| # taz.de -- Regierungskrise in Brandenburg: BSW stimmt mehrheitlich mit AfD | |
| > Als letztes Bundesland gibt auch Brandenburg der Rundfunkreform seinen | |
| > Segen. Im Landtag zeigen sich die tiefen Gräben in der SPD-BSW-Koalition. | |
| Bild: Finanzminister und Vize-Ministerpräsident Robert Crumbach (BSW) am Diens… | |
| Es ist 15.42 Uhr im brandenburgischen Landtag, als der eine | |
| Koalitionspartner gegen den anderen stimmt, und zwar mehrheitlich. Was | |
| eigentlich nicht möglich sein soll, schließlich gibt [1][der | |
| Koalitionsvertrag von SPD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)] explizit | |
| vor, „gemeinsam aufzutreten und nicht mit wechselnden Mehrheiten | |
| abzustimmen“. Um 15.43 Uhr aber – und auch bis Redaktionsschluss – steht | |
| die so kriselnde Koalition immer noch. Und wie im Landesparlament in | |
| Potsdam schon vorher zu hören gewesen ist, soll sich das trotz allen | |
| Streits innerhalb des BSW nicht ändern. | |
| Das liegt vor allem daran, dass die SPD die beiden Rundfunkstaatsverträge, | |
| um die es nominell geht als Punkt 7 der Landtagssitzung, trotzdem gegen die | |
| Stimmen von AfD und BSW durchbringen kann. Das klappt dank der Stimmen der | |
| oppositionellen CDU, der Nichtbeteiligung von drei BSW-Fraktionsmitgliedern | |
| – und der Ja-Stimme von Finanzminister Robert Crumbach, der zugleich | |
| BSW-Abgeordneter ist. | |
| Für die SPD gilt offenbar, was ihr Landeschef und Ministerpräsident Dietmar | |
| Woidke Journalisten schon vor Beginn der Landtagssitzung sagte: „Am Ende | |
| geht es um die Zustimmung des Landtags in Summe.“ Was in jenem Moment an | |
| die Worte von Helmut Kohl erinnert, dass entscheidend sei, was hinten raus | |
| komme. Wobei das eben der besagte Koalitionsvertrag anders sieht. Immerhin | |
| hat die SPD bereits deutlich gemacht, dass dieser Vorfall sich nicht | |
| wiederholen soll. | |
| Die Krise in der Landeshauptstadt Potsdam ist ohnehin weniger eine in der | |
| Koalition als im BSW. Dort hatte sich zuletzt [2][mit der | |
| Rückzugsankündigung von Parteigründerin Sahra Wagenknecht] eine neue | |
| Dynamik entwickelt, die sich offenbar auch in mehr Sichtbarkeit innerhalb | |
| der Brandenburger Koalition ausdrücken sollte. Denn zuvor, so beschrieb es | |
| CDU-Fraktionschef Jan Redmann in der Debatte vor der Abstimmung, sei beim | |
| BSW in Sachen der nun beanstandeten Rundfunkstaatsverträge „Funkstille“ | |
| gewesen. Im sich aufbauenden innerparteilichen Zwist verließen in der | |
| vergangenen Woche vier Brandenburger Abgeordnete das BSW, nicht aber die | |
| Fraktion. | |
| ## Skepsis gegenüber zu kleinen Reformschritten | |
| Aus Sicht von CDUler Redmann ist die ablehnende Haltung der | |
| BSW-Fraktionsmehrheit bloß Mittel zum Zweck und dreht nur eine verbreitete | |
| Skepsis gegenüber zu kleinen Reformschritten weiter, die es auch bei der | |
| SPD gibt. Selbst die zuständige Ministerin Kathrin Schneider (SPD) räumte | |
| in der Landtagsdebatte ein: „Ja, wir haben uns auch mehr vorgestellt an der | |
| einen oder anderen Stelle.“ Aber es hätten sich eben 16 Bundesländer | |
| einigen müssen. | |
| Nachdem am Dienstag Niedersachen zustimmte, war das brandenburgische | |
| Parlament das letzte, das sich noch entscheiden musste. Ohne ein Ja auch | |
| aus Potsdam hätten neue jahrelange Vertragsverhandlungen beginnen müssen. | |
| „Nicht Zustimmen bedeutet Stillstand“, sagte Ministerin Schneider. | |
| Von Brandenburgs BSW-Chefin Friederike Benda war am Mittwoch schon | |
| frühmorgens zu hören, die Zukunft der Koalition mit der SPD habe nie zur | |
| Debatte gestanden. Dabei nimmt sie offenbar an, dass an Finanzminister | |
| Crumbach dauerhaft abperlen wird, dass [3][sein stellvertretender | |
| Fraktionsvorsitzender] noch am Vortag über ihn sagte: „Ich halte Herrn | |
| Crumbach weiterhin für einen guten Finanzminister, aber für ein völlig | |
| ungeeignetes Fraktionsmitglied.“ Benda erklärte, sie teile diese Aussagen | |
| nicht. | |
| Keine praktische Bedeutung für die Mehrheitsverhältnisse im Brandenburger | |
| Landtag hat die Aussage von BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht, die Brandmauer | |
| zur AfD sei gescheitert. Selbst eine intakte und geschlossen abstimmende | |
| BSW-Fraktion könnte mit der AfD zusammen keine Koalition bilden: Beide | |
| zusammen kämen nur auf 44 und damit die Hälfte der 88 Sitze im | |
| Landesparlament. | |
| Nähe zur AfD ist allerdings offenbar teilweise vorhanden. Eine der | |
| Abgeordneten, die das BSW, aber nicht die Fraktion verlassen haben, wurde | |
| mit der Einschätzung zitiert, mindestens sechs ihrer Fraktionskollegen | |
| würden lieber mit der AfD koalieren als mit der SPD. | |
| 19 Nov 2025 | |
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| [2] /Wie-geht-es-weiter-beim-BSW-nach-dem-Ruecktritt-von-Sahra-Wagenknecht/!612… | |
| [3] /Regierungskrise-in-Brandenburg/!6130714 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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