# taz.de -- Menschenrechtsverletzungen in Usbekistan: Karimow lässt weiter fol… | |
> Laut Human Rights Watch hat sich die Menschenrechtslage trotz | |
> Rechtsreformen weiter verschlechtert. Die Situation in Usbekistan sei mit | |
> Syrien vergleichbar. | |
Bild: Lässt Gefangene systematisch foltern: der usbekische Präsident Islam Ka… | |
BERLIN taz | Trotz der Einführung des "Habeas Corpus" hat sich die | |
Menschenrechtslage in Usbekistan verschlechtert. Zu diesem Schluss kommt | |
der am Mittwoch in Berlin vorgestellte Bericht "Es gibt keine Zeugen mehr", | |
von Human Rights Watch. Der Habeas Corpus ist eine der wichtigsten | |
usbekischen Rechtsreformen der letzen Jahre, die die richterliche Anordnung | |
vor einer Verhaftung zwingend macht. | |
"Usbekistan ist vergleichbar mit Syrien und Sudan", sagte der | |
Europadirektor der Menschenrechtsorganisation Hugh Williamson bei der | |
Vorstellung der Studie, die auf der Grundlage von über 100 Interviews Fälle | |
von Folter und Vergewaltigungen der usbekischen Sicherheitsbehörden | |
auflistet. | |
Bis zur Vorstellung des HRW-Berichts hatte das Auswärtige Amt (AA) die | |
Einführung des Habeas Corpus als Fortschritt des Menschenrechtsdialogs mit | |
Usbekistan bezeichnet. Bei einer erneuten Anfrage der taz wiederholte die | |
Sprecherin des AA diese Einschätzung nicht mehr. | |
Das usbekische Regime bleibt Partner des Westen. Die deutsche Bundeswehr | |
nutzt für den Afghanistankrieg den Flughafen in Termes und die Nato das | |
usbekische Schienennetz. Nach dem Massaker von Andischan am 13. Mai 2005, | |
als der usbekische Präsident Islam Karimow einen Volksaufstand | |
niederschlagen ließ und hunderte Menschen starben, belegte die EU das Land | |
mit einem Waffenembargo und verhängte gegen hochrangige Beamte | |
Einreiseverbote. Mithilfe der 2007 unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft | |
beschlossenen Zentralasienstrategie und dem darin eingebetteten | |
Menschenrechtsdialog reparierte Deutschland die Beziehungen zu Usbekistan. | |
Taschkent schaffte die Todesstrafe ab, führte 2008 Rechtsreformen ein, | |
zerstörte jedoch die Zivilgesellschaft. | |
Für HRW sind diese Reformen lediglich ein "PR-Trick" des usbekischen | |
Regimes, doch die EU feierte diese als Erfolg und begründete damit 2009 die | |
Abschaffung der Sanktionen. | |
Schon vor dem Massaker von Andischan hatte das Land ein | |
Menschenrechtsproblem. Als 2002 zwei Häftlinge in einem usbekischen | |
Gefängnis zu Tode gebrüht wurden, stellte der damalige | |
UN-Menschenrechtsberichterstatter Theo von Boven fest, dass Folter in | |
Usbekistan "systematisch" angewendet werde. Daran hat sich bis heute nichts | |
geändert. | |
13 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
Marcus Bensmann | |
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