| # taz.de -- Autoindustrie besonders betroffen: Zölle zähmen deutsche US-Expor… | |
| > Es ist nicht lange her, dass Ausfuhren in die USA der deutschen | |
| > Wirtschaft Wachstum versprachen. Trumps eigenwillige Zollpolitik hat das | |
| > geändert. | |
| Bild: In Sorge wegen Trumps Zollpolitik: Exporthafen für Neuwagen in Emden | |
| Die deutschen Autobauer hatten in diesem Jahr stark mit den US-Zöllen zu | |
| kämpfen. Doch auch anderen Industriezweigen hat die Zollpolitik des | |
| rechtsextremen US-Präsidenten Donald Trump einen Dämpfer verpasst. Das ist | |
| das Ergebnis [1][einer Studie], die das arbeitgebernahe Institut der | |
| deutschen Wirtschaft Köln (IW) am Montag veröffentlicht hat. Die Studie | |
| basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes und des IW selbst. | |
| Demnach haben die deutschen Autohersteller und Zulieferer in den ersten | |
| drei Quartalen dieses Jahres 14 Prozent weniger Kraftwagen und Autoteile in | |
| die USA exportiert als 2024 im gleichen Zeitraum. Für deutsche | |
| Maschinenbauer lief es kaum besser, dort gingen die Exporte um 9,5 Prozent | |
| zurück. | |
| Der Grund, laut IW: Trump hatte Einfuhren von Autos und leichten | |
| Nutzfahrzeugen in die USA Anfang April dieses Jahres mit einem hohen | |
| Zusatzzoll von 25 Prozent belegt, ab Mai galt der auch für Kfz-Teile. Durch | |
| den Handelsdeal, den die [2][Europäische Union im Sommer mit der | |
| US-Regierung schloss], konnten die Zölle auf Autoimporte rückwirkend ab 1. | |
| August auf 15 Prozent gesenkt werden. | |
| Seit Herbst nun ist der niedrigere Zollsatz in Kraft – doch auch der liegt | |
| noch deutlich über den 2,5 Prozent, die vor Trumps Erhöhungen für | |
| importierte Pkw fällig wurden. „Auch die deutschen Maschinenausfuhren in | |
| die USA unterliegen teils einem deutlich höheren Zollsatz von 50 Prozent“, | |
| erklärt Samina Sultan, Autorin der IW-Studie. Der greife für Stahl, | |
| Aluminium und daraus gefertigte Produkte. | |
| ## Fast 8 Prozent weniger US-Exporte | |
| Aus der IW-Studie geht hervor, dass die deutschen US-Exporte von Januar bis | |
| September 2025 im Durchschnitt aller Branchen um 7,8 Prozent gesunken sind. | |
| Der Mittelwert für den jeweils gleichen Zeitraum in den Jahren 2016 bis | |
| 2024 lag im Branchendurchschnitt noch bei knapp 5 Prozent Exportwachstum. | |
| „Natürlich leidet die Autoindustrie enorm unter den US-Zöllen, allerdings | |
| hat sie in der Vergangenheit auch stark von dem niedrigen Satz von 2,5% | |
| profitiert“, meint Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automotive | |
| Management an der Fachhochschule des Mittelstands Köln. „Zudem exportieren | |
| die deutschen Autohersteller auch zahlreiche Autos aus amerikanischen | |
| Werken in die EU und profitieren dabei von der hiesigen Zollsenkung.“ | |
| Deutsche Hersteller seien gegen Zölle „nicht immun“, aber Schwope ist | |
| überzeugt: „Die strategische Integration von Produktion und Lieferketten in | |
| den USA mildert die Auswirkungen. Die Hersteller werden ihre | |
| Produktionspläne für die USA und andere Regionen neu organisieren müssen, | |
| um ihre Gewinne zu optimieren.“ Langfristig müssten sich die Autobauer neue | |
| Absatzmärkte in Südostasien und Afrika suchen, um auch wegen der wachsenden | |
| Konkurrenz aus China neues Marktpotenzial zu erschließen. | |
| Dennoch: Die Entwicklung in diesem Jahr sei ein „schmerzhafter“ Einbruch, | |
| sagt IW-Forscherin Sultan. „Die US-Importzölle dürften vorerst nicht auf | |
| das vorherige Niveau sinken“, schätzt sie. Deshalb deute die Entwicklung | |
| auf das „neue Normal“ bei deutschen Ausfuhren in die USA hin. | |
| ## IW fordert Mercosur-Abschluss | |
| Die EU müsse jetzt zusätzliche Zölle verhindern, fordert Sultan, [3][zum | |
| Beispiel auf Arzneimittel]. „Zudem muss verstärkt in den Ausbau | |
| alternativer Exportmärkte investiert werden“, findet auch die | |
| Studienautorin. Und: Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den | |
| lateinamerikanischen Mercosur-Staaten, unter anderem Argentinien und | |
| Brasilien, müsse „bis Ende des Jahres dringend endgültig beschlossen | |
| werden“. | |
| Erst vor wenigen Tagen hatte die EU die Unterzeichnung des umstrittenen | |
| Mercosur-Deals auf Januar verschoben, was in den Reihen konservativer | |
| Wirtschaftsverbände für Unmut sorgte. Hildegard Müller, Präsidentin des | |
| Verbands der Automobilindustrie, sagte etwa: „Die Automobilindustrie in der | |
| EU ist heute stärker denn je auf eine Verbesserung des Marktzugangs in | |
| Drittländern angewiesen“, die Verschiebung sei eine schlechte Nachricht. | |
| Der Umweltverband Greenpeace hingegen spricht sich gegen das | |
| Mercosur-Abkommen aus; Standards für Umwelt, Klima und Tierwohl kämen zu | |
| kurz. | |
| ## Krise der Autoindustrie | |
| Die deutschen Autokonzerne kriseln derweil nicht nur wegen schwächelnder | |
| US-Exporte – sondern auch, weil sie bei der Umstellung auf | |
| klimafreundlichere Elektrofahrzeuge international noch immer Aufholbedarf | |
| haben, vor allem im Vergleich zur besagten chinesischen Konkurrenz. | |
| Umso gefährlicher, dass die Europäische Kommission noch nach 2035 den | |
| Verkauf neuer Verbrenner erlauben will, findet der Klimaverband Transport & | |
| Environment (T&E). Laut T&E drohen in Europa bis 2035 bis zu 25 Prozent | |
| weniger E-Autos verkauft zu werden, wenn der Plan der Kommission umgesetzt | |
| wird. Ab 2030 aber würden E-Autos den Weltmarkt dominieren – also werde der | |
| Vorstoß der Kommission „[4][europäische Autohersteller am Weltmarkt weiter | |
| zurückwerfen]“, erklärt T&E. | |
| Hinweis: Dieser Artikel wurde am 23. Dezember 2025 um 12:24 Uhr | |
| aktualisiert, die Einschätzungen Frank Schwopes wurden ergänzt. | |
| 22 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.iwkoeln.de/studien/samina-sultan-wie-stark-leiden-die-deutschen… | |
| [2] /Handelsdeal-mit-USA/!6105324 | |
| [3] /Trumps-Handelspolitik/!6116068 | |
| [4] https://www.transportenvironment.org/te-deutschland/articles/eu-macht-kehrt… | |
| ## AUTOREN | |
| Nanja Boenisch | |
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