| # taz.de -- Rekord beim Bundeshaushalt 2026: Viel Geld für wenig Plan | |
| > Führen die hohen Staatsausgaben zu wirtschaftlicher Belebung? Diese Woche | |
| > soll der Bundeshaushalt 2026 fertig werden. | |
| Bild: Baustelle bei Lüdenscheid. Die weiteren Aussichten: Wolkig und bedeckt | |
| Erstaunliche Summen kann die Bundesregierung im kommenden Jahr ausgeben. | |
| Auch dank des neuen Sondervermögens für die Infrastruktur nimmt der | |
| Bundeshaushalt 2026 im Vergleich zur Vergangenheit deutlich zu. Mit | |
| leichten Änderungen werden die Regierungsfraktionen von CDU, CSU und SPD | |
| den Vorschlag der Regierung am Ende der Woche beschließen. Drei zentrale | |
| Fragen stellen sich zu den Wirkungen und Zukunftsaussichten. | |
| 1. Springt die Wirtschaft an? | |
| [1][Die Bevölkerung interessiert in erster Linie, ob der Laden bald wieder | |
| läuft.] Schließlich stagniert die hiesige Wirtschaft seit Jahren, was zu | |
| verbreitet schlechter Laune führt. Die 500 Milliarden Euro des | |
| Sondervermögens sollen zwar in erster Linie die Basis-Infrastruktur | |
| Deutschlands auf den Stand der Dinge bringen. Doch damit verbunden ist auch | |
| die Hoffnung, dass die Unternehmen mehr zu tun bekommen, mehr Steuern | |
| zahlen und zusätzliche Leute einstellen. | |
| [2][„Ja, aber“, sagen dazu die Wirtschaftsforscherinnen und -forscher, die | |
| die Bundesregierung beraten.] Um 1,3 Prozent könnte die Ökonomie 2026 | |
| wachsen, schätzen die Wirtschaftsinstitute. Leider fügen sie hinzu: „Eine | |
| breit angelegte Erholung ist allerdings nicht zu erwarten.“ Hemmend wirkt | |
| sich unter anderem aus, dass beispielsweise die hiesige Autoindustrie | |
| grundsätzliche Probleme hat. Der Rekord-Haushalt von SPD-Finanzminister | |
| Lars Klingbeil und der schwarz-roten Regierung mag also zu Verbesserungen | |
| führen, wobei sich diese in Grenzen halten. | |
| 2. Wie solide ist der Haushalt von Finanzminister Klingbeil? | |
| Die Steuereinnahmen entwickeln sich positiv, ergab die jüngste Schätzung. | |
| Der Bund hat 2026 wohl etwa fünf Milliarden Euro mehr zur Verfügung – knapp | |
| ein Prozent der geplanten Ausgaben. Davon abgesehen schwimmt Klingbeil im | |
| Geld. Insgesamt kann er im kommenden Jahr 640 Milliarden Euro verteilen. | |
| Darin enthalten sind große Summen für die Modernisierung der Bahn, der | |
| Bundeswehr und die Umstellung der Firmen auf kohlendioxidneutrale | |
| Produktion. | |
| Manchen Leuten bereitet allerdings Sorgen, dass fast ein Drittel – rund 170 | |
| Milliarden Euro – mit neuen Schulden finanziert wird. Die Antwort auf die | |
| Frage der Solidität hat deshalb zwei Teile. Erstens: Ja, die Staatsfinanzen | |
| sind tragfähig, weil Deutschland momentan noch eine erträgliche | |
| Schuldenquote von etwa 65 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung | |
| aufweist. Zweitens: Das geht nicht ewig so weiter. So hohe Defizite wie | |
| jetzt kann sich auch eine reiche Gesellschaft nur ein paar Jahre leisten. | |
| 3. Wird der Plan den Herausforderungen gerecht? | |
| Wenn der jetzt zur Diskussion stehende Bundeshaushalt abgearbeitet ist – | |
| Ende 2026 – wird die Koalition schon fast ihre halbe Regierungszeit hinter | |
| sich haben. Dann kommt der Etat 2027, in dem viel größere Löcher klaffen | |
| als im Entwurf 2026. Der Fehlbetrag für 2027 liegt laut Finanzministerium | |
| bei 34 Milliarden Euro, für 2028 bei 64 Milliarden Euro – trotz horrender | |
| Neuverschuldung. Auf die Frage, was die Regierung unternimmt, um diese | |
| Schere grundsätzlich zu schließen, antwortet Dietmar Bartsch (Linke): | |
| „Faktisch nichts.“ Ähnlich Sebastian Schäfer (Grüne): „Die nachhaltige | |
| Konsolidierung der Bundesfinanzen bleibt bei dieser Koalition eine | |
| Fehlanzeige.“ | |
| Bisher fällt eher auf, dass Schwarz-Rot die Lücken vergrößert, indem man | |
| die Steuereinnahmen reduziert. „Die Koalition muss Abstand nehmen von | |
| unsinnigen, teuren Steuersenkungen wie der Gastrosteuersenkung“, kritisiert | |
| Schäfer. Denn die niedrigere Mehrwertsteuer in der Gastronomie kostet rund | |
| vier Milliarden Euro jährlich. Auch die geringere Körperschaftsteuer für | |
| Unternehmen schlägt mit einigen Milliarden Euro zu Buche. Umgekehrt sollen | |
| Ausgaben steigen, etwa durch die zusätzliche Mütterrente im Umfang von | |
| beispielsweise fünf Milliarden Euro pro Jahr. | |
| [3][Beim Sparen fiel der Regierung bisher unter anderem ein, die | |
| Entwicklungshilfe zu kürzen.] 2026 sollen knapp zehn Milliarden Euro | |
| bereitstehen, während es 2022 noch rund 12 Milliarden Euro waren. Die laut | |
| angekündigten Einsparungen beim Bürgergeld sind laut Gesetzentwurf von | |
| Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) jedoch nicht realisierbar. Große Brocken | |
| wie eine Rentenreform bleiben bisher unerledigt, die entsprechende | |
| Kommission arbeitet noch nicht. | |
| Linken-Politiker Bartsch fordert, bei der Rüstung zu sparen. Ausgaben von | |
| hunderten Milliarden Euro zusätzlich in den kommenden Jahren seien | |
| übertrieben. Im Übrigen solle die Regierung auch die oberen | |
| Einkommensgruppen zur Mitfinanzierung heranziehen. SPD und Grüne | |
| thematisieren stark eine Reform der Erbschaftsteuer, bei der | |
| Millionen-Erben mehr zahlen müssten. | |
| 11 Nov 2025 | |
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| Hannes Koch | |
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