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# taz.de -- Thüringen, Dessau, Washington: Jens Spahn hilft bei Grippe
> Mike Mohring macht nicht die Ypsilanti, der Facebookchef wird gegrillt
> und die Borussenfans haben Spaß jenseits des Derbys.
Bild: Alexandria Ocasio-Cortez bei der Anhörung des Facebook-Chefs Mark Zucker…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Kabinettsmitglieder treten mit Anregungen für
Kampfeinsätze hervor.
Und was wird besser in dieser?
Jemand weckt Merkel.
Thüringens CDU-Chef, Mike Mohring, erklärte noch vor der Wahl, [1][Björn
Höcke von der AfD sei ein Nazi,] mit dem er nicht zusammenarbeiten würde.
Wie steht’s mit der Mindesthaltbarkeitsdauer solcher Aussagen?
Von Höcke ist Läuterung nicht zu erwarten. Und Mohring sänke zum Ypsilanti
der CDU, wenn er sein Nein zu Koalitionen mit Linken oder AfD nicht hielte.
Damit will er die CDU als Partei der Mitte positionieren, was ausweislich
der verzwergten SPD in Thüringen teils gelingt. Teils isses schade, weil
uns das Experiment Linke-CDU entgeht. Einen demokratischeren Sozialisten
als Ramelow wird auch die CDU so schnell nicht finden.
[2][Die Ermittlungen um den Tod von Oury Jalloh] 2005 in einer Dessauer
Polizeizelle sind wohl endgültig eingestellt. Soll man die Toten also ruhen
lassen?
„Wenn neue Beweise auftauchen“ könne das Verfahren jederzeit wieder
aufgenommen werden – wobei es sich bisher dadurch auszeichnet, dass alte
Beweise abtauchen. Akten verschwanden, aussagebereite Polizisten wurden
nicht vernommen. Zwei weitere Todesfälle im selben Polizeirevier, einer in
derselben Zelle, wurden amtlich schubladenbestattet. Der Satz „nach
behördlicher Auffassung verbrannte sich Jalloh ohne weitere Hilfsmittel auf
der Matratze, an die er gefesselt war“ im Radio klingt wie eine
Live-Schalte in ein Orwell-Universum. Das Oberlandesgericht Naumburg hat
die Chance vertan, den Rückhalt für den Rechtsstaat zu stärken.
Alexandria Ocasio-Cortez bringt Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei einer
Kongressanhörung mächtig ins Schwitzen. Wird die Demokratin die Übernahme
der Weltherrschaft durch den Plattformkapitalismus aufhalten?
„AOC“ wird erst mal alle Präsidentschaftsbewerber der Demokraten alt
aussehen lassen – nachdem sie Zuckerberg gekonnt durch die
5-Minuten-Terrine zog. Sie selbst tritt nicht gegen Trump an, weil „ich das
große Geld nicht mit mehr Geld herausfordern kann“. In den 360 Sekunden,
die der US-Kongress ihr ließ, entrang sie Zuckerberg Statements wie „Ich
weiß nicht, wann Cambridge Analytica Facebook-Daten zu missbrauchen
begann“.
Auch wisse er nicht, ob Wahlkämpfer Fake News und Nutzer Lügen posten
könnten. Voriges Jahr onkelte Zuckerberg 70 Minuten durchs Europaparlament,
davon gingen für Selfies, gelahrte Co-Referate, Goethe-Zitate und Pathos
gefühlte 71 Minuten drauf. Hinweis: Die politischen Gremien weltweit sind
kleiner als die Unternehmen, die sie zu kontrollieren trachten. Vielen
Amerikanern mag AOCs Furiosum ein Grillspaß zwischendurch gewesen sein;
Wirkmacht entfaltete so etwas vor den Vereinten Nationen.
Die frühere „Seawatch“-Kapitänin Carola Rackete stellt in der kommenden
Woche ihr Buch „Handeln statt hoffen: Aufruf an die letzte Generation“ vor.
Ist das apokalyptisch oder apokryph?
Dass Horst Seehofer neuerdings ein Viertel aller Seenot-Flüchtlinge
aufnehmen will, ist ein so schöner Erfolg Racketes, dass sie wegen meiner
auch einen Band Kochrezepte („Smutje und Klabautermann – alles, was man
essen kann“) raushauen könnte. Das „Heißer Scheiß“-Regal im Buchhandel
quillt bereits über von Ranschmeißliteratur – die instruktive Fibel „Käm…
wie Greta Thunberg fürs Klima“ neben dem Comic „Käpt#in Rakete“. Hier w…
Eigenbuch zur Notwehr. Und vielleicht isses ja gut.
Jens Spahn wird sich am Dienstag gemeinsam mit Postzustellern gegen Grippe
impfen lassen. Wie bereiten Sie sich auf die Rotzsaison vor?
Spahn will medizinisch notwendige Silikonbrüste finanzieren,
Trisomie-Schwangerschaftstests ebenfalls, kämpft gegen
Masern-Impfverweigerer und geht keiner beachtlichen Meldung aus dem Weg. Er
wird als Godfather of Wartezimmertainment in die Geschichte eingehen,
während große Themen („Bürgerversicherung“) im Ministerium heilschlafen.
Kürzlich empörte man sich, dass die Post Mitarbeitern keine Daueranstellung
gibt, „wenn sie in den ersten zwei Jahren mehr als 20 Krankentage“ haben.
Spahn hilft.
Und was machen die Borussen
Beim Derby zeigte man einander gestohlene Fahnen, Schals und Banner,
flämmte ordentlich und plädierte insgesamt dafür, mittelfristig Spiel und
Fanbegegnung an getrennten Tagen abzuhalten.
Fragen: Daniél Kretschmar
27 Oct 2019
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/thueringen-mike-mohring-nennt-bj…
[2] /Mutmasslicher-Mord-an-Oury-Jalloh/!5635853
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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