| # taz.de -- Gericht zu Richterinnen mit Kopftuch: Eine Muslima kann neutral sein | |
| > Eine Muslima mit Kopftuch will Richterin werden, darf es aber nicht, weil | |
| > das Verwaltungsgericht einen Neutralitätskonflikt fürchtet. Das ist | |
| > absurd. | |
| Bild: Das äußere Erscheinungsbild der Muslima mit Kopftuch wird oft als probl… | |
| Musliminnen mit Kopftuch werden in Deutschland nach wie vor diskriminiert. | |
| Jetzt trifft es eine Rechtsanwältin, die einen Wechsel in die Justiz | |
| angestrebt hatte. Das [1][Verwaltungsgericht Darmstadt entschied aber, dass | |
| eine Muslima nicht Richterin werden kann], wenn sie ihr Kopftuch während | |
| des Kontakts mit Verfahrensbeteiligten nicht ablegt. Das zeigt erneut die | |
| tiefe Kluft zwischen deutschem Anspruch auf Religionsfreiheit und Realität. | |
| Als Muslima mit Kopftuch bin ich es gewohnt, dass mein äußeres | |
| Erscheinungsbild oft als problematisch betrachtet wird – insbesondere bei | |
| beruflichen Chancen. Was hier auf dem Spiel steht, ist nicht nur die | |
| persönliche Freiheit einer Frau, sondern das [2][grundlegende Verständnis | |
| zu Neutralität] in unserem Land. Hier wird „Neutralität“ immer noch mit d… | |
| Abwesenheit von Glaubenszeichen verwechselt, als ob Glaube und | |
| Rechtsstaatlichkeit sich ausschließen würden. Doch das Gegenteil ist der | |
| Fall: Eine Richterin bleibt unparteiisch, indem sie nach den Gesetzen des | |
| Staates urteilt, nicht, indem sie ihre Identität und ihren Glauben | |
| verbirgt. Der Eid, den Richterinnen und Richter nach §38 des | |
| Gerichtsverfassungsgesetzes ablegen, verpflichtet sie, nach Gesetz und ohne | |
| Ansehen der Person zu urteilen. | |
| Die Vorstellung, dass eine Frau mit Kopftuch nicht gerecht urteilen kann, | |
| ist so absurd wie ein verheerendes Signal für alle, die in diesem Land | |
| [3][nach Gleichberechtigung streben.] Andere Länder sind längst weiter: In | |
| Großbritannien wurde Raffia Arshad als erste muslimische Richterin mit | |
| Hijab sogar ausdrücklich als Zeichen für Diversität begrüßt. In den USA | |
| sitzt Nadia Kahf in New Jersey am Superior Court, ebenfalls mit Kopftuch. | |
| Dort gilt religiöse Sichtbarkeit nicht als Risiko, sondern als Bestandteil | |
| einer pluralen Gesellschaft. | |
| Die Fähigkeit zur gerechten Rechtsprechung sollte nicht am äußeren | |
| Erscheinungsbild gemessen werden. Es ist an der Zeit, dass Deutschland sich | |
| von der Vorstellung löst, religiöse Symbole seien eine Bedrohung für die | |
| Neutralität des Staates. Vielmehr müssen wir lernen, die Vielfalt in den | |
| Institutionen als Stärke zu begreifen. | |
| 9 Dec 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/1k279224da-vg-darmstadt-bestaetigt-v… | |
| [2] https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/1k279224da-vg-darmstadt-bestaetigt-v… | |
| [3] /Antimuslimischer-Rassismus/!6106296 | |
| ## AUTOREN | |
| Maiyra Chaudhry | |
| ## TAGS | |
| Gericht | |
| Darmstadt | |
| Religionsfreiheit | |
| Muslima | |
| Reden wir darüber | |
| Social-Auswahl | |
| Schwerpunkt Femizide | |
| Kopftuch | |
| Neutralitätsgesetz | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| „Ehrenmord“-Prozess in Bremen: „Der Getöteten ein Gesicht geben“ | |
| Vor dem Landgericht Bremen wird der Mord eines Bruders an seiner Schwester | |
| verhandelt. Der Angeklagte will „aus Ehre“ gehandelt haben. | |
| Kopftuch für Lehrerinnen: Ende eines Kulturkampfs | |
| Als letztes Bundesland muss Berlin Lehrerinnen mit Kopftuch zulassen. Dass | |
| Gerichte das wiederholt einfordern mussten, ist peinlich für die Politik. | |
| Berlins Kopftuchverbot an Schulen: Gesetzentwurf soll kommen | |
| Berlin will das Neutralitätsgesetz überarbeiten und Lehrern religiöse | |
| Kleidung und Symbole an Schulen erlauben, so Justizsenator Behrendt | |
| (Grüne). |