| # taz.de -- Alltag und Sozialleben mit Corona: Lasst uns lieber draußen treffe… | |
| > Die Infektionsgefahr durch Corona lauert im Alltag – und das Sozialleben | |
| > erfordert immer neue persönliche Abwägungen. | |
| Bild: Straßenszene in Halle | |
| Mit wem und wo kann man sich überhaupt noch privat zusammentun, ein | |
| Sozialleben pflegen? Jetzt, wo das Robert-Koch-Institut [1][das eigene | |
| Umfeld und private Begegnungen zum hauptsächlichen Infektionstreiber für | |
| Covid-19] erklärt? | |
| Wer eine kleine Geburtstagsfeier plant, muss vorher scharf nachdenken, um | |
| nichts Unerlaubtes zu tun: Ab Samstag dürfen sich etwa in Berlin Leute laut | |
| der neuen [2][Infektionsschutzverordnung] nur noch aus zwei Haushalten oder | |
| aus einem Haushalt plus fünf weiteren Gästen, die auch unterschiedlichen | |
| Hausständen angehören dürfen, privat treffen. | |
| Mal nachrechnen: Eine Geburtstagsfeier mit neun FreundInnen, die aus sieben | |
| Haushalten stammen, wäre dann nicht mehr erlaubt. Kommen sieben Leute, | |
| wovon zwei in einem Haushalt leben, wäre aber alles korrekt. | |
| Wobei es wichtig ist, die jeweils geltenden regionalen | |
| Infektionsschutzverordnungen auf den Websites der Landesregierungen | |
| aufzurufen: In Bayern etwa dürfen in Gegenden mit hohen Infektionszahlen | |
| nur maximal fünf Leute oder Gäste aus zwei Hausständen privat | |
| zusammenkommen. Es sind schlechte Zeiten für Partys von SinglefreundInnen. | |
| Auch bei privaten Feiern gilt in der Regel das Abstandsgebot und die | |
| Maskenpflicht. Man darf sich also auch zu sechst nur mit Maske und 1,50 | |
| Meter Abstand in der Privatwohnung begegnen, wenn die Torte angeschnitten | |
| wird. Eine ausgelassene Feier sieht anders aus. | |
| Mit Verweis auf Infektionsschutzordnungen kann man sich aber nicht der | |
| Eigenverantwortung entledigen. Unmerklich schätzt man das Infektionsrisiko | |
| durch das sogenannte „private Umfeld“ ein. Und auch das Risiko, dass man | |
| selbst darstellen könnte, wenn man die diabeteskranke Freundin besucht. | |
| Verabredet man sich etwa mit vier FreundInnen im Lokal zum Speisen, | |
| selbstverständlich ohne Maske am Tisch, ist eigentlich alles legal. Aber K. | |
| arbeitet als Masseurin, mit Maske zwar, aber eben auch mit viel | |
| Körperkontakt, sie könnte ein Infektionsrisiko sein. Und F. singt in einer | |
| Band. | |
| Laut Infektionsschutz darf man zwar in zwei Meter Abstand wieder gemeinsam | |
| singen, aber alle halbe Stunde soll dann 15 Minuten ausgiebig gelüftet | |
| werden. Da hält sich die Musiktruppe von F. garantiert nicht dran. | |
| ## Eine Maske sicherer | |
| Wer sicher gehen will, verabredet sich dieser Tage mit mehreren Leuten | |
| lieber zu einem unverbindlichen Herbstspaziergang. Die Pommes rot-weiß gibt | |
| es dann am Stand, es lebe der Kaffee to go! Wer dennoch mit mehreren | |
| Bekannten enger zusammenkommen oder vielleicht sogar in einem Auto | |
| gemeinsam fahren will, kann auch eine Sicherheitsstufe höher gehen in der | |
| Maskenfrage. | |
| Die Bekannte G. hat sich über das Internet ein Fünfer-Pack mit FFP2-Masken | |
| bestellt, da ist noch nichts ausverkauft. Man erinnere sich: FFP2- oder | |
| FFP3-Masken, das sind die Dinger, hinter denen man zwar schwerer atmet, die | |
| aber dafür die Trägerin der Maske besser schützen vor den riskanten | |
| Aerosolen, die das private Umfeld versprüht. | |
| Zugegebenermaßen sind diese Masken hässlicher und unbequemer als die | |
| stylischen bunten Alltagsdinger, die man sich vor Mund und Nase hängt. | |
| Vielleicht kann man zwischen beiden Maskenarten abwechseln, je nach | |
| Bedrohungsgefühl. | |
| Denn das Risikomanagement ist auch eine Frage des Gefühls: Natürlich kann | |
| man auch mit mehreren Leuten ins Lokal gehen oder ins Kino unter Wahrung | |
| der Abstandsregeln. Nur tut man das vielleicht nicht mehr so oft wie sonst. | |
| ## Heiße Weihnachten | |
| Um Gefühle geht es erst recht bei der Planung der Weihnachtszeit. Was ist | |
| mit erwachsenen Kindern, die Angst haben, beim Weihnachtbesuch die betagten | |
| Eltern anzustecken? Schon allein der Gedanke an eine Fahrt im vollen ICE | |
| erfüllt einen mit Sorge. Manche erwachsenen Kinder mieten daher lieber ein | |
| Auto – Mitfahrgelegenheiten fallen aus genannten Gründen aus –, in dem sie | |
| die Eltern besuchen. | |
| Wer ganz vorsichtig ist, schaltet eine Art zweiwöchige Quarantäne davor, um | |
| sicher zu gehen, keine VirusverbreiterIn zu sein. Und wer beim Arzt die | |
| Möglichkeit hat, kann noch einen Test oder sogar einen Schnelltest vorher | |
| machen. Doch auch hier gibt es eine Verantwortung: Die Testkapazitäten auch | |
| bei den ÄrztInnen sind nach wie vor knapp. | |
| 22 Oct 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.tagesschau.de/inland/rki-konferenz-corona-101.html | |
| [2] https://www.berlin.de/corona/massnahmen/verordnung/ | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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