| # taz.de -- Haushalt im Bundestag: Mit der Kettensäge gegen Hilfsprogramme | |
| > Die Koalition aus Union und SPD plant, sämtliche Resettlementprogramme zu | |
| > streichen. Auch an der Integration soll kräftig gespart werden. | |
| Bild: Mit der Kettensäge wird das Bundesbudget zusammengestutzt | |
| In der Migrations- und Antirassismuspolitik wird der Haushaltsausschuss | |
| wohl einer ganzen Reihe fragwürdiger Kürzungen zustimmen – und das [1][bei | |
| deutlich gestiegenem Gesamtumfang des Haushalts.] Oppositionspolitiker | |
| kritisieren, die Bundesregierung setze die völlig falschen Prioritäten. | |
| Die dramatischste Kürzung trifft den Posten für die [2][Evakuierung der | |
| rund 2.000 Afghan*innen], welchen über ein Bundesaufnahmeprogramm Schutz | |
| in Deutschland versprochen wurde. Dafür ist kein Geld mehr eingeplant. Die | |
| Bundesregierung unternimmt derzeit [3][ohnehin alles, um sich aus den | |
| Aufnahmezusagen herauszuwinden]. | |
| Die Kürzungen bei den Integrationskursen sind weniger offensichtlich. In | |
| den Unterrichtseinheiten sollen Geflüchtete und andere Migrant*innen | |
| Deutsch lernen und Grundkenntnisse über die deutsche Gesellschaft erhalten. | |
| Wegen der komplizierten Haushaltssituation nach dem Bruch der | |
| Ampelkoalition waren im Jahr 2025 zunächst nur 763 Millionen Euro statt wie | |
| zuvor 1,24 Milliarden Euro für die Kurse eingeplant. Das zuständige | |
| Bundesinnenministerium beschloss deshalb harte Kürzungen: Extrakurse für | |
| Jugendliche, Eltern und Frauen wurden gestrichen, genauso wie die | |
| Möglichkeit, Kurse zu wiederholen. | |
| Das Geld reichte trotzdem nicht. Im Juni musste das Innenministerium 300 | |
| Millionen Euro nachschießen, zuletzt noch einmal 270 Millionen. Damit waren | |
| im laufenden Jahr etwa so viel Euros für die Kurse nötig wie zuvor: rund | |
| 1,3 Milliarden nämlich. Für die Träger der Kurse – etwa Volkshochschulen �… | |
| bedeutete das Hin und Her große finanzielle Unsicherheit. Die Zugewanderten | |
| litten unter dem eingeschränkten Kursangebot. | |
| ## Angebot ohnehin dürftig | |
| Aus diesem Chaos haben Union und SPD aber offenbar nichts gelernt. Im | |
| Haushalt für 2026 ist nun mit rund 1 Milliarde Euro wieder deutlich weniger | |
| Geld eingeplant, als die Kurse im laufenden Jahr kosten. Der | |
| Grünen-Haushaltspolitiker Leon Eckert sagt der taz dazu: „Diese | |
| Integrationskurse werden durch die Koalition mutwillig gefährdet, indem zu | |
| wenig Geld eingestellt wird.“ | |
| Auch die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Clara Bünger, | |
| äußerte gegenüber der taz Kritik und nannte die Kürzungen „völlig | |
| verantwortungslos“. Und weiter: „Während die Regierung Milliarden für | |
| Aufrüstung und Abschottung lockermacht, soll ausgerechnet bei den Menschen | |
| gespart werden, die hier Schutz suchen und Unterstützung brauchen.“ | |
| Auch die Träger psychosozialer Versorgungsangebote für Geflüchtete fürchten | |
| Kürzungen. In den vorigen Jahren hatten die Regierungsfraktionen im | |
| Bundestag die von der Bundesregierung veranschlagten Mittel stets deutlich | |
| erhöht. Vorletztes Jahr zum Beispiel von 7,1 Millionen auf 18 Millionen | |
| Euro. Dieses Mal gebe es keine Signale aus SPD- und Unionsfraktion, dass | |
| man dies erneut vorhabe, warnte vor wenigen Tagen Lukas Welz, | |
| Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für | |
| Flüchtlinge und Folteropfer, BafF. | |
| Zuletzt hieß es, zwar, es könnten immerhin 4,5 Millionen Euro zu den 7 | |
| Millionen hinzukommen, doch auch das würde eine deutliche Kürzung im | |
| Vergleich zum laufenden Jahr bedeuten. Das reicht bei weitem nicht, um das | |
| aktuelle Angebot aufrechtzuerhalten. Und das ist ohnehin mehr als dürftig: | |
| Obwohl rund jeder dritte Geflüchtete an Traumata leidet, reichen die | |
| Kapazitäten der psychosozialen Zentren nur für die Versorgung rund jedes | |
| dreißigsten. | |
| Die Grünen-Abgeordnete Jamila Schäfer sagte der taz: „Diese kurzsichtige | |
| Politik wird unweigerlich zu Behandlungsabbrüchen, unbehandelten | |
| psychischen Erkrankungen und steigenden sozialen Folgekosten führen.“ Es | |
| sei „geradezu zynisch, wenn der Kanzler sich über vermeintlich | |
| schlechte,Stadtbilder' beklagt, während die Regierung dort kürzt, wo | |
| Integration und Gewaltprävention ganz konkret stattfinden.“ | |
| Und auch der Antidiskriminierungsstelle des Bundes droht ein empfindlicher | |
| Einschnitt. Ringt der Haushaltsausschuss sich am Donnerstag nicht zu | |
| Änderungen im Regierungsentwurf durch, wird das Projekt „Respekt*land“ | |
| komplett gestrichen. Darüber wurden bislang zahlreiche Beratungsstellen für | |
| Diskriminierungsbetroffene finanziert, insbesondere in ländlichen und | |
| anderen unterversorgten Gegenden. Jamila Schäfer dazu: „Mit den geplanten | |
| Kürzungen riskiert die Bundesregierung, dass dieses bewährte Netz wegbricht | |
| und Betroffene in vielen Regionen ohne Anlaufstelle dastehen.“ | |
| Korrigiert am 21.11.2025 Der Posten für Resettlementprogramme im Haushalt | |
| 2026 bleibt unverändert bei 8,9 Millionen Euro und wird nicht gestrichen, | |
| wie es im Text fälschlich hieß. Vollständig gestrichen werden lediglich die | |
| Mittel für das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan, wodurch auch der Umfang | |
| des Postens „Resettlement und Humanitäre Aufnahme“ sinkt. Wir bitten den | |
| Fehler zu entschuldigen. d.R. | |
| 13 Nov 2025 | |
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| [2] /Aufnahmeprogramm-fuer-AfghanInnen/!6088711 | |
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| ## AUTOREN | |
| Frederik Eikmanns | |
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