaktor würden.
## Britische Mutante außer Kontrolle
Dass die Lage in Polen so sehr eskalieren konnte, hat mit der britischen
Virusvariante zu tun. Als andere Staaten an Weihnachten bereits [2][die
Grenze für Reisende aus Großbritannien] weitgehend dicht machten oder noch
am Flughafen Massentests durchführten, ließ Polen die RückkehrerInnen aus
Großbritannien einfach so ins Land. Rund um die Feiertage landeten in Polen
zum Teil 200 Flieger pro Tag aus Großbritannien. Heute macht die
hochansteckende britische Virusvariante rund 70 bis 80 Prozent aller
Covid-19-Krankheitsfälle in Polen aus.
Mit einem erneuten landesweiten Lockdown will Polens Regierung die
schwierige Lage in den Griff bekommen. Der Einzelhandel ist wieder
geschlossen, geöffnet sind nur Apotheken, Drogerien und Lebensmittelläden.
Auch Kinos und Theater sind wieder zu, ebenso Galerien, Museen,
Schwimmbäder und Fitnessstudios. Kinder der Klassen 1 bis 3 können nicht
mehr in die Schulen gehen und müssen wie die älteren Jahrgänge auf
Fernunterricht umstellen.
Doch [3][der Protest gegen die erneuten Einschränkungen] des öffentlichen
Lebens wird lauter. Denn die meisten kleinen und mittelgroßen Unternehmer
haben von der versprochenen Staatshilfe noch nichts oder kaum etwas
gesehen. Während manche trotz Verbot wieder ihre Betriebe öffnen und bereit
sind, die Strafen zu zahlen, wollen andere noch bis zur Frühlingssaison
warten, wenn auf Gärten und Bürgersteigen wieder serviert werden darf.
Wie schön das Leben ohne Covid-19 sein kann, machte den PolInnen
ausgerechnet ihr Präsident Andrzej Duda vor, der seine Genesung mit einem
ausgiebigen Skiurlaub in der Tatra feierte und immer wieder in fröhlicher
Runde die Skipisten hinunterwedelte. Dies löste einen Massenansturm auf den
Wintersportort Zakopane aus. Und jetzt – wieder zuhause – sind viele krank.
21 Mar 2021
## LINKS
[1] /Corona-Proteste-an-der-polnischen-Grenze/!5681966
[2] /Coronamutation-in-Grossbritannien/!5740080
[3] /Polinnen-rebellieren-gegen-Regierung/!5720697
## AUTOREN
Gabriele Lesser
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