# taz.de -- Ausbeutung bei Lieferdiensten: Gorillas sollen angreifen | |
> Die freien Gewerkschaften FAU und IWW wollen die Rider des Lieferdienstes | |
> jetzt auch in Hamburg zum Arbeitskampf organisieren. | |
Bild: Zeit zum Durchatmen haben die Rider selten – innerhalb von zehn Minuten… | |
HAMBURG taz | Die einen sind faul und die anderen brauchen Jobs – nach | |
diesem Konzept boomen seit der Coronapandemie Lieferdienste. Der wohl | |
aggressivste von ihnen ist derzeit Gorillas: Das Unternehmen verspricht, | |
innerhalb von zehn Minuten einen kompletten Einkauf nach Hause zu liefern. | |
Dass das auf Kosten der Arbeitsbedingungen geht, dürfte jedem klar sein. | |
In Berlin haben die „Rider“, also die Fahrradkuriere, im Juli [1][mehrere | |
Wochen gestreikt und ihre Warenhäuser blockiert.] Jetzt gibt es auch in | |
Hamburg erste Versuche, die Arbeiter*innenschaft des Start-ups zu | |
organisieren. Die freien Gewerkschaften FAU (Freie Arbeiterinnen- und | |
Arbeiter-Union) und IWW (Industrial Workers of the World) wollen mit einer | |
Fahrraddemo an drei Gorillas-Filialen vorbeifahren und mit Ridern ins | |
Gespräch kommen. | |
Ein paar Rider seien auch schon bei den Gewerkschaften organisiert, sagt | |
ein Sprecher der FAU, der sich „Mo“ nennt. „Für einen Streik fehlt aber | |
noch eine breitere Basis“, sagt er. Das Ziel sei, den Arbeitskampf, der in | |
Berlin und anderen Städten stattfindet, auch nach Hamburg zu tragen. | |
Die Demo soll in einem größeren Zusammenhang stehen: Unter dem Stichwort | |
#Freitag13 sind auch in anderen Städten wie Hannover, Köln, Stuttgart, | |
Paderborn oder Berlin Demonstrationen gegen „[2][Horror-Jobs, Ausbeutung] | |
und Anwälte des Schreckens“ geplant. Der bundesweite Aktionstag findet nach | |
Angaben der Organisator*innen der „Aktion gegen Arbeitsunrecht“ | |
bereits zum elften Mal statt und sei in der Vergangenheit durchaus | |
erfolgreich gewesen | |
## Deliveroo hat sich schon zurückgezogen | |
H&M etwa habe nach Protesten im Jahr 2017 massive Umsatzeinbußen | |
verzeichnet, [3][der Essenslieferant Deliveroo] habe sich im Jahr 2018 aus | |
mehreren deutschen Städten zurückgezogen und den Standort schließlich ganz | |
verlassen. Auch das Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie | |
schreibt sich die „Aktion gegen Arbeitsunrecht“ als Erfolg zu. | |
In Hamburg müssen sie erst mal klein anfangen. Von Arbeitskampf war hier | |
noch keine Spur, während die Berliner Kollegen ihre Filialen in Solidarität | |
mit einem gekündigten Kollegen blockierten. | |
„Aber die Probleme sind hier natürlich die gleichen“, sagt Mo von der FAU. | |
Von den Arbeitgeber*innen sowie von denen der Lieferdienste Lieferando | |
und Just Eat fordern sie, die Probezeit von derzeit sechs Monaten zu | |
verkürzen, Verträge zu entfristen, Reparaturen und Kosten für die | |
Ausrüstung zu übernehmen und inhumane Kontrollmechanismen wie Überwachung | |
und Mitarbeiter-Rankings per App zu stoppen. Die Demo soll um 14.30 Uhr an | |
der FAU-Zentrale in der Fettstraße starten und über die Schanze nach | |
Winterhude ziehen. | |
12 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Streik-beim-Lieferdienst-Gorillas/!5781113 | |
[2] /Arbeitsbedingungen-beim-Onlinedienst/!5777780 | |
[3] /Aus-fuer-Essensdienst-in-Deutschland/!5614864 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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