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# taz.de -- Konferenz über Rechtsruck: Auf der Suche nach einem progressiven K…
> Doch lieber woke: Auf der Konferenz „Under Pressure“ der Berliner
> Friedrich-Ebert-Stiftung überlegte man, wie ein rechter Kulturkampf zu
> kontern sei.
Bild: Ein „All fascist bound to loose“ wie Woodie Guthrie sang, braucht es …
Es ist noch nicht lange her, dass in Deutschland der linke Kulturkampf
abgeblasen wurde. „Wir machen Schluss mit dem woken Kram“ drohte die
CDU-Bildungspolitikerin Karin Prien dieses Frühjahr im besten Trump-Ton auf
der Plattform X der auf Identitätspolitik fixierten Linken. Der
Kulturjournalist Jens Balzer hatte diese schon ein Jahr zuvor mit
[1][seinem Buch „After Woke“ verabschiedet], denn linker Identitätspolitik
liege ihm zufolge ein Antisemitismus inne.
Der Glaube mit einer Rückkehr zu den Bread-and-Butter-Themen diejenigen
zurückgewinnen zu können, die mit dem Konzept kultureller Befindlichkeiten
fremdeln, könnte sich freilich als gefährlicher Irrtum erweisen. Denn die
Kultur, das machte zu Wochenbeginn in Berlin ein Kongress der SPD-nahen
Friedrich-Ebert-Stiftung deutlich, ist kein Nebenkriegsschauplatz der
Gegenrevolution von rechts, die derzeit die Welt erschüttert, sondern ihr
Schlüsselelement.
Im Kern der unter dem Titel „Under Pressure!“ diskutierten Fallbeispiele
der von den europäischen Rechtspopulisten bedrohten Kultur rangieren
nämlich die nationale Identität oder das nationale Erbe – weit vor der
Eindämmung der Inflation.
## Heimatmuseum und Heldengral
Wenn Freie Wähler in Ostdeutschland lokale Museen in Heimatmuseen
umbenennen wollen, wenn das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk zum
polnischen Heldengral umfunktioniert werden soll oder Donald Trump per
Exekutivorder den [2][„classical“ Architekturstil für US-Bundesbauten
obligatorisch] macht, versprühen die europäische und die imperiale Provinz
dasselbe Gift, dessen Verwendung sie der Linken vorwerfen: das des
„exklusiven Identitarismus“. So formulierte es die Sozialanthropologin
Sharon Macdonald von der Berliner Humboldt-Universität.
Gegen derlei Politiken kann sich der Kulturbetrieb mit moralischer
Standfestigkeit wehren, mit Solidar-Netzwerken und ausgeklügelten
Dialogstrategien vor Ort. Beizukommen ist der rechten Offensive aber nur
mit einem progressiven Begriff von Kultur. Und da ist, das sah der
[3][SPD-Kulturpolitiker Helge Lindh] realistisch, der „demokratische Bogen“
schlecht gerüstet.
Es dürfte auch nicht reichen, sich darauf zu verlassen, dass es in
Deutschland nach einer Machtübernahme der AfD so kommt wie in Viktor Orbáns
Labor der „illiberalen Demokratie“. Nach Ansicht des
Autoritarismus-Forschers Bálint Mikola von der [4][Central European
University][5][, die inzwischen von Protofaschist Orbán aus Budapest
vertrieben wurde], ist Orbáns Projekt einer konservativen Nationalkultur
gescheitert. Trotz massiven Mitteleinsatzes habe sie nie die Qualität der
von ihr angefeindeten „Eliten“-Kultur erreicht.
Doch wenn „Symbole und kollektive Rituale zur Bildung neuer
Gemeinschaften“, auf die Mikola seine Hoffnung setzt, wenn Kamala Harris’
und [6][Zohran Mamdanis „politics of joy“] oder die derzeit beschworenen
„alternativen Narrative“ einen Weg aus der Autoritarismus-Falle weisen
könnten, bedürfte es dafür nicht auch einer linken Identitätspolitik und
damit der eines voreilig für obsolet erklärten Kampfes?
16 Dec 2025
## LINKS
[1] /Essay-After-Woke-von-Jens-Balzer/!6024885
[2] /Trumps-umstrittenes-Architektur-Dekret/!6071014
[3] /SPD-Mann-fordert-Untersuchungsausschuss/!6105838
[4] /Ungarn-als-Vorbild-der-US-Regierung/!6088384
[5] /Ungarn-als-Vorbild-der-US-Regierung/!6088384
[6] /Veraenderter-Fuehrungsstil-Heute-ist-eine-andere-politische-Heldenfigur-ge…
## AUTOREN
Ingo Arend
## TAGS
Rechtsruck
Autoritarismus
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Schwerpunkt USA unter Trump
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