# taz.de -- Abschussquoten bei Jagd: Neues Jagdgesetz für Waldschutz | |
> Forstbesitzer und Jagdpächter sollen entscheiden, wie viel Wild man | |
> schießen darf. Jäger finden das nicht schlecht, Umweltschützer schon. | |
Bild: Jagdpächter und Waldbesitzer sollen künftig selbst entscheiden, wie vie… | |
BERLIN taz | Den Wald vor Rehen und Hirschen schützen: das will die | |
Bundesregierung mit ihrem neuen Jagdgesetz. Am Mittwoch hat das Kabinett | |
den Gesetzentwurf der zuständigen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner | |
(CDU) verabschiedet. Seit 40 Jahren hatte sich keine Regierung mehr | |
getraut, das Bundesjagdgesetz zu reformieren, nun macht der Zustand des | |
Waldes die Novelle notwendig. „Unser Wald ist im Dauerstress“, sagte | |
Klöckner in Berlin, „wir müssen rund 285.000 Hektar Waldflächen wieder | |
aufforsten.“ Zugleich zeigten sich an 33 Prozent der jungen Bäume in | |
Deutschland Verbissschäden. Damit die Waldverjüngung gelinge, [1][müsse der | |
Wildbestand angepasst werden]. | |
Dafür will Klöckner die Verfahren ändern, mit denen die Zahl der | |
abzuschießenden Tiere festgelegt wird. Bisher erstellen Behörden die | |
Abschussquoten; künftig sollen Waldeigentümer und Jagdpächter Korridore mit | |
Ober- und Untergrenzen festlegen. „Die Akteure vor Ort sollen mehr | |
Eigenverantwortung übernehmen“, sagt Klöckner. Dort könne am besten | |
beurteilt werden, wie viel Wild ein Waldgebiet jeweils vertrage. Nur wenn | |
sich Jagdpächter und Waldbesitzer nicht einigen, sollen die Behörden | |
eingreifen und festlegen, wie viele Tiere geschossen werden sollen. | |
Torsten Reinwald, Pressesprecher des Deutschen Jagdverbands, hält den | |
Vorschlag für vernünftig und begrüßt, dass nicht nur Mindestabschussquoten, | |
sondern auch Obergrenzen festgelegt werden müssen. „Waldumbau mit dem | |
Gewehr geht nicht“, sagt Reinwald. Beinahe ein Drittel der Forste müsse von | |
Nadelholzmonokulturen in Laubmischwälder umgebaut werden, [2][die verfehlte | |
Forstpolitik und -praxis der vergangenen Jahrzehnte] dürften nicht auf dem | |
Rücken der Tiere korrigiert werden. „Die Forstseite erhält von der | |
öffentlichen Hand eine Milliarde Euro für den Forstumbau“, so Reinwald. | |
„Das darf sie nicht nur für junge Bäume ausgeben, sondern sie muss auch in | |
deren Pflege investieren.“ So müsse etwa der Stellenabbau in den | |
Forstbehörden beendet werden und es brauche Offensiven, mehr Menschen | |
auszubilden und einzustellen. | |
Nicola Uhe, Wald-Expertin der Naturschutzorganisation BUND, geht Klöckners | |
Entwurf nicht weit genug: Er sei enttäuschend und bringe keine | |
Verbesserungen für die Waldverjüngung und den Waldumbau in mehr Laubwälder, | |
kritisiert sie. „Wir können es uns im Angesicht der Klimakrise nicht | |
leisten, die natürliche Verjüngung der Wälder weiter durch zu hohe Reh- und | |
Rotwildbestände zu blockieren“. Dies sei ein Wettlauf mit der Zeit. | |
4 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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