# taz.de -- Antiterrorkrieg in Mosambik: Interventionen ohne Ende | |
> Truppen aus Ruanda sowie aus Ländern des südlichen Afrika bekämpfen in | |
> Mosambik islamistische Aufständische. Das dauert. | |
Bild: Botswana verabschiedet die Soldaten zur Militärmission in Mosambik, Juli… | |
MAPUTO taz | Das [1][Eingreifen ausländischer Truppen in Mosambik], um den | |
fünf Jahre währenden Aufstand islamistischer Gruppen im Norden zu beenden, | |
wurde vergangenes Jahr als Durchbruch gegen den Terror begrüßt. Der Krieg | |
im Norden Mosambiks hat bislang nach unabhängigen Zählungen über 3.100 Tote | |
und [2][817.000 Flüchtlinge] produziert. | |
Doch die Kehrseite der militärischen Erfolge gegen die zum Islamischen | |
Staat (IS) gezählte Gruppe Ansar al-Sunna ist eine Ausbreitung ihrer | |
Aktivitäten aus der Provinz Cabo Delgado heraus in weitere Landesteile, und | |
zu Beginn dieses Jahres neue Angriffe auch in ihren historischen | |
Hochburgen. | |
Drei Zivilisten starben bei einem Angriff der Islamisten auf das Dorf Nofa | |
Zambizia in der Provinz Cabo Delgado am 2. Januar. Fünf Tage später töteten | |
sie zwei Milizionäre und zerstörten mindestens 30 Häuser im Dorf Nashi | |
Bandi in der gleichen Provinz. Sie zündeten auch Häuser im Dorf Ikomila an, | |
zahlreiche Menschen mussten fliehen. | |
Bereits im vergangenen November gab es die ersten Angriffe der Islamisten | |
in der Nachbarprovinz Niassa, die am dünnsten besiedelte Provinz des 33 | |
Millionen Einwohner zählenden Mosambik. Sie töteten einen Polizisten und | |
plünderten das Dorf Naulala. | |
Außerdem wurde erstmals ein Soldat der südafrikanischen Spezialkräfte | |
getötet, die im Einsatz gegen die Islamisten sind. Die Stationierung | |
südafrikanischer Truppen in Mosambik war immer kontrovers, da sie | |
Erinnerungen an Südafrikas Interventionen der Apartheidära weckt und | |
Südafrika selbst in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise | |
steckt. | |
## Auch arme Länder schicken Hilfe | |
Der südafrikanische Einsatz im Rahmen der [3][Regionalorganisation SADC] | |
(Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika) sollte ursprünglich drei | |
Monate ab Juli 2021 dauern, aber die Truppen sind immer noch da und nun | |
wird in Südafrika über die steigenden Kosten der Intervention diskutiert – | |
laut Präsident Cyril Ramaphosa fast eine Milliarde Rand (50 Millionen | |
Euro). | |
„Dies ist eine SADC-Initiative und sie sollte zahlen“, sagte Kobus Marais, | |
Verteidigungssprecher der oppositionellen DA (Democratic Alliance). „SADC | |
muss das entweder akzeptieren und die entsandten Truppen vernünftig | |
vorbereiten und unterstützen, oder es muss unsere Soldaten aus dem | |
Kriegsgebiet zurückziehen.“ | |
Insgesamt beteiligen sich über 20 Länder am Kampf gegen die Islamisten, | |
deren Krieg im Norden Mosambiks die geplante [4][Erschließung gigantischer | |
Gasvorkommen] vor der Küste behindert, wo sich einige der größten | |
Erdgasreserven der Welt befinden. Die meisten internationalen Partner | |
beschränken sich auf Ausbildung oder humanitäre Hilfe. | |
Sogar bitterarme Nachbarn wie Malawi und Simbabwe beteiligen sich und | |
schicken Lebensmittelhilfe nach Mosambik, obwohl sie selbst | |
Ernährungskrisen haben. | |
## Ruanda kam der SADC zuvor | |
Kontrovers ist die Intervention Ruandas, das im Juli 2021 mit 700 Soldaten | |
und 300 Polizisten im Norden Mosambiks der SADC-Stationierung zuvorkam – | |
ein Ergebnis persönlicher Absprachen zwischen [5][Mosambiks Präsident | |
Filipe Nyusi und seinem ruandischen Amtskollegen Paul Kagame]. | |
Im südlichen Afrika wurde dies als Alleingang Nyusis kritisiert, der die | |
SADC-Bemühungen konterkariere. Auch Mosambiks Opposition und | |
Menschenrechtsgruppen sehen den Einsatz Ruandas kritisch. | |
„Dies könnte zum Scheitern der Mission führen“, warnt der südafrikanische | |
Thinktank ISS (Institute for Security Studies). Mosambiks führende | |
Oppositionspartei Renamo (Mosambikanischer Nationaler Widerstand) sei in | |
den Kriegsgebieten stark, und wenn sie nicht hinter dem ausländischen | |
Einsatz stehe, könne dies zu Feindseligkeit der lokalen Bevölkerung gegen | |
die Ruander führen. Mosambiks Regierung habe versäumt, vor dem ruandischen | |
Einsatz das Parlament zu konsultieren und damit die Opposition einzubinden. | |
Mit Ruandas Hilfe hatte Mosambiks Armee im August die Gebiete um die Städte | |
[6][Pemba und Palma zurückerobert], deren Belagerung und zeitweise Einnahme | |
durch die Aufständischen im Frühjahr 2021 zum Rückzug des französischen Öl- | |
und Gasmultis Total geführt hatte. Auch die Hafenstadt Mocímboa da Praia | |
fiel wieder an die Regierung. | |
## Frieden und Sicherheit in Cabo Delgado | |
Nun bemüht sich Präsident Nyusi, Total zur Rückkehr nach Mosambik zu | |
bewegen. Dafür wird eine längere Präsenz der Ruander erwogen. | |
Vergangene Woche trafen sich die Generalstabschefs von Ruanda und Mosambik, | |
Bosco Kazura und Joaquim Mangrasse, in der ruandischen Hauptstadt Kigali | |
und unterzeichneten ein Abkommen über Militärpartnerschaft. Es ging um | |
„Ausbau der Zusammenarbeit beim Kapazitätsaufbau der mosambikanischen | |
Streitkräfte und der Verbesserung der Operationalität der gemeinsamen | |
Kampftruppen“, sagte Ruandas Armeesprecher Ronald Rwivanga. | |
All dies verärgert die SADC, der Mosambik angehört, Ruanda aber nicht. Die | |
SADC-Mission in Mosambik (SAMIM) werde nun auch länger bleiben, um Frieden | |
und Sicherheit in Cabo Delgado wiederherzustellen, sagte der amtierende | |
SADC-Präsident Lazarus Chakwera, Präsident von Malawi, auf einem | |
Gipfeltreffen am 12. Januar. | |
„Unser Zugang muss multidimensional sein“, sagte Chakwera. „Es geht nicht | |
nur um die Neutralisierung der Bedrohung, sondern auch um | |
Post-Konflikt-Wiederaufbau.“ | |
28 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
Arimando Domingos | |
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