| # taz.de -- Neuer Streit zwischen China und Japan: Pekings „Wolfskrieger“ n… | |
| > Japans neue rechte Premierministerin Sanae Takaichi bricht ein Tabu in | |
| > der Taiwan-Frage und erweist sich erneut als Stachel im Fleisch Chinas. | |
| Bild: Steinerne Mienen schon vor Takaichis jüngsten Worten: Japans Regierungsc… | |
| Chinas sogenannte [1]["Wolfskrieger"-Diplomaten], die Anfang des Jahrzehnts | |
| jede Kritik an China öffentlich sehr aggressiv abschmetterten, waren | |
| eigentlich [2][verschwunden]. Aber nach einer Äußerung von Japans neuer | |
| Premierministerin Sanae Takaichi sind sie jetzt wieder aufgetaucht. | |
| Die Regierungschefin hatte am letzten Freitag vor einem Parlamentsausschuss | |
| angedeutet, dass Japan militärisch reagieren würde, falls China Taiwan | |
| angreift. „Wenn dieser Notfall den Einsatz von Kriegsschiffen und die | |
| Ausübung von Gewalt beinhaltet, könnte dies in jeder Hinsicht eine | |
| Situation darstellen, die Japans Überleben bedroht“, sagte sie. | |
| Diese Formulierung entsprach dem seit einigen Jahren gängigen | |
| Rechtsverständnis in Japan, zusammen mit den USA sein Recht auf kollektive | |
| Selbstverteidigung auszuüben. Japans Hoheitsgewässer reichen bis auf 110 | |
| Kilometer an Taiwan heran. | |
| China betrachtet die Inselrepublik als abtrünnige Provinz und rüstet sich | |
| militärisch für eine Blockade oder Invasion. Jede Aussage oder Handlung, | |
| die Taiwan als unabhängigen Staat erscheinen lässt, ist für Peking ein | |
| rotes Tuch, die angestrebte Einverleibung reine Innenpolitik. Deshalb wird | |
| jede Äußerung dazu von außen, die von Pekings Standpunkt abweicht, als | |
| Einmischung in innere Angelegenheiten dargestellt. | |
| ## Chinesische Rhetorik im Angriffsmodus | |
| Chinas Generalkonsul in Osaka, Xue Jian, schrieb jetzt zu Takaichi auf der | |
| Plattform X: „Der schmutzige Hals, der sich einmischt, muss abgeschnitten | |
| werden.“ Der Tweet wurde inzwischen gelöscht. Das Parteiorgan Volkszeitung | |
| (Renmin Ribao) verurteilte Takaichi als „rücksichtslos mit ihrer Zunge | |
| schießend“ und warnte: „Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass man | |
| in der Taiwan-Frage Grenzen überschreiten kann, ohne dafür einen Preis zu | |
| zahlen.“ | |
| Der Ex-Chefredakteur der chinesischen Boulevard-KP-Zeitung Global Times, Hu | |
| Xijin, sekundierte auf der Plattform Weibo: „Wenn der japanische | |
| Militarismus in die Taiwanstraße kommen will, um sich auf unseren Klingen | |
| zu opfern, werden wir ihm diesen Wunsch erfüllen." Ein Kanal im selben | |
| Medium, der zum Staatssender CCTV gehört, bezeichnete Takaichi als | |
| „Unruhestifterin“ und fragte rhetorisch: „Hat ihr ein Esel an den Kopf | |
| getreten?“ | |
| Der Streit berührt die historische Feindschaft zwischen China und Japan und | |
| die bestehende „strategische Unklarheit“ hinsichtlich der Souveränität | |
| Taiwans. Japans früherer Regierungschef Shinzo Abe, ein Mentor von | |
| Takaichi, hatte zwar erklärt, ein Notfall für Taiwan sei auch ein Notfall | |
| für Japan, aber ohne die genauen Umstände zu beschreiben. | |
| Mit dieser Tradition hat Takaichi nun gebrochen. Auch intern erntete sie | |
| dafür Kritik. „Abe hätte niemals eine solche unvorsichtige Antwort | |
| gegeben“, zitierte die Zeitschrift President einen Ex-Minister aus | |
| Takaichis Partei. Durch die Nennung konkreter Beispiele habe sie Japans | |
| Karten unnötig auf den Tisch gelegt. | |
| ## Japan will Schadensbegrenzung, China attackiert weiter | |
| Tokio bemühte sich um Schadensbegrenzung. Takaichi erläuterte ihre Aussage | |
| als „hypothetisch“, sie werde sie künftig vermeiden. Auch ihr Kabinettschef | |
| wiegelte ab: Frieden und Stabilität in der Taiwanstraße seien für Japan | |
| Sicherheit entscheidend, aber man hoffe auf eine friedliche Lösung durch | |
| Dialog. | |
| Dessen ungeachtet forderte eine Sprecherin von Chinas Außenministerium am | |
| Donnerstag, Takaichi sollte ihre „ungeheuerlichen“ Aussagen zurücknehmen, | |
| sie hätten den Beziehungen einen schweren Schlag versetzt. | |
| Die fortgesetzten Attacken verstärken den Eindruck, dass Peking Takaichi | |
| einschüchtern will, weil man sie als Nationalistin und Taiwan-Freundin | |
| wahrnimmt. Im April hatte sie Taiwans Präsident Lai Ching-te in Taipei | |
| getroffen. | |
| Nach ihrer Wahl zur Premierministerin schickte Peking nicht den üblichen | |
| Glückwunsch, sondern forderte, Japan solle seine „Verpflichtungen in Bezug | |
| auf die Geschichte einhalten“. Diese Anspielung galt Takaichis Besuchen des | |
| umstrittenen Yasukuni-Gedenkschreins, der auch japanische Kriegsverbrecher | |
| ehrt. [3][Chinas Präsident Xi Jingping] verzog bei seiner Begegnung mit | |
| Takaichi Ende Oktober beim Apec-Gipfel in Südkorea keine Miene, die | |
| Atmosphäre wurde als frostig beschrieben. | |
| 14 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Martin Fritz | |
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