# taz.de -- Aktionstage für die Verkehrswende: Klimaprotest geht auf die Stra�… | |
> Autos und Straßen rücken immer mehr in den Fokus der Klimabewegung. Für | |
> das Wochenende sind bundesweit Blockaden und Demos geplant. | |
Bild: Protest gegen die Rodung des Dannenröder Waldes für den Ausbau der Auto… | |
HAMBURG taz | Gegen Straßen- und Autobauwut: In mindestens 50 Städten | |
wollen Klimaschützer*innen am Wochenende unter dem Motto | |
„Mobilitätswende jetzt“ protestieren. Ortsgruppen von verschiedenen | |
Umweltverbänden und Klimagerechtigkeitsbündnissen organisieren | |
Fahrraddemos, Straßenblockaden und Kundgebungen. | |
Die größte Aktion soll in Berlin stattfinden. Die Gruppen Ende Gelände und | |
Sand im Getriebe – beide vor allem für Blockaden von Kohletagebauen bekannt | |
– rufen dazu auf, [1][die Stadtautobahn A 100 zu blockieren]. In | |
Braunschweig, Wolfsburg und Lüneburg wollen Aktivist*innen gegen den | |
Ausbau der A 39 protestieren, in Osnabrück gegen die Verlängerung der A 33, | |
in Kiel gegen die A 21. | |
In Hamburg ruft die Ortsgruppe von Ende Gelände zur Anreise ins nördliche | |
Sachsen-Anhalt auf. Dort versuchen Besetzer*innen seit Wochen, den | |
Losser Forst gegen die A 14 zu schützen – gegen den massiven Widerstand | |
lautstarker, mutmaßlich sogar gewalttätiger Autofans. Im Mai hatte es einen | |
Brand in dem alten Bahnhof gegeben, den die Klimaschützer*innen als | |
Basislager nutzen – die Polizei geht von Brandstiftung aus. Zu dem | |
Zeitpunkt hielt sich zum Glück niemand in dem Gebäude auf. | |
Sind Autobahnen für die Klimaschützer*innen die neuen Kohlekraftwerke? | |
Zumindest stehen sie mittlerweile ganz oben auf der Agenda des Protests. | |
„Der Danni war ein Turning Point“, sagt Dominique Just, | |
Mobilitätsreferentin der Umweltorganisation Robin Wood. | |
## Politisches Ziel: Bundesverkehrswegeplan kippen | |
Sie meint die Besetzung des Dannenröder Forsts im vergangenen Jahr, die | |
dessen Teilabholzung für die A 49 verhindern sollte, in dieser Hinsicht | |
allerdings erfolglos war. „Aber die Vernetzung vor Ort und das öffentliche | |
Interesse haben stark dazu beigetragen, Autoinfrastruktur in den Fokus der | |
Klimaproteste zu rücken“, sagt Just. | |
Das nächste Ziel müsse sein, den Bundesverkehrswegeplan zu kippen. Das | |
zentrale Instrument der Verkehrsinfrastrukturplanung auf Bundesebene sieht | |
den Ausbau von weiteren Hunderten Kilometern Autostrecke vor. | |
Das Bündnis Wald statt Asphalt, das maßgeblich hinter den Protesten um den | |
Danni stand, hält auch beim kommenden Aktionswochenende die Fäden zusammen. | |
Dass sie sich mit dem Auto einen sehr mächtigen Gegner gesucht haben, | |
wissen die Aktivist*innen. „Schließlich hat niemand ein Kohlekraftwerk in | |
der Garage stehen, viele aber ein Auto“, sagt Martin Bauhof vom | |
Vorbereitungsteam. | |
Außerdem sei die Autolobby in Deutschland noch mächtiger als die | |
Kohlelobby, so der Aktivist. Das Aktionswochenende soll die Breite des | |
Aktivismus für die Mobilitätswende sichtbar machen – von Bürgerinitiativen | |
im ländlichen Raum über städtische Bündnisse bis zu Verfechter*innen | |
zivilen Ungehorsams. | |
In der vergangenen Woche gab es schon mehrere Anti-Auto-Aktionen. Etwa 20 | |
Greenpeace-Aktivist*innen klauten am Mittwoch die Schlüssel von rund 1.000 | |
VW-Neuwagen. Die warteten auf dem Verladehafen Emden darauf, zu | |
Exportgütern zu werden – vorerst vergeblich. Anschließend brachten die | |
Klimaschützer*innen die Schlüssel in Säcken auf den nördlichen | |
Schneeferner, einen durch die Klimakatastrophe bedrohten Gletscher der | |
Zugspitze. | |
Als „Notwehr“ bezeichnete die Greenpeace-Sprecherin Marion Tiemann die | |
Aktion. Vor dem Hintergrund der Klimakrise weiter Verbrenner zu bauen, sei | |
so kaltblütig, dass sie nicht einfach zuschauen könnten. Die Polizei | |
ermittelt wegen Hausfriedensbruchs und besonders schweren Diebstahls. | |
Manche Aktivist*innen richten sich nicht in erster Linie gegen die | |
Verbrennerproduktion. In der Nacht zum vergangenen Mittwoch hatten | |
Unbekannte sechs Hochspannungskabel der im Aufbau befindlichen | |
Tesla-Gigafabrik im brandenburgischen Grünheide [2][in Brand gesetzt]. Aus | |
ihrer Sicht ist auch der Elektroautobauer weder ökologisch noch sozial, | |
[3][schrieben sie auf der Plattform Indymedia]. | |
1 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Anti-Autobahn-Aktionstag/!5770994 | |
[2] /Kabelbrand-nahe-Tesla-Werk/!5775237 | |
[3] https://de.indymedia.org/node/149209 | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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