# taz.de -- Bernie Sanders in New York: Gegen das System Trump | |
> Alexandria Ocasio-Cortez, Shootingstar der US-Linken, unterstützt Bernie | |
> Sanders im Rennen um die Präsidentschaft. Und das mit Druck. | |
Bild: Steht voll und ganz hinter Bernie: Alexandria Ocasio-Cortez | |
NEW YORK taz | „Ich bin zurück“, ruft [1][Bernie Sanders]. Es ist | |
Samstagnachmittag in New York. Sanders steht unter strahlend blauem Himmel | |
auf einem Podium im Queensbridge Park am Rand des East River. Alexandria | |
Ocasio-Cortez, ein Shootingstar der US-amerikanischen Linken, [2][und | |
andere prominente linke Frauen], erklären ihm an diesem Tag ihre | |
Unterstützung für seine Kandidatur. | |
Und rund 25.000 Menschen bejubeln ihn bereits als künftigen Präsidenten der | |
USA. Es ist eine Menge, die KandidatInnenherzen höher schlagen lässt: | |
sozial, ethnisch und kulturell gemischt, jung (mit einem Altersdurchschnitt | |
von vielleicht 35 Jahren), gut gelaunt und politisch hoch motiviert. Immer | |
wieder gehen Fäuste zu dem Ruf hoch: „Wir werden gewinnen“. | |
Für Sanders, der den US-amerikanischen Kapitalismus verändern will, ist der | |
Queensbridge Park eine ideale Kulisse. Der Park liegt eingezwängt zwischen | |
einem Gas-Kraftwerk, das seine Abgase in den dicht bewohnten Stadtteil | |
bläst, und den seit Jahren renovierungsbedürftigen Backsteinbauten der | |
größten Sozialbausiedlung des Landes. Über den Park führt die Queensboro | |
Brücke direkt zu den glitzernden Hochhaustürmen von Manhattan hinüber. | |
Dorthin, wo sich sich die Sitze der großen Konzerne befinden, dorthin, wo | |
die „1 Prozent“ und die „Milliardäre“ wohnen, die Sanders für das Ele… | |
anderen verantwortlich macht. Die das Gegenstück bilden zu den „0,5 | |
Millionen, die heute Nacht unter freiem Himmel schlafen werden“, die „87 | |
Millionen, die entweder keine, oder nur eine unzureichende | |
Krankenversicherung haben“, wie Sanders sagt. | |
Sanders warnt seine Anhänger, dass die andere Seite ihre Macht nicht ohne | |
Kampf aufgeben wird. Mit einer langen Reihe von Fragen lässt er sich von | |
der Menge versichern, dass diese bereit ist, ihm zu folgen – auch dann, | |
wenn es darum geht, Rechte für andere zu erkämpfen, die sie selbst bereits | |
haben: Krankenversicherungen, Aufenthaltspapiere, Streichungen von | |
Studiengebühren und Studienschulden, Löhne, von denen man leben kann, und | |
ein Ende des Rassismus. | |
## Sanders bekommt die meisten Spenden | |
Die Spitze der Demokratischen Partei und die großen Privatsender der USA | |
stellen Sanders als einen Mann dar, der keine Chance hat, die | |
Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. „Zur radikal für das Land“ und „zu | |
alt“, sagen sie über den 78-Jährigen. Als der am 1. Oktober einen | |
Herzinfarkt hatte, bekam das Altersargument scheinbar zusätzliches Gewicht. | |
Aber für die jungen Bernie-Fans ist Alter kein Argument. „Vorgeschoben“, | |
sagt ein 30-jähriger Krankenpfleger mit einem St. Pauli-T-Shirt, „es geht | |
um politische Ideologie und darum, wessen Geschäfte sie erledigen. Niemand | |
spricht über den Schlaganfall von Joe Biden, oder über Nancy Pelosi, die | |
älter ist als Bernie“. | |
Der einzige männliche Vorredner von Sanders an diesem Samstag, der | |
Dokumentarfilmemacher Michael Moore, sieht in Sanders Alter sogar Vorteile. | |
Er spricht von „Weisheit“ und „Lebenserfahrung“ und davon, dass Sanders… | |
Generation derer gehört, die Lohnerhöhungen und Renten erlebt haben. Zu | |
Sanders Radikalität, die die US-AmerikanerInnen angeblich verschreckt, sagt | |
Moore, dass Sanders 2016 in Bundesstaaten wie West Virginia und Wisconsin | |
stärker war als Hillary Clinton. Er impliziert, dass Sanders dort gegen | |
Donald Trump hätte siegen können. In diesem neuen Wahlkampf hat Sanders | |
eine Million aktive UnterstützerInnen und, obwohl er kein Geld von | |
Konzernen annimmt, mehr Spenden, als jedeR anderE demokratische KandidatIn. | |
„Für mich ist er Tio Bernie“, sagt die demokratische Sozialistin | |
Ocasio-Cortez. Bevor sie an diesem Samstag als letzte Vorrednerin von | |
Sanders ans Mikrofon tritt, haben andere Frauen gesprochen. Darunter die | |
afro-amerikanische Demokratin Nina Turner aus Ohio, die „queer Latina“ | |
Tiffany Caban aus New York und die Bürgermeisterin von San Juan, Puerto | |
Rico, Carmen Yulín Cruz, die es nach dem Hurrikan „Maria“ gewagt hat, Trump | |
wegen der verzögerten und knappen Hilfe für ihre Insel zu kritisieren. | |
Ocasio-Cortez aber ist ganz klar der Star. Queens gehört zu ihrem | |
Wahlkreis. Sie war mitbeteiligt daran, die Niederlassung von Amazon in | |
Queens zu Fall zu bringen. Und ihr kometenhafter Aufstieg zu einer der | |
bekanntesten PolitikerInnen des Landes hat viele inspiriert. | |
Durch Sanders, sagt Ocasio-Cortez, habe sie verstanden, dass es sich lohnt, | |
für Krankenversicherung, erschwingliche Mieten und Löhne zu kämpfen. Er sei | |
jemand, der „die Arbeiterklasse trotz allen Drucks und aller Tricks nicht | |
im Stich lässt“. Mit 30 Jahren ist Ocasio-Cortez noch fünf Jahre zu jung | |
für eine eigene Präsidentschaftskandidatur. Aber wie andere DemokratInnen | |
hätte sie bis nach den Primaries warten können, bevor sie ihre | |
Unterstützung vergibt. Im Queensbridge Park erklärt sie, warum sie nicht | |
warten wollte: „Es geht nicht nur darum, Donald Trump zu besiegen“, sagt | |
sie, „sondern wir müssen das System besiegen, dessen Symptom er ist“. | |
20 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Kandidatenkuer-der-US-Demokraten/!5634210 | |
[2] /Kommentar-Neue-Heldinnen-in-den-USA/!5603808 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
## TAGS | |
Schwerpunkt US-Präsidentschaftswahl 2024 | |
Bernie Sanders | |
Alexandria Ocasio Cortez | |
Präsident Trump | |
Liebeserklärung | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
BVB | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Donald Trump | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez: Wunderbare AOC | |
Die linke US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez ist das ganze Gegenteil | |
von Donald Trump: eloquent, scharfzüngig, werteorientiert und mit Anstand. | |
Wahlen in Kentucky und Virginia: Erfolge für Demokraten | |
In Kentucky beansprucht der Herausforderer den Sieg bei der | |
Gouverneurswahl. In Virgina kontrollieren die Demokraten jetzt sowohl | |
Delegiertenhaus als auch Senat. | |
Thüringen, Dessau, Washington: Jens Spahn hilft bei Grippe | |
Mike Mohring macht nicht die Ypsilanti, der Facebookchef wird gegrillt und | |
die Borussenfans haben Spaß jenseits des Derbys. | |
Donald Trump gegen freie Presse: Leserbriefschreiber in Chief | |
Der US-Präsident ist unglücklich mit der Berichterstattung der von „New | |
York Times“ und „Washington Post“. Deshalb zieht er in Betracht, | |
Behörden-Abos zu beenden. | |
Diskussion um Rassismus in den USA: „Sie hassen unser Land“ | |
Im US-Repräsentantenhaus scheitert ein Antrag auf Amtsenthebung Donald | |
Trumps wegen seiner rassistischen Äußerungen. Trump legt rhetorisch nach. | |
US-Präsident gegen Demokratinnen: Trump per Resolution gerügt | |
Das US-Repräsentantenhaus verurteilt die jüngsten Attacken Donald Trumps | |
gegen vier Demokratinnen als rassistisch. Der US-Präsident weist die Kritik | |
zurück. | |
Kommentar Neue Heldinnen in den USA: Time’s up! | |
Donald Trump will ein zweites Mal Präsident werden. Doch einigen Frauen, | |
die für ein neues Amerika stehen, werden ihm den Wahlkampf erschweren. |