# taz.de -- Bauernverband über Vögelsterben: „Auch Katzen gefährden Feldv�… | |
> Die Bundesregierung sieht die Landwirtschaft in der Verantwortung. | |
> Steffen Pingen vom Bauernverband verteidigt sich gegen die Vorwürfe. | |
Bild: Trotz maunzender Bedrohung auf dem Tempelhofer Feld in Berlin noch zu fin… | |
taz: Herr Pingen, es gibt immer weniger Vögel in Deutschland. Die | |
Bundesregierung hat dafür kürzlich in einem Bericht für Parlamentarier die | |
intensive Landwirtschaft verantwortlich gemacht. Zu Recht? | |
Steffen Pingen: Man sollte alle Gefährdungsursachen erwähnen und nicht nur | |
auf die Landwirtschaft schauen. Die Bundesregierung weist explizit darauf | |
hin, dass der Rückgang des Vogelbestands in der Agrarlandschaft viele | |
Gründe hat. Man muss etwa berücksichtigen, dass in den letzten 25 Jahren | |
eine Million Hektar landwirtschaftliche Fläche durch Siedlungsbau und | |
Verkehr in Anspruch genommen wurden und darum dauerhaft als Lebensraum für | |
Vögel der Agrarlandschaft verloren sind. Eine weitere relevante Gefährdung | |
für Feldvögel stellen Prädatoren wie Krähen, Waschbären, Füchse und | |
Hauskatzen dar. Ferner sind einige Arten der Agrarlandschaft Zugvögel, die | |
in Frankreich und Nordafrika gejagt werden. | |
Hauskatzen nennen Sie als Hauptursache? | |
Nein, aber es gibt durchaus Vogelarten, bei denen Prädatoren wie Fuchs und | |
Hauskatze vonseiten des Naturschutzes neben dem Verlust von Lebensräumen | |
als eine ernstzunehmende Ursache für den Rückgang des Artenbestands genannt | |
werden. Zum Beispiel bei der Feldlerche oder bei dem Braunkehlchen. | |
Wie schätzen Sie die Rolle der Pestizide ein? | |
Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen dem Einsatz von | |
Pflanzenschutzmitteln und der Entwicklung der Artenvielfalt besteht noch | |
viel Forschungs- und Monitoringbedarf. In Bezug auf den Insektenbestand ist | |
die Landwirtschaft gerne bereit, beispielsweise über Agrarumweltmaßnahmen | |
die Insektenbestände und besonders die Nützlinge zu fördern. | |
Laut Bundesregierung haben die Maßnahmen der Landwirtschaft kaum einen | |
Beitrag gegen den Bestandsrückgang der Vogelarten geleistet. | |
Wir machen uns als Bauernverband gemeinsam mit Imkern sowie Umwelt- und | |
Wasserverbänden für eine gezielte Nutzung des Greening stark. Das Greening | |
ist eine Regelung der EU-Agrarpolitik, die das Anlegen von ökologischen | |
Vorrangflächen wie Blühstreifen und eine Flächennutzung im Interesse des | |
Umweltschutzes vorschreibt. Damit soll die Artenvielfalt in der | |
Agrarlandschaft geschützt und ausgebaut werden. Oft scheitert die Umsetzung | |
von sinnvollen ökologischen Maßnahmen aber an der Kontrollbürokratie. | |
Wie meinen Sie das? | |
Beim Greening bekommen die Landwirte für Umweltleistungen Prämien zu ihren | |
Direktzahlungen. Ein großes Hemmnis dabei ist aber, dass beispielsweise die | |
Flächengrößen auf den Quadratmeter genau angegeben werden müssen, was in | |
der Landschaft oft schwer realisierbar ist. Selbst bei kleinen Abweichungen | |
kommt es zu Kürzungen der Direktzahlungen. Die Landwirte würden gern mehr | |
für den Naturschutz tun, haben dabei allerdings ein hohes Sanktionsrisiko. | |
Kontrollbehörden raten daher oft von der Anlage von Puffer- und | |
Blühstreifen im Greening ab. Die Kontrollbürokratie bremst die Landwirte | |
also eher, anstatt sie bei der Umsetzung von Umweltmaßnahmen zu | |
unterstützen. | |
12 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Yvonne Elfriede Hein | |
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