| # taz.de -- Brexit-Vorbereitungen in Großbritannien: 2 Milliarden Euro für No… | |
| > Die britische Regierung trifft Notfall-Maßnahmen für einen EU-Austritt | |
| > ohne Abkommen. Kritiker vermuten einen Trick. | |
| Bild: Es war einmal ein Stern: Brexit-Wandbild des Streetart-Künstlers Banksy | |
| LONDON dpa | Die britische Regierung verstärkt ihre Vorbereitungen für den | |
| Fall eines [1][EU-Austritts] ohne Abkommen. Das teilte der Regierungssitz | |
| Downing Street nach einer Kabinettssitzung am Dienstag mit. Sämtliche Pläne | |
| für einen Brexit ohne Deal mit der Europäischen Union seien nun aktiviert | |
| worden, sagte ein Sprecher am Dienstag. Die Minister hätten dafür zwei | |
| Milliarden Pfund (rund 2,2 Milliarden Euro) an Mitteln freigegeben. | |
| Allgemeine Priorität sei weiterhin, einen Brexit-Vertrag unter Dach und | |
| Fach zu bringen, sagte Brexit-Minister Steve Barclay nach der | |
| Kabinettssitzung in einem BBC-Interview. Gleichzeitig müsse eine | |
| verantwortungsvolle Regierung aber sicherstellen, für einen ungeregelten | |
| Brexit bereit zu sein. „Deswegen hat das Kabinett heute beschlossen, dass | |
| No-Deal-Vorbereitungen auf operativer Ebene in der Regierung Priorität | |
| haben werden“, so der Brexit-Minister. | |
| Britische Medien werteten den Schritt als Warnung an die Abgeordneten im | |
| Unterhaus und an die EU, dass es London ernst meint und bereit ist, | |
| notfalls ohne Abkommen aus der Staatengemeinschaft auszutreten. Knapp 100 | |
| Tage vor dem EU-Austritt des Landes am 29. März ist noch immer nicht in | |
| Sicht, wie Premierministerin Theresa May die mit Brüssel ausgehandelte | |
| Vereinbarung durchs Parlament bringen will. Das Abkommen soll die | |
| Bedingungen des Austritts festlegen. | |
| Die britische Regierung rief auch Unternehmen auf, Vorkehrungen zu treffen. | |
| Zehntausende Briefe mit Hinweisen sollten demnächst an Firmen verschickt | |
| werden. Verteidigungsminister Gavin Williamson sagte vor Abgeordneten im | |
| Parlament, 3500 Soldaten würden für alle Fälle bereitstehen, um bei | |
| Engpässen die Behörden zu unterstützen. | |
| ## „Psychologische Kriegsführung“ | |
| Der Chef der oppositionellen Liberaldemokraten, Vince Cable, kritisierte | |
| die Maßnahmen als „psychologische Kriegsführung“. Die Regierung versuche, | |
| Abgeordnete, Unternehmen und die Öffentlichkeit mit der Drohung eines | |
| Brexits ohne Abkommen zu ängstigen. „[2][Theresa May] spielt | |
| verantwortungslos auf Zeit, damit als einzige Option übrig bleibt, ihren | |
| diskreditierten Deal zu unterstützen“, so Cable. | |
| Bei einem Auftritt am Montag im Unterhaus hatte May angekündigt, dass die | |
| verschobene Abstimmung über ihren Brexit-Deal in der dritten Januarwoche | |
| (vom 14. Januar an) stattfinden soll. Das stieß teilweise auf heftige | |
| Kritik bei den Abgeordneten. May hofft weiterhin auf Zugeständnisse aus | |
| Brüssel, von dort hieß es jedoch am Montag, derzeit seien keine weiteren | |
| Gespräche über den Brexit geplant. | |
| Sollte Großbritannien am 29. März 2019 ohne ein Abkommen aus der EU | |
| ausscheiden, hätte das unmittelbare Folgen für Menschen und Unternehmen auf | |
| beiden Seiten des Ärmelkanals. Die rechtlichen Grundlagen für Handel, | |
| Verkehr und das Arbeiten und Leben auf der jeweils anderen Seite würden | |
| über Nacht wegfallen. Trotz Notfallmaßnahmen wäre mit erheblichen | |
| Verwerfungen zu rechnen. | |
| Auf viele Waren würden Zölle anfallen. An Häfen wie Dover müssten deshalb | |
| Kontrollen stattfinden. Die Infrastruktur ist dafür aber nicht ausgelegt. | |
| Die Folge wäre Experten zufolge ein kilometerlanger Rückstau von Lastwagen | |
| im Südosten Englands. Auch an der Grenze zwischen dem britischen Nordirland | |
| und dem EU-Mitglied Irland müssten Kontrollen eingeführt werden, das wäre | |
| vor allem politisch heikel. Selbst ein Wiederaufflammen des Konflikts in | |
| der Ex-Bürgerkriegsregion gilt für diesen Fall als möglich. | |
| Es könnte dann zu teilweise leeren Lebensmittelregalen und | |
| Medikamentenknappheiten in Großbritannien kommen. Auch die Preise für | |
| importierte Waren dürften nach oben schnellen, weil mit einer weiteren | |
| Abwertung des Britischen Pfunds gerechnet wird. Finanzdienstleistungen wie | |
| beispielsweise die Auszahlung von Renten und bargeldloses Bezahlen könnten | |
| teilweise erschwert werden. In Großbritannien lebende EU-Bürger und in der | |
| EU lebende Briten würden in Ungewissheit über ihre Rechte gestürzt. | |
| Beispielsweise wäre unklar, ob sie weiterhin Zugang zum Gesundheitssystem | |
| des Gastlandes hätten. | |
| Auch Brüssel hat angekündigt, seine Vorbereitungen für den Fall eines | |
| Brexits ohne Abkommen zu verstärken. Die EU-Kommission will am Mittwoch | |
| konkrete Maßnahmen vorlegen. | |
| 18 Dec 2018 | |
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