# taz.de -- 50. Tag der Proteste in Venezuela: Massendemos und Tränengas | |
> Hundertausende gehen auf die Straßen. In Caracas kommt es zu schweren | |
> Ausschreitungen. Das Militär nimmt eine Stadt bis auf Weiteres unter | |
> Kontrolle. | |
Bild: Szene aus Caracas vom 20. Mai 2017 | |
Caracas dpa | Rund 50 Tage nach Beginn der Massenproteste gegen Venezuelas | |
sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro sind im ganzen Land erneut | |
Hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen. In der Hauptstadt | |
Caracas kam es beim „Marsch der Millionen“ aber zu schweren | |
Ausschreitungen, die Polizei setzte massiv Tränengas ein. Es war eine der | |
größten Kundgebungen bisher, ein Menschenmeer zog durch Caracas. In allen | |
23 Bundesstaaten kam es zu Großkundgebungen. | |
Bisher starben bei Protesten und Plünderungen 48 Menschen, es kam zu über | |
2000 Festnahmen. Die Opposition wirft Maduro vor, das von einer | |
dramatischen Versorgungskrise erschütterte Land mit den größten Ölreserven | |
in eine Diktatur zu verwandeln und fordert Neuwahlen. | |
Auch in der von deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Colonia Tovar kam | |
es zu heftigen Ausschreitungen. Der Ort mit seinen rund 20 000 Einwohnern | |
wurde bis auf weiteres unter Militärkontrolle gestellt. Bei Protesten gegen | |
Maduro war dort zuvor der Sitz der Nationalparkbehörde angegriffen worden, | |
Autos wurden angezündet. | |
Zunächst wurde mit Straßenblockaden versucht, ein Einmarschieren des | |
Militärs zu verhindern. Die Nationalgarde soll ein 13-jähriges Mädchen | |
angefahren haben, das verletzt wurde, hieß es. Bilder zeigten | |
Tränengaswolken vor dem malerischen Stadttor – Colonia Tovar erinnert mit | |
Fachwerkhäusern und Einkehrmöglichkeiten wie dem Café „Muhstall“ an den | |
Schwarzwald. Der Ort liegt eine Stunde von Caracas entfernt. | |
## Militär mit Lastwagen angerückt | |
„Das ist eine sehr angespannte Situation“, sagte eine Mitarbeiterin des | |
Hotels „Bergland“ der Deutschen Presse-Agentur. Das Militär sei mit vielen | |
Lastwagen angerückt und kontrolliere die Ortseingänge. Die Hotels seien | |
wegen der gefährlichen Lage derzeit geschlossen. | |
Der Ort ist besonders bei Tagestouristen beliebt. Deutsche Wurst und Brot | |
sind der Renner, aber die dramatische Versorgungskrise geht auch an Colonia | |
Tovar nicht spurlos vorbei, es kommen weit weniger Gäste als früher. | |
Gegründet wurde die Siedlung von 392 Badensern, die 1842 aus dem | |
Kaiserstuhl mit dem Schiff nach Südamerika kamen. Bis heute haben sich die | |
alemannische Kultur und der Dialekt der Heimat erhalten. | |
Die Kolonisten waren von Venezuela angeworben worden, der spätere Präsident | |
Manuel Felipe de Tovar schenkte ihnen das Land, auf dem sie Obst und Gemüse | |
anbauten. Erst durch den Bau einer Straße wurde Colonia 1964 richtig an die | |
Außenwelt angeschlossen, der Tourismus wurden dadurch zur | |
Haupteinnahmequelle in der deutschen Kolonie. | |
[1][Lesen Sie hier den Beitrag eines venezolanischen Gastautoren zur Gefahr | |
eines Bürgerkriegs in dem Land] | |
21 May 2017 | |
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